Transkription des Anstaltstagebuchs von Schwester Amalie Göschen online abrufbar

Seit Juni steht das Tagebuch von Amalie Göschen (1813-1901), der ersten Anstaltsleiterin des Magdalenenasyls Bethesda in Boppard, als Digitalisat auf unserer Website zur Verfügung. Unser Kollege Dr. Andreas Metzing verfasste hierzu einen sehr lesenswerten Blogbeitrag, in welchem das Tagebuch, seine Autorin als auch die Einrichtung selber näher beleuchtet werden.

So spannend das Tagebuch auch ist, so frustrierend kann eventuell seine Lektüre sein, v.a. wenn man etwas mit dem Lesen alter Handschriften hadert. Für diesen Fall reichen wir daher die Transkription zum Digitalisat.

Wie in allen handschriftlich verfassten Quellen schlagen sich auch im Tagebuch charakteristische Schreibweisen der Verfasserin nieder, die manchmal Rätsel aufgeben. Hier etwa das variierend ausgeschriebene Kürzel „tem“/“ten“/“tn“ oder einfach nur „t“, welches i.d.R. nach einer Datumsangabe steht, z.B. „Heute den 15 ten Feb. 1859“ (S. 13). Erschwert wird das Lesen zudem durch Abkürzungen aller Art (vgl. S. 5), fehlender Zeichensetzung, Leerstellen im Satz oder der unterschiedlichen Schreibweise ein und desselben Wortes. Auch von der Gültigkeit heutiger Rechtschreibregel muss man sich verabschieden und darf sich über ein „giebt“, „Werth“, „Bescheerung“ oder „confirmirt“ nicht wundern.

Bei der Transkription wurde darauf geachtet, den Text zeilengetreu zu übernehmen, Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung, Interpunktion, (Unter-)Streichungen und Kürzungen wie im Text vorgegeben beizubehalten. War eine Textstelle oder ein Wort schwer oder gar nicht zu entziffern, wurde diese Stelle mit einem Fragezeichen (?) markiert. Vielleicht können hier ja kundige Paläografen aushelfen. Sonstige Informationen, z.B. das Auflösen von Münzkürzeln, finden sich in den Fußnoten.

Für das Lesen alter Schriften gilt: Übung macht den Meister. Hilfe beim Einstieg bietet hier z.B. das Lernangebot ‚Ad fontes‘ der Universität Zürich, welches sich an Geschichtswissenschaftsstudierende, Experten aber auch Laien wendet. Auf der Website finden sich Hinweise zum Recherchieren von Archivquellen, dt./lat./eng. Transkriptionsübungen vom 13. bis zum 20. Jahrhundert, Tutorien, etwa zum Münzwesen oder Heraldik, u.v.m. Ein Blick lohnt in jedem Fall!

Ergänzung der Protokolle der Saarbrückener Kreissynode

Seit Mai 2022 sind die Protokolle aller verfügbaren Kreissynoden der Jahre 1850 bis 1933 auf der Homepage des Archivs online einsehbar. Der Kirchenkreis Saarbrücken wies dabei leider einige Lücken auf. Diese können zwar nicht ganz gefüllt werden, doch können nun erfreulicherweise die Protokolle der Jahre 1918, 1925 und 1926 ebenfalls auf der Website als Digitalisate zur Einsicht nachgereicht werden.

Protokoll der Kreissynode Saarbrücken 1918

Die Protokolle der Kreissynoden sind nicht nur ein wichtiger Quellensatz für die Kirchenkreisgeschichtsforschung, sondern auch ein Spiegel für politische, wirtschaftliche und soziale Verhältnisse, Umbrüche und Entwicklungen. Gerade die ersten zwei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts sind besonders ereignisreiche: Kriegseuphorie, Kriegsermüdung und Niederlage, Hungersnot, Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches, Weimarer Republik, Rheinbesetzung, Inflation, etc. All diese Problemlagen finden Eingang in die Protokolle, die wiederum Einblick in Alltag und Mentalität der Menschen gewähren.

Die Kreissynode des Jahres 1918 etwa, welche vor mehr als 100 Jahren am 6. August in Saarbrücken tagte, steht noch ganz im Zeichen des Ersten Weltkrieges.

„Aber diese Augusttage bedeuten auch den Eintritt in das 5. Kriegsjahr. Das fordert uns auf zum Rückblick und zum Ausblick. 4 Jahre unsäglicher Kämpfe, 4 Jahre der Not des Leidens, 4 Jahre gnädige Gotteshilfe liegen hinter uns. Je länger es dauert, um so schwerer wird die Last, die auf unserem Volke liegt. (…) Und war es allem zum Trotz bisher möglich die Besinnung unseres Volkes hochzuhalten, so hat die evang. Kirche ihr redlich Teil dazu auch im vergangenen Jahr beigetragen. Freilich das ist uns nicht möglich gewesen, den Wuchergeist zu dämpfen und die mancherlei Umtriebe und Unehrlichkeiten, die mit dem Hamstern zusammenhängen, zu hindern – und daß die Vergnügungssucht und die Ausschweifung trotz all unserer Gegenwirkung nicht weniger, sondern mehr geworden, ist tief zu beklagen. Diese Klage geht durch Stadt und Land“ (S.2f).

Weiterlesen

„Verordnung die überhand nehmenden Schlägereien auf dem platten Lande betreffend“ – Staatliche Maßnahmen gegen Händel und Keilerei anno 1814

Vor knapp eineinhalb Wochen neigte sich die diesjährige Rheinkirmes in Düsseldorf zu Ende und das zur vollsten Zufriedenheit der Veranstalter und Besucher. Grund hierfür liege vor allem in dem friedlichen Verlauf der Veranstaltung. Dieses Jahr soll es sich mit ca. 3,59 Millionen Besuchern um die friedlichste Rheinkirmes überhaupt gehandelt haben – so ein Bericht der NRZ.

Von harmonischen und heimeligen Volksfesten konnte Johann August Sack, Leiter des 1814 eingerichteten und unter königlich-preußischer Herrschaft stehenden Generalgouvernements Nieder- und Mittelrhein, anscheinend nur träumen. Im „Journal Des Nieder und Mittel Rheins“ (Nr. 22) vom 1. August desselben Jahres klagt Sack über die zunehmende Gewalt auf dem Lande. Dem Generalgouverneur liege es fern, „dem guten Landbewohner seine Erholungen, Feste und Lustbarkeiten“ zu missgönnen. Auch wäre es nicht zu verantworten, wollte eine Regierung „willkürhriche (sic) oder unnütze Schranken setze(n)“. Doch seine „fast tägliche Erfahrung“ verweise unzweifelhaft auf unhaltbare Zustände. Er moniert, dass besonders „die festlichen Gelage und Zusammenkünfte auf dem platten Lande nur gar zu häufig lebensgefährliche Händel und Schlägereien herbeiführen“.

Dabei scheint er den Kern des Problems erkannt zu haben und konstatiert: „Die Schuld scheint nicht so wohl an den bestehenden Gesetzen zu liegen, welche wenigstens strenge genug sind; sondern vielmehr an der Unbekantschaft (sic) der Landbewohner mit diesen Gesetzen und an dem Mangel zweckmäßiger verhütungs-Maassregeln (sic) abseiten der Ortspolizei“.

Weiterlesen

Weitere Protokolle des Moerser Lokalkonsistoriums sind online

Seit Dezember sind die ersten beiden Jahrgänge, 1803 bis 1804, des Moerser Lokalkonsistoriums bereits online einsehbar. Nun folgen die Jahrgänge bis 1812, sowohl als Quellentext, als auch als Transkription.

Während es in den ersten Jahren vor allem darum ging, sich in die neuen vom französischen Staat vorgegeben Strukturen einzufinden, setzte in den Jahren ab 1805 eine gewisse Routine ein. Es geht unter anderem um Visitationen, die Prüfung und Wahl neuer Prediger und die Ordnung innerhalb der Gemeinden. Die finanzielle Versorgung der Pfarrer war mittlerweile durch ein kaiserliches Dekret vom 31.8.1805 geregelt, das ihnen ein staatliches Gehalt garantierte.

Am 15. August, dem zum Feiertag erhobenen Geburtstag Napoleons I., hielt der Präsident des Lokalkonsistoriums Johann Heinrich Diergardt zur Eröffnung der jährlichen Sitzung im Jahr 1806 eine flammende Rede zu Ehren des französischen Kaisers:

Lobrede auf Napoleon Bonaparte, gehalten bei der Sitzung des Lokalkonsistoriums Moers am 15.8.1806, aus: Bestand 3MB 006, Nr.86, S.69

„Wir feiern heute den Namenstag unseres theuresten Landvaters. Wer unter Ihnen wünscht nicht mit mir aus voller Ueberzeugung seines Herzens: ‚Lange, lange erhalte uns der Gott, von dem wir alle abhaengen unsern großen Kaiser Napoleon Bonaparte. Nicht bloß Unterthanen Pflicht – nein, die edelste Empfindung im Menschen, ohne welche der Mensch aufhört Mensch zu seÿn und sich unter das Thier erniedriget, die Empfindung der Dankbarkeit, fordert uns dazu auf.[…]‘

Die neu hinzugefügten Jahrgänge der Protokolle zeigen das kirchliche Leben unter der französischen Herrschaft.

Doch diese ruhige Zeit währte nicht lange, das Ende der „Franzosenzeit“ am Rhein zeichnete sich schon bald ab.

Ein stiller Held des Kirchenkampfes: Der Kraftfahrer Ernst Schrick

1953 erhielt Ernst Schrick, der Fahrer von Präses Heinrich Held, die Mercedes-Benz-Ehrennadel für 100.000 km, die er mit seinem Dienstwagen absolviert hatte. Das blieb die einzige „Auszeichnung“, die er zeitlebens erhalten hat. Dabei hätten sein Mut und sein Initiativgeist während der NS-Zeit noch ganz andere Ordensoptionen verdient gehabt.

Schreiben der Daimler-Benz Aktiengesellschaft, Niederlassung Düsseldorf zur Verleihung der Mercedes-Benz-Ehrennadel vom 25.02.1953. Aus Bestand: AEKR 1OB 022 (Personalakten Konsistorium / Landeskirchenamt), Nr. 326, 19

Die Bekennende Kirche im Rheinland stand seit 1934 vor der Herausforderung, ihre „Grünen Briefe“ sowie ihre sonstigen Mitteilungsblätter und Broschüren an die Gemeinden zu verteilen. Der zentrale Postversand von Essen (Dienstort von Heinrich Held) bzw. Mülheim/Ruhr (dem Standort der Druckerei) aus stand wegen eines entsprechenden Verbotes durch die Gestapo nicht zur Verfügung. In einer Würdigung des 1957 verstorbenen Präses Held berichtet die Kirchenzeitung WEG hierüber Folgendes:

„Ein weiterer Arbeitsraum, von dem nicht einmal der „Chef“ (Heinrich Held, S.F.) etwas wusste, befand sich in einem gemieteten Ladenlokal auf der Bahnhofstraße (in Essen, S.F.). In dichtem Verkehr hat hier Herr Schrick manches Paket mit Niemöller-Postkarten und Rundbriefen in seinen 8-Zylinder-Horch eingeladen, während die Gestapo vor irgendeiner von ihr vermuteten Versandstelle Posten gefasst hatte. Von Essen aus wurden dann Postämter im gesamten Industrierevier und oft weit darüber hinaus angefahren, um die Sendungen, die ins ganze Reichsgebiet gehen, gestreut aufzugeben und sie einem zentralen Zugriff zu entziehen. Bürokratische Bedenken, 45-Stunden-Woche und Kompetenzschwierigkeiten – das alles gab es damals nicht.“

Weiterlesen

Fotorückblick: Wiederaufbau der bombenzerstörten Johanneskirche Düsseldorf

Zerstörte Häuser und Straßen in Düsseldorf Stadtmitte, Johanneskirche, Fotograf: Hans Lachmann, 1950, Signatur: AEKR 8SL046 (Bildarchiv), BRD_1950_2144
Johanneskirche Düsseldorf, um 1953, Fotograf: Hans Lachmann
Signatur: AEKR 8SL046 (Bildarchiv), 200_190

Die am 6. Dezember 1881 eingeweihte Johanneskirche wurde bei dem sog. Pfingstangriff in der Nacht vom 11. auf den 12.06.1943 durch Fliegerbomben stark beschädigt. Zunächst gab es Überlegungen, aus städtebaulichen Gründen die Kirche an anderer Stelle neu zu errichten, da aber große Teile der Kirche erhalten blieben, konnte am 10. Juni 1951 der Wiederaufbau der sog. Stadtkirche feierlich begonnen werden.

Heute vor 73 Jahren fand die Grundsteinlegung der größten evangelischen Kirche in Düsseldorf statt. Der Pressefotograf Hans Lachmann dokumentierte dieses Ereignis. Auf den Fotos hält ehemaliger Düsseldorfer Superintendent und Oberkirchenrat Rudolf Harney, der sich für den Wiederaufbau auf dem Martin-Luther-Platz eingesetzt hatte, eine feierliche Rede. Auf einem weiteren Foto präsentieren zwei Mädchen stolz die Urkunde, die den Beschluss des Wiederaufbaus der Johanneskirche enthält.

Weiterlesen

Findbuch der Ev. Kirchengemeinde Simmern unter Dhaun

Evangelische Kirche Simmern unter Dhaun

Der Bestand der Kirchengemeinde Simmern unter Dhaun wurde Anfang 2024 in die Ev. Archivstelle Boppard gebracht.  Die erste Ordnung und Verzeichnung erfolgte 1962 durch Archivrat W. Schmidt. Beim Sichten und der neuen Erschließung der Akten, wurde der vorhandene Registraturplan mit den Gruppen beibehalten, da er nur bei den Amts- und Rechnungsbüchern von dem Registraturplan 1994 abwich. Der geordnete Bestand hat eine Laufzeit von 1371 (Urkunden) bis 2015. Er hat 204 Verzeichnungseinheiten und ist in 34 Kartons verpackt. Durch das damalige zubinden der Akten mit Schnüren kam es an den Rändern zu Beschädigungen. Bei der Durchsicht der Akten wurden nur solche Schreiben kassiert, die keinen Bezug zur Gemeinde haben und auch an anderer Stelle vorliegen. Die Altarbibeln blieben bei dem Bestand. In diesem Bestand finden sich auch Archivalien zu den Filialgemeinden Weitersborn, Brauweiler, Horbach und Martinstein. Interessant sind auch die Familienpapiere zu der Fabry-Stiftung (1590-1877), sowie die Urkunden von 1371 bis 1530.

Weiterlesen