Der Begriff der „glaubensverschiedenen Ehe“ ist heute eine übliche und völlig unverfängliche Bezeichnung für Verbindungen von Ehepartnern unterschiedlicher Konfession oder Religion. Gegenüber dem gelegentlich noch gebrauchten Begriff der „Mischehe“ erscheint sie uns Heutigen als angenehm neutral. Kaum jemandem ist freilich bewusst, dass die Einführung des Ausdrucks „glaubensverschiedene Ehe“ in den amtlichen kirchlichen Sprachgebrauch unter äußerst brisanten politischen Vorzeichen erfolgte, nämlich im Zuge des rassischen Antisemitismus in der Zeit des Nationalsozialismus. Weiterlesen
Archiv für den Monat: August 2016
Ein Beispiel für die geglückte Integration des Hausmädchens in den Familienverband
Nachtrag zum Beitrag vom 25.8.2016
Die Familie des rheinischen Pfarrers Emanuel Leberecht Garschagen (1831-1910) lebte von 1874 bis 1908 in Nimwegen, wo er in der Deutschen Lutherischen Gemeinde Dienst tat.
Die Predigten Garschagens aus diesen Jahren sind in mehreren Büchlein in ordentlicher Handschrift festgehalten.
Das Besondere daran ist in diesem Fall der mit Bleistift hinzugefügte Hinweis im Einband des Büchleins, den vermutlich Garschagen Sohn Lebrecht (geb. 1873) geschrieben hat: Weiterlesen
Ein Merkblatt für die Hausfrau für den Umgang mit Dienstmädchen
1950 wagte sich der Sozialausschuss des Rheinischen Mädchenwerkes, dem auch Pastorin Änne Kaufmann angehörte, an eine Diagnose der Situation junger Arbeiterinnen. Eine der dabei untersuchten Berufsgruppen war die der Hausangestellten, weniger förmlich also der Dienst- oder Hausmädchen.
Dienstmädchen wohnten ständig im Haushalt ihres Arbeitgebers und verrichteten dort sämtliche hauswirtschaftlichen Arbeiten gegen Kost und Logis und einen kleinen Lohn. Seine eigentliche Blütezeit hatte das sog. Dienstbotenwesen bereits im 19. und frühen 20. Jahrhundert erlebt, aber auch in den 1950er Jahren war es noch durchaus üblich.
Frau Oberin Hinsberg schilderte dem Ausschuss in ihrem Referat „Die besondere Lage der Hausangestellten“ das Dilemma dieses Berufsfelds: zahlreiche Stellen waren in diesem fast rein weiblichen Berufszweig unbesetzt, obwohl die Zahl der arbeitssuchenden Frauen in die Tausende ging. Viele Frauen wollten einfach nicht im Haushalt arbeiten.
Der kurzen Liste von Vorteilen des Berufs setzte Hinsberg eine lange Liste von Nachteilen entgegen. Weiterlesen
Können gesprungene Glocken wiederhergestellt werden?
In unserer Sammlung fand sich eine Werbepostkarte der Firma Glocken-Schweißwerk Lachenmeyer, die gesprungene Glocken wieder instandsetzt.
Eine Recherche ergab, dass es diese Firma heute noch gibt. Sie hat damals wie heute noch ihren Firmensitz in Nördlingen. Glocken aus allen Ländern werden dort in einem besonderen Schweißverfahren repariert. Die Werbepostkarte ist 1950 abgestempelt worden.
Weitere Informationen zum Thema :
Der Deutschlandfunk brachte 2014 eine Sendung über diese Firma : Glocken – Mit der Gasflamme ans Klangdenkmal von Remko Kragt.
Der eloquente Dr. Grünagel
Damit hatte die Kirchen-leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland nicht gerechnet: „Nun gesellen Sie sich“, so schrieb Präses Heinrich Held im Dezember 1949 an Oberkirchenrat Oskar Söhngen in Berlin-Charlottenburg, „auch noch zu den Vielen, die für Dr. Grünagel eintreten, und mein Aktenstück wird immer stärker.“ Für den ehemaligen Aachener Pfarrer Friedrich Grünagel verwendeten sich zahlreiche, teilweise prominente Persönlichkeiten: Neben Oberkirchenrat Söhngen Professor Emil Weber, Superintendent Paul Staudte, Emmi Welter, Vorsitzende der rheinischen Frauenhilfe und Mitglied des Deutschen Bundestags, Eugen Gerstenmaier, Leiter des Evangelischen Hilfswerks und späterer Bundestagspräsident, Kirchenpräsident Hans Stempel, Kirchenpräsident Martin Niemöller, Landesbischof Julius Bender u.a.. Die rheinische Kirchenleitung um Präses Heinrich Held geriet zunehmend unter Rechtfertigungsdruck. Weiterlesen
Tolles Erklärvideo des Hessischen Landesarchivs
Welche Aufgaben und Zuständigkeiten Archive und Archivare zu erfüllen haben, zeigt das tolle Erklärvideo des Hessischen Landesarchivs:
„Aus über 1000 langen Jahren wir Hessens Schriftgut aufbewahren“
Eine Orgie an Ausrufezeichen: Das Danklied der Evangelischen zu Aachen an Kaiser Napoleon aus dem Jahr 1804
Beide christlichen Konfessionen haben in ihrer Geschichte stets gern die Nähe zu den politisch Mächtigen ihrer Zeit gesucht. Vor gut 200 Jahren hatte die evangelische Minderheit in Aachen auch allen Grund, dem frisch etablierten Kaisertum Napoleon Bonapartes zu huldigen. Dies belegt ein aktueller Fund im Archiv der EKiR.
Am 29. Juli 1804 erscholl in der Aachener St. Anna-Kirche die Melodie von Martin Luthers Lied „Herr Gott, dich loben wir“, seine Umsetzung des „Te Deum laudamus“ ins Deutsche von 1529. Der Text war freilich ersetzt worden durch einen Dankeshymnus auf den gerade berufenen Kaiser. Darin heißt es z. B. in der zweiten Strophe:
Aufs lieblichste fiel unser Los!
Wir ruhn in eines Kaisers Schoß,
Der unser Freund und Vater ist,
Weil du sein Gott und Vater bist!
Ach, laß ihn leben, leben, Gott!
Der Enkel erst seh seinen Tod!
Noch lange sey Gerechtigkeit
Sein Thun! noch lange Menschlichkeit!
Erhalt in deiner Weisheit ihn!
Zu deiner Hülfe laß ihn fliehn,
Wenn er sie fühlt der Herrschaft Last,
Mit der du ihn begnadigt hast!
Einst leucht´er (dort belohnst du ganz)
In einer bessern Krone Glanz!
Wie schmal, wie steil sein Weg auch sey,
Bleib er dir, Oberherrscher, treu!
Er habe, Gott, er habe Theil
Im Himmel einst am ewgen Heil! Weiterlesen