Das Museum der Rheinischen Provinzialkirche: Ein gescheitertes Kulturprojekt in der Weimarer Republik

„Im Übrigen war es eine große Freude für mich, nach all dem hypermodernen Kitsch, den man jetzt allenthalben zu sehen bekommt, in diesen alten Formen wieder einmal gesunde Schönheit beobachten zu können. Ich möchte hoffen, dass das Museum Wirklichkeit wird.“ Arno Eugen Fritsche, der Leiter des provinzialkirchlichen Bauamtes, lässt seinen Ressentiments gegenüber Bauhaus und Neuer Sachlichkeit freien Lauf, als er im Oktober 1927 den Kapitelsaal des ehemaligen Kartäuserklosters in Köln besichtigt.

Diesen sollte er im Auftrag des rheinischen Präses Walther Wolff auf seine Eignung für ein geplantes provinzialkirchliches Museum überprüfen. Hintergrund dieses Vorhabens war die große „Jahrtausend-Ausstellung der Rheinlande“, die im Sommer 1925 in den Kölner Messehallen stattgefunden hatte.

Informationsbroschüre zu „Jahrtausendausstellung der Rheinlande, Köln 1925“, aus Bestand: AEKR 5WV 051 (Diakonisches Werk – Bestand Ohl); Nr. 1049

Raum 12 war dabei der Evangelischen Kirche gewidmet, die Räume 13-14 präsentierten die verschiedenen Arbeitsfelder der Inneren Mission. In einem Fotoalbum des damaligen rheinischen Generalsuperintendenten Karl Klingemann sind Aufnahmen der Ausstellungsräume überliefert:

Raum 12: Evangelische Abteilung der Jahrtausenausstellung. Aus Bestand: AEKR 7NL 088 (Generalsuperintendent D. Karl Klingemann); Nr. 6
Raum 13: Innere Mission. Evangelische Abteilung der Jahrtausenausstellung. Aus Bestand: AEKR 7NL 088 (Generalsuperintendent D. Karl Klingemann); Nr. 6

Die Exponate sind in dem über 700-seitigen Ausstellungskatalog detailliert aufgelistet. Sie sollten den Grundstock für das neue Museum bilden. Kapitelsaal und Kreuzgang der Kartause kamen dafür nach Fritsches Einschätzung baulich gut infrage. In seinem abschließenden Bericht von September 1928 sah er Probleme eher in der Nachverfolgung der drei Jahre zuvor präsentierten Stücke:

„ Allzu viel ist von der Jahrtausendausstellung nicht vorhanden; viele Stücke befinden sich noch in Händen der Stadt Köln und es muss versucht werden, sie frei zu bekommen, wie auch ein erneuter Aufruf an die Gemeinden gerichtet werden muss, für das Museum alles herzugeben, was als charakteristisches Ausstellungstück geeignet ist. Persönlich will ich versuchen zu erfahren, wo alle die Stücke der Jahrtausendausstellung aufbewahrt sind, die die damalige Leitung der Ausstellung an sich genommen hat.“ (1OB 002, Nr. 2520)

Dazu kam es nicht mehr, da der Provinzialkirchenrat am 16. Mai 1929 das Museumsprojekt mit Hinweis auf die wie üblich „gespannte Finanzlage“ auf Eis legte. Im Rheinland ist der Impuls für eine Museumsgründung nach 1945 seitens der nunmehrigen Landeskirche nicht mehr aufgenommen worden. Realisiert wurde hingegen 1994 das Landeskirchliche Museum der Württembergischen Kirche in der Ludwigsburger Friedenskirche. Bereits 2006 wurde es freilich im Zuge von Sparbeschlüssen wieder geschlossen.

Kapitelhaus und Kreuzgang der Kölner Kartause wurden 1945 weitgehend zerstört und in der Nachkriegszeit wiederaufgebaut. Auf ehemaligem Klostergelände ganz in der Nähe der Kirche plant die Evangelische Köln und Region jetzt die Errichtung des „Campus Kartause“ als Haus der Bildung.

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