Predigten von Superintendenten Friedrich Horn im Dritten Reich

Der Duisburger Superintendent Friedrich Horn (1875-1957), auch Fritz Horn genannt, ist Begründer der „Rheinischen Kirchlichen Arbeitsgemeinschaft Ordnungsblock“ im Jahr 1934. Mit seinem kirchenpolitischen Engagement versuchte Horn eine Vermittlerrolle im Kirchenkampf zwischen Bekennender Kirche und Deutschen Christen einzunehmen. Nicht zuletzt wegen seiner unbedingten Loyalität zum NS-Staat führte sein Wirken aber de facto zur Stabilisierung der DC-geführten Kirchenregierung.

Horn, Fritz (Friedrich), Pfarrer
Präses der Provinzialsynode
abgedruckt in: Der Weckruf, 3. Jg. 1935, Nr. 16 vom 21.04.1935, S. 252

Horn wurde am 9. Mai 1875 als Sohn des Pädagogen Dietrich Horn in Orsoy geboren. Nach seinem Theologiestudium arbeitete er einige Jahre als Lehrer in der von seinem Vater geleiteten Präparandenanstalt. 1905 wurde er Hilfsprediger in der Gemeinde Laar im Kirchenkreis Duisburg, wo er am 24. Dezember 1905 ordiniert wurde und im folgenden Jahr die Nachfolge der Laarer Pfarrstelle von Heinrich Forsthoff übernahm, die er bis zu seiner Emeritierung 1945 innehatte.

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Erster Teil der Kirchenkampfakten von Joachim Beckmann online

Joachim Beckmann, AEKR 8SL046 (Bildarchiv)

Wilhelm Joachim Beckmann (1901–1987) war ein herausragender Wegbereiter und führender Vertreter der Bekennenden Kirche im Rheinland. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte er als Hochschullehrer und Chronist des Kirchenkampfes, sowie ab 1958 als Präses der jungen rheinischen Landeskirche große Bekanntheit. Neben seiner Arbeit als Präses der rheinischen Landeskirche war Beckmann auch als Schriftsteller und Theologe aktiv. Seine Schriften und Reden trugen entscheidend dazu bei, das historische Erbe des Kirchenkampfes zu bewahren und das kirchliche Leben in der Nachkriegszeit zu gestalten.

Seine umfassenden Handakten zum Kirchenkampf (6HA004 Kirchenkampfakten Joachim Beckmann), die als bedeutende Quelle für die Zeitgeschichte gelten, gehören zu einem Archivbestand, der regelmäßig von Forschenden eingesehen wird. Aus diesem Grund haben wir in diesem Jahr begonnen, diese Akten schrittweise zu digitalisieren und sie als PDF-Dateien auf unserer Website einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wir freuen uns, dass nun der erste Teil A, „Schriftwechsel 1938–1945“, zum Download bereitsteht.
Die Digitalisierung der Kirchenkampfakten ist Teil eines größeren Projekts, das darauf abzielt, die Geschichte des Widerstandes in der Kirche zu bewahren und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In den kommenden Monaten werden weitere Akten und Dokumente aus dem Archiv digitalisiert und online gestellt, um ein noch umfassenderes Bild des Kirchenkampfes zu vermitteln.

Predigten zum Reformationsgedächtnisfest

Ich möchte meine Reihe fortsetzen, Predigten evangelischer Pfarrer und Pfarrerinnen entlang des Kirchenjahres vorzustellen. Das Potential von Predigten als historische Quelle ist immens und längst in der Forschung angekommen. Im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland mangelt es zum Reformationstag – dem typisch protestantischen Fest im Kirchenjahr – nicht an überlieferten Predigten.

Überfüllte Reformationsfeier im Planetarium (Tonhalle) Düsseldorf
Fotograf: Hans Lachmann
Datum: 1963 Ort: Düsseldorf
Signatur: AEKR 8SL046 (Bildarchiv), 7_0111019, Schachtel 741 (90/5368)
Präses Joachim Beckmann (1901-1987)
am Rednerpult
Reformationsfest
ökumenischer Eurovisionsgottesdienst
Merkatorhalle Duisburg 1970
Hans Lachmann, Schachtel Nr. 145

In der Vorauswahl las ich Predigten von Joachim Beckmann, die in seinem Nachlass von 1927 bis 1979 überliefert sind und die im Laufe der Jahrzehnte sich veränderten und entwickelten. Da bereits eine Reihe von Beiträgen zur Reformation von Joachim Beckmann veröffentlicht sind, soll hier ein Schlaglicht auf Pfarrerin Ilse Härter geworfen werden. Mir fiel eine 1968 in Elberfeld-West gehaltene Reformationspredigt von Pfarrerin Härter auf, weil sie mit den folgenden Worten beginnt:

Jemand hat einmal im Blick auf die Predigt gesagt: die Kirche kratzt einen immer da, wo es nicht juckt. Wenn das der Fall ist, kann das daran liegen, daß der Prediger weltfremd ist. Es kann aber ebenso daran liegen, daß die Predigthörer träge sind oder gleichsam noch in den Kinderschuhen stecken weil sie ihren Pfarrer überhaupt nicht wissen lassen, wo es zwickt, oder sie reden nur hinter seinem Rücken über ihre Probleme in der irrigen Meinung, daß ein Pfarrer damit nichts zu tun haben dürfte. Eine Gemeinde, die sich so verhält ist unmündig.

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Update zum Digitalen Bestand Paul Schneider

Im November vergangenen Jahres erhielten wir weitere Teile des Nachlasses von Paul Schneider von dessen Nachkommen. Es handelt sich dabei überwiegend um private Korrespondenzen.

Tagebücher Paul Schneiders, Einband, aus Bestand: AEKR Düsseldorf 7NL 081, Nr. 89

Teil der Abgabe waren aber auch zwei Tagebücher von Paul Schneider aus den Jahren 1918 bis 1927. Eine Transkription dieser beiden war schon mit früheren Abgaben an unser Archiv abgegeben worden. Nun liegen sie uns auch im Original vor.

Das erste Tagebuch beginnt am 19.11.1918 mit der Entlassung aus dem Militärdienst und begleitet den jungen Paul Schneider dann durch seine Studienzeit. Das zweite Tagebuch schließt 1922 an und endet 1927 nach seinem Amtsantritt in Hochelheim und Dornholzhausen.

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Versetzungsgesuch des Pfarrers von Hermeskeil zeigt gut die Probleme des Pfarrdienstes 1947

Von 1933 bis 1947 amtierte in der Evangelischen Kirchengemeinde Hermeskeil auf dem Hunsrück der Pfarrer Hans Obermann (1905-1979 oder 1980). Er war fünf Jahre Soldat im Zweiten Weltkrieg und hatte seinen Dienst 1946 wieder aufgenommen. Vor fast genau 78 Jahren schrieb er ein Versetzungsgesuch an das damalige Konsistorium der Rheinprovinz in Düsseldorf. Dieses Schreiben möchte ich hier wiedergeben, da es sehr gut die Probleme aufzeigt, die in dieser Zeit, besonders in einer Landgemeinde der Diaspora, auftreten konnten:

Hermeskeil, den 27.8.1946

An das evangelische Konsistorium der Rheinprovinz

Versetzungsgesuch

Das Konsistorium bitte ich um Versetzung in eine andere Pfarrstelle aus folgenden Gründen:

Um der Gemeinde willen. Als ich anfangs 1933 die Hermeskeiler Pfarrstelle antrat, fand ich eine starke Gruppe Deutscher Christen vor, die vom Amtsvorgänger Pfarrer Krüger gegründet war. Ich selbst hielt mich zur Bekennenden Kirche. Während des Kirchenkampfes suchte ich eine Spaltung der Gemeinde zu verhüten, die in der Diaspora die Auflösung bedeutet hätte. Diese Gefahr wurde noch dadurch grösser, dass Hermeskeil als Heimat des ehemaligen Gauleiters Simon ein parteipolitischer Schwerpunkt (Gaumusterdorf) der Westmark geworden war. Der beständige Druck der im Ort ansässigen Kreisleitung auf unsere Gemeindeglieder, grösstenteils abhängige Beamte und Angestellte, hatte viele Kirchenaustritte, wenigstens der Männer, zur Folge.

Nach dem Zusammenbruch suchten diese Enttäuschten wieder Anschluss an unsere Gemeinde. Dabei hindert aber gerade die Aufrichtigen unter ihnen die Scheu vor dem Pfarrer, der ihre Vergangenheit kennt. Ein Pfarrerwechsel würde diese menschlichen Bedenken und Hemmungen beseitigen und einen neuen Anfang ermöglichen.

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Die zeitlose Kreativität der Versicherungsbranche – Ein Beispiel aus dem Jahr 1921

Otto Ohl (1886-1973) amtierte über ein halbes Jahrhundert als Vereinsgeistlicher beim Rheinischen Provinzialausschuss der Inneren Mission in Langenberg. Wir würden heute eher von einem Geschäftsführenden Direktor sprechen. Ohl verkörperte früh den Typus des Multifunktionärs, der in unzähligen Gremien sitzt und den überwiegenden Teil seiner Arbeitszeit auf Dienstreisen verbringt.

Dr. Otto Ohl, Geschäftsführender Direktor des Rheinischen Provinzialausschusses für Innere Mission, 1957, Fotograf: Hans Lachmann, aus Bestand: AEKR 8SL 046 (Bildarchiv), 011_0084

In seiner Funktion hatte er sich auch mit zahlreiche Versicherungsangeboten für die Einrichtungen der Inneren Mission und deren Mitarbeitende zu beschäftigen. Neben den Standardprodukten der Branche begegnet hier auch die „Begräbnisgeld-Versicherungsanstalt für den deutschen Beamtenstand“. Eher makaber mutet eine im August 1914 angebotene „Kriegsversicherung für Kriegsteilnehmer“ an, deren Auszahlungsquote an die (vergleichsweise geringe) Gefallenenrate des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 indexiert war.

Für sich selbst schloss Ohl 1921 bei der Kölnischen Unfallversicherung eine „Lebenslängliche Eisenbahn- und Dampfschiff-Unglücksversicherung“ ab.

Anrtragsformular der Kölnische Unfall – Versicherungs AG auf eine lebenslängliche Eisenbahn-, Dampfschiff- Unglücks-Versicherung. Aus Bestand: AEKR 5WV 051, Nr. 997

Die Police beschreibt detailliert die versicherten Verkehrsmittel. Hierzu zählten alle nur denkbaren Bahnsysteme weltweit, was für Ohl Priorität hatte. Personenschäden im Schiffsverkehr waren hingegen en detail bis hin zur Angabe von Breitengraden geografisch eingegrenzt. Explizit mitversichert waren die bereits damals beliebten Seereisen nach den Kanarischen Inseln, Azoren und Madeira.

Anrtragsformular der Kölnische Unfall – Versicherungs AG auf eine lebenslängliche Eisenbahn-, Dampfschiff- Unglücks-Versicherung. Aus Bestand: AEKR 5WV 051, Nr. 997

Ein stiller Held des Kirchenkampfes: Der Kraftfahrer Ernst Schrick

1953 erhielt Ernst Schrick, der Fahrer von Präses Heinrich Held, die Mercedes-Benz-Ehrennadel für 100.000 km, die er mit seinem Dienstwagen absolviert hatte. Das blieb die einzige „Auszeichnung“, die er zeitlebens erhalten hat. Dabei hätten sein Mut und sein Initiativgeist während der NS-Zeit noch ganz andere Ordensoptionen verdient gehabt.

Schreiben der Daimler-Benz Aktiengesellschaft, Niederlassung Düsseldorf zur Verleihung der Mercedes-Benz-Ehrennadel vom 25.02.1953. Aus Bestand: AEKR 1OB 022 (Personalakten Konsistorium / Landeskirchenamt), Nr. 326, 19

Die Bekennende Kirche im Rheinland stand seit 1934 vor der Herausforderung, ihre „Grünen Briefe“ sowie ihre sonstigen Mitteilungsblätter und Broschüren an die Gemeinden zu verteilen. Der zentrale Postversand von Essen (Dienstort von Heinrich Held) bzw. Mülheim/Ruhr (dem Standort der Druckerei) aus stand wegen eines entsprechenden Verbotes durch die Gestapo nicht zur Verfügung. In einer Würdigung des 1957 verstorbenen Präses Held berichtet die Kirchenzeitung WEG hierüber Folgendes:

„Ein weiterer Arbeitsraum, von dem nicht einmal der „Chef“ (Heinrich Held, S.F.) etwas wusste, befand sich in einem gemieteten Ladenlokal auf der Bahnhofstraße (in Essen, S.F.). In dichtem Verkehr hat hier Herr Schrick manches Paket mit Niemöller-Postkarten und Rundbriefen in seinen 8-Zylinder-Horch eingeladen, während die Gestapo vor irgendeiner von ihr vermuteten Versandstelle Posten gefasst hatte. Von Essen aus wurden dann Postämter im gesamten Industrierevier und oft weit darüber hinaus angefahren, um die Sendungen, die ins ganze Reichsgebiet gehen, gestreut aufzugeben und sie einem zentralen Zugriff zu entziehen. Bürokratische Bedenken, 45-Stunden-Woche und Kompetenzschwierigkeiten – das alles gab es damals nicht.“

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