„Von Sonntag, den 4. Februar des Jahres ab werden die Kirchen nicht mehr geheizt. Die anhaltende Steigerung der Kokspreise und die fortschreitende Teuerung zwingen dazu. Die Gottesdienste sollen entsprechend gekürzt werden. Bei der ausnahmsweise milden Witterung und mit Rücksicht auf die Zeitlage werden die Gemeindeglieder diese Sparmaßnahme gewiss billigen.“
Nur an dem obsoleten Heizmittel merkt man, dass diese Ankündigung nicht aus der Gegenwart stammt. Sie ist vielmehr dem Düsseldorfer Sonntagsblatt Nr. 7/1923 entnommen, dem „Kirchlichen Anzeiger der evangelischen Gemeinden in Düsseldorf“..
Drei Jahre nach dem ersten Band ist nun plangemäß der nächste Teil dieser Edition als Band 40 der Schriftenreihe des Archivs erschienen. Behandelt wird der Zeitraum 1555-1561: In der unmittelbaren Zeit nach dem Augsburger Religionsfrieden stabilisiert sich die lutherische Landeskirche des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken. Hierzu trägt auch die neue Kirchenordnung Herzog Wolfgangs von 1557 bei.
Kirchenvisitationsprotokolle des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken, Bd. 2, 1555-1561, Hg. Bernhard H. Bonkhoff, ISBN 978-3-930250-53-0
Dass sich bereits im 16. Jahrhundert die Bürokratie und ihre papiernen Hinterlassenschaften rapide ausbreiteten, macht ein Vergleich der Seitenumfänge deutlich: Hatten bei Band I noch 262 Seiten für die Protokolle des Zeitraums 1538-1555 ausgereicht, so benötigen die sechs Jahre des zweiten Bandes schon 452 Seiten.
Der Weg zur (aus Sicht von herzoglicher Verwaltung und Kirchenrat) erfolgreichen Sozialdisziplinierung der Untertanen war freilich noch weit, wie die Visitatoren 1558 in der Pfarrei Baumholder feststellen:
„Damit ist die dritte Lesung der K. O. (Kirchenordnung) beendigt. Der Präses stellt ohne Widerspruch fest, dass die K. O. in der nun beschlossenen Fassung genehmigt und damit die bedeutsame und langjährige Arbeit der Revision unserer K. O. zum Abschluss gekommen ist. Gott segne den Bau!“
Nein, es handelt sich hier nicht um einen Vorgriff auf den zu erwartenden Beschluss der 76. Rheinischen Landessynode, die am 15.1. -20.1. 2023 in Düsseldorf erstmals seit drei Jahren wieder live zusammentritt. Dabei soll sie u. a. die überarbeitete und kräftig verschlankte neue Kirchenordnung der EKiR verabschieden. Dieser Protokollauszug stammt vielmehr von der 37. Rheinischen Provinzialsynode, die sich Ende August 1923 in Barmen versammelt hatte. Was beschäftigte die 142 Synodalen (allesamt Männer) vor hundert Jahren sonst noch?
„Bei Ausuebung meines Amtes an hießiger Gemeinde, vor beiläufig anderthalb Jahren, fand ich unter andrem ein Paar vor, das in ehebrecherischer Verbindung lebte. Maria Christine Dörner, verehelichte Schmalt, 36 Jahre alt, lebte von ihrem Ehemann getrennt, und in unerlaubter Verbindung mit Wilhelm Vogelsang in der Gemeinde Mettmann, gleichfalls 36jährigen Alters. Auf dem Wege liebreicher und ernster Ermahnung sorgte ich sie zur freiwilligen Trennung zu bewegen, und eindringliches Zureden vermochte sie nach einiger Zeit zu diesem Entschlusse, so daß die Frau Schmalt auf Mai 1825 in Hilden eine Wohnung miethete, der Vogelsang aber hier zurückbleiben wollte“ (s.o. 1 OB 020 Nr. 782, S. 1).
Mit diesen Zeilen beginnt der kummervolle Bericht des Pfarrers Karl Keller (1798-1872) an die Königliche hochlöbliche Regierung zu Düsseldorf vom 8 Juni 1826. Keller trat 1825 seine erste Pfarrstelle in Erkrath an und sah sich zugleich mit einem frivolen Problem konfrontiert, dem Ehebruch. Zweifellos hatte sich der Pfarrer der „Gefallenen“ anzunehmen. Um jegliche Art der Wiedervereinigung zu verhüten, mussten beide getrennt werden. Zunächst schien sein Bemühen erfolgreich. Doch der Umzug der Frau Schmalt nach Hilden scheiterte unglücklicherweise am Benrather Bürgermeister, sodass sie weiterhin in der Nähe verblieb. Zum Entsetzen des Pfarrers wohnte sie nach einem Jahr sogar im selben Haus wie Wolfgang Vogelsang.
Unterschiedliche Archivalien des Provinzialkirchenarchivs Bestand 1OB 020
Das Provinzialkirchenarchiv 1OB 020 stellt den ältesten und wichtigsten Bestand des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland dar. Umso erfreulicher ist es, dass die Quellen nun in ihrer Gänze für Recherchen auf der Homepage des Archivs online gestellt werden können. Den Anfang machen dabei die Unterlagen der Reformierten Kirche von der Reformation bis zur französischen Zeit 1794 (Gliederungspunkt A l). Zur schnelleren Navigation und leichteren Handhabung orientiert sich die Präsentation der PDFs auf der Website am Inhaltsverzeichnis des Findbuches, über die jeweiligen Kapiteln bzw. Unterkapiteln gelangt man zu den gewünschten Bestandsnummern.
Mit dem Lieddichter Joachim Neander hatte 2015 alles begonnen. Nun, sieben Jahre später, ist die vom Archiv der EKiR begleitete Kunst- und Erinnerungsaktion „Rheinische Kirchenköpfe“ aus fünf Jahrhunderten zu ihrem Abschluss gelangt:
Heute wurde das Portrait des im KZ Buchenwald ermordeten Pfarrers Paul Schneider (1897-1939) der Öffentlichkeit vorgestellt. Realisiert hat das Werk die Kölner Streetart-Künstlerin Layla Xing.
Heute erschien ein neues Audiogramm mit einem Beitrag vom Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland aus der Reihe “Hergehört! Fakten, Geschichten, Kurioses aus den Düsseldorfer Archiven”. Dabei geht es um einen interessanten Fund bezüglich eines Pfarrers, der 1944 postmortal getraut wurde. Dies schien nicht unüblich zu dieser Zeit. Durch einen Erlass Hitlers vom 6.11.1941 wurde die Möglichkeit geschaffen, „eine Braut mit einem gefallenen oder vermissten Angehörigen der Wehrmacht zu trauen.“ Die Absicht der Eheschließung musste lediglich nachgewiesen werden.
Wer sich den Beitrag anhören möchte, findet diesen hier, ebenso wie weitere Beiträge von anderen Düsseldorfer Archiven auf der Unterseite “Hergehört”.
Der ganzen Blogbeitrag zur Leichentrauung von Pastor Windfuhr:
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