„Bist du schon eingestaubt?“

Die Materialsichtung erfordert einen klaren Blick

Wer kennt sie nicht, diese sogenannten „Stereotype“? Sie begegnen uns überall im Alltag – so also auch, als ich erzählte, dass ich ein Praktikum im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland machen würde. Für manche hieß das, den ganzen Tag verstaubte Akten im Keller zu wälzen, etwa so, wie es manchmal im Fernsehen dargestellt wird.
Ich persönlich hatte selbst noch keine konkrete Vorstellung dessen, was mich im Praktikum erwarten würde. Immerhin konnte ich nach meinem ersten Tag mit einem Schmunzeln berichten, dass sich die Magazine, in denen die Archivalien aufbewahrt werden, im Untergeschoss befinden, entgegengesetzt einiger Annahmen, waren diese jedoch nicht verstaubt.

Aus einem der Magazine holte ich den Bestand herauf, den es von mir zu erschließen galt. Es handelte sich um einen Teilnachlass eines ehemaligen Pfarrers aus Bonn. In den kommenden Tagen machte ich mich daran, das Material zu sichten. Schnell hatte ich die ersten spannenden Entdeckungen gemacht: „Mein“ Nachlasser äußerte sich zum „Kirchenkampf“ hielt nach Ende des zweiten Weltkrieges Predigten in Schweriner Flüchtlingslagern und positionierte sich zu politischen Themen (so beispielsweise zur Oder-Neiße-Grenze oder zum politischen Nachtgebet).

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Mein Praktikum in der Archivstelle Boppard

Kayleigh Anderton – Praktikum im AEKR

In der Zeit vom 02.09.2019 bis zum 13.09.2019 absolvierte ich ein zweiwöchiges Praktikum in der Archivstelle Boppard. Die Archivstelle Boppard, zugehörig zum Landeskirchlichen Archiv in Düsseldorf, liegt direkt am Bopparder Rheinufer bei der Stiftung Bethesda. Der erste Aufgabenbereich in meinem Praktikum war die Bearbeitung des Bestandes der Kirchengemeinde Koblenz-Pfaffendorf aus der Nachkriegszeit. Als erstes habe ich den Aktenbestand gesichtet und in die dazugehörigen Hauptgruppen nach dem Registraturplan zugeordnet. Anschließend entmetallisierte ich den Bestand  und  bettete Ihn in säurefreie Hefter (DIN EN ISO 9706) um. Zum Schluss legte ich diese Hefter in Kartons und beschriftete diese entsprechend dem Inhalt. Als weitereres habe ich die Taufen, Trauungen und Sterbefälle aus dem handschriftlichen Kirchenbuch der Kirchengemeinde Ravengiersburg abgetippt. Daraus entstand am  Ende ein Kirchenbuch in maschinenschriftlicher Form. Auch habe ich während meines Praktikums eine genealogische Anfrage von einem Nutzer bearbeitet. Ich habe die Landeskundliche Sammlung um verschiedene Faltblätter ergänzt und diese mit der Archivsoftware  ACTApro verzeichnet. Besonders war für mich, dass ich mein eigenes Büro erhalten habe, was sich als durchaus praktisch herausstellte, da Archivarbeit vor allem zwei  Dinge erfordert: Platz und Licht. Mein Praktikum neigt sich jetzt dem Ende zu und mir bleibt abschließend zu sagen, das dieses Praktikum eines der besten war, das ich machen durfte. Alle Mitarbeiter der Archivstelle waren jederzeit freundlich und hilfsbereit und ich durfte alle Aufgaben nach einer kurzen Anleitung selbstständig erledigen. Nie hatte ich das Gefühl, dass ich überfordert oder unterfordert wurde und ich bin jeden Tag gerne zur Arbeit gegangen. Mir hat die Arbeit in einem Archiv in den zwei Wochen viel Freude bereitet und ich habe sehr viel gelernt. Zum Schluss bleibt mir zu sagen, dass ich mich bei den Mitarbeitern der Archivstelle Boppard bedanken möchte für die Spontaneität, die helfende Hand, die Offenheit und die Zeit. Ich werde immer positiv an mein Praktikum in der Archivstelle denken.

Kayleigh Anderton, Boppard den 12.09.2019

„Was man nicht aufgibt, hat man nie verloren.“ – Über mein Praktikum in der Archivstelle der evangelischen Kirche im Rheinland, Boppard

Die Archivare der Archivstelle Boppard mit Praktikantin Hannah Heckmann.

Mit diesem Satz des deutschen Dichters, Friedrich Schiller, möchte ich mein Praktikum abschließend zusammenfassen.

Die Archivstelle Boppard, zugehörig zum Landeskirchlichen Archiv in Düsseldorf, könnte romantischer nicht liegen, und wer nicht weiß, wo er suchen muss, würde in dem ehemaligen Franziskanerinnen-Kloster St. Martin, direkt am Bopparder Rheinufer, nie ein Archiv vermuten, gehören die Räumlichkeiten des 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelösten Klosters heute doch der Stiftung Bethesda. Und diese Räumlichkeiten durfte ich neun herrliche Sommer-Wochen lang meinen Arbeitsplatz nennen.

Schon im Eingangsbereich schnuppert man historische Luft auf den ausgetretenen Stufen und dem Mosaikboden vor der Tür des Archivs im ersten Stock.

Das Archiv ist weder staubig noch dunkel. Alle Räume sind hell und mit hohen Regalen ausgestattet, um die Bestände bearbeiten zu können. Das Bild vom klischeebehafteten Archivar sucht man hier vergebens.
Die wahren Schätze finden sich hier im Magazin und der Bestandsbibliothek. Wer alte, handschriftliche Bücher mit schweren Ledereinbänden gesucht hat, wird möglicherweise hier fündig. Und hier findet sich auch ein wenig Staub auf den Buchseiten in den meterhohen Regalen.

Eine Besonderheit war für mich, dass ich mein eigenes Büro erhalten habe, was in Anbetracht der Arbeiten, die ich zu verrichten hatte, durchaus praktisch war. Denn Archivarbeit erfordert vor allem zwei Dinge: Platz und Licht.

In säurefreien Heftern(DIN EN ISO 9706) umgebettetes Schriftgut

Der erste Aufgabenbereich in meinem Praktikum waren die Bearbeitung des Bestandes der Kirchengemeinde Wirschweiler-Allenbach aus der Nachkriegszeit, für den ich auch ein Findbuch erstellen durfte und der heute wieder sicher in seiner Heimatgemeinde in metall- und säurefreien Papiermappen und –kartons liegt, damit das Papier über die kommende Aufbewahrungszeit keinen Schaden nimmt. Ich durfte hier sehr selbstständig arbeiten, hatte aber immer helfende Hände zur Verfügung.

 

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Archivarbeit von analog bis digital – verstaubt ist was anderes

FaMI-Auszubildende Laura Bremer bei der Erschließung des Bestandes 8SL 080 (AV-Medien)

Mein Praktikum im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland:

Während der Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Fachrichtung Archiv steht unter anderem ein Praktikum in einem anderen Archiv auf dem Plan. Da ich bereits im Studium ein Stadtarchiv kennengelernt habe und die Ausbildung im Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland mache, habe ich das Praktikum als Möglichkeit gesehen, eine weitere Archivsparte kennenzulernen. So bin ich zum Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland gekommen.

Praktikum im AEKR

AV-Sammlung des Film Funk und Fernseh Zentrums der Evangelischen Kirche im Rheinland (FFFZ), aus Bestand: AEKR 8SL 080 (AV-Medien)

Bei Archivarbeit denken viele sicherlich zuerst an stapelweise altes Papier und Berge aus Akten, die in einem staubigen Raum liegen – am besten in einem Keller. Doch in einem Archiv kann man viel mehr finden als Papier und übermäßig verstaubt ist es dort auch nicht. Ich durfte mich während meines fünfwöchigen Praktikums gleich mit einer Vielzahl verschiedener Medien beschäftigen. Bei der Verzeichnung einer AV-Sammlung des Film Funk und Fernseh Zentrums der Evangelischen Kirche im Rheinland (FFFZ) habe ich Videokassetten, CDs, Audiokassetten, DVDs, Schallplatten und Tonbänder in der Datenbank des Archivs aufgenommen. Mit teilweise eigenen Produktionen, aber auch vielen Mitschnitten von Gottesdiensten sowie Fernseh- oder Radiosendungen bot diese Sammlung eine abwechslungsreiche Mischung.
In diesem Zusammenhang wurde mir das Thema der Digitalisierung besonders bewusst. Die Aufnahmen und Produktionen liegen alle in ihrer ursprünglichen Medienform vor, doch wie lange können sie so erhalten bleiben? Sicher ist, dass sie nicht für immer abspielbar bleiben werden. Aber muss deswegen jedes einzelne der gut 300 Medien der FFFZ-Sammlung digitalisiert werden? Eine schwierige Frage, bei der vor allem kleine und mittelgroße Archive immer abwägen müssen, ob dieser Schritt wirklich sinnvoll ist oder ob nur einzelne Stücke aufgrund von Nutzeranfragen digitalisiert werden. Es bleibt in dieser Hinsicht sicherlich in allen Archiven noch die kommenden Jahrzehnte sehr spannend.

Viel Spannendes passiert bei der Archivarbeit aber auch schon in der Gegenwart. So durfte ich mit Herrn Dr. Flesch einen Außentermin begleiten. Die Witwe eines Pfarrers hat seinen Nachlass dem Archiv angeboten. Mit genügend leeren Kartons ging es dann mitten in die Kölner Innenstadt, um den Nachlass vor Ort grob zu sichten. Alles, was von Relevanz sein könnte, wurde eingepackt und ins Archiv transportiert. Ich fand es sehr faszinierend, wie lebhaft die Dame während unseres Besuchs über das Leben ihres verstorbenen Mannes erzählt hat und sich dabei an viele Details noch genau erinnern konnte. So haben die vielen Unterlagen sofort Leben eingehaucht bekommen. Weiterlesen

„Langsam scheint es mir, als sei dieser Krieg doch noch nicht so bald zu Ende.“

Eindrücke aus meinem Informatorium beim Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland

Feldpostbrief von Klaus Harney an seine Eltern vom 30. 09.1940, aus Bestand: AEKR 7 NL 169 (Nachlass Superintendent Rudolf Harney), 12 (Brief 5)

Auch wenn dieser Satz durchaus zu einigen Auseinandersetzungen unserer näheren Vergangenheit und Gegenwart passen würde – er stammt aus einem Feldpostbrief vom 30. September 1940. Sein Verfasser, der junge Klaus Harney, zum damaligen Zeitpunkt bereits Oberleutnant zur See auf dem Zerstörer Z5 „Paul Jacobi“ und aufgrund seiner Beteiligung am Kriegsbeginn in der Danziger Bucht mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet, schrieb diese Zeilen an seine Eltern, Elisabeth und Rudolf Harney, in einer Zeit, als die anfängliche Kriegsbegeisterung begann, der Realität zu weichen.

Der angeführte Satz ist nur einer von vielen, der mir während meines heute zu Ende gehenden Informatoriums im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (Standort Düsseldorf) im Kopf geblieben ist. Weiterlesen

Mein Praktikumsbesuch im Archiv der EKiR

Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. – Richard von Weizsäcker

Praktikant Luke Messinger, Foto: Archiv des JHD

Praktikant Luke Messinger, Foto: Archiv des JHD

Über meine Universität hatte ich die Möglichkeit an der Veranstaltung „Erlebnis-Archiv“ teilzunehmen, welche die Uni in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland anbot. Obwohl ich selbst Geschichte studiere, waren Archive für mich auch im Hinblick auf Hausarbeiten noch kein Thema. Wie manch anderer hing auch ich dem Vorurteil an, dass Archivare im Keller eines Unternehmens oder einer Einrichtung sitzen, hauptsächlich Zeit tot schlagen und dann und wann eine Akte bearbeiten. Zunächst hatte ich ein zweitägiges Seminar im LVR Kulturzentrum, hier wurden über Podiumsdiskussionen, Vorträge und Übungen Facetten des Berufs des Archivars beleuchtet, doch auch das konnte mir nicht den ganzen Umfang des Berufes offenbaren. Für mein Praktikum hatte ich mir ein Kirchliches Archiv ausgesucht: das Archiv des Jugendhauses Düsseldorf, dessen Träger die die katholische Kirche ist. Hier wurde ich schnell eines Besseren belehrt, denn Arbeit, auch wenn es nur ein Ein-Personen-Archiv war, gab es hier genug. Ebenso wurde mir schnell klar, dass sich hier weit mehr verbarg als nur Akten, wie Fotos, Dias, Gemälde, Kleidungsstücke, Fahnen und vieles mehr. Nach einer kurzen Einarbeitungszeit bot sich mir dann die Möglichkeit auch in ein anderes Archiv zu schnuppern: Das Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland. Weiterlesen

Geschichte in Geschichten

Ein Praktikum im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland

 

Man kennt ihn mitunter hauptsächlich aus Geschichten – den Archivar.  Ein alter, grauhaariger Mann mit Brille sitzt in einem Ohrensessel hinter einem Schreibtisch, um ihn Türmen sich Bücher, Akten, lose Papiere auf Boden, Tischen und in zahllosen Schränken. Kontakt mit Mitarbeitern und Nutzern pflegt er selten, lieber wacht er aufmerksam über seine papierenen Schätze und ist stets darauf bedacht, diese sorgsam zu be- und verwahren. Dass dieses Bild jedoch heutzutage bereits selbst Geschichte ist, habe ich während meines Praktikums im Archiv der EKiR erfahren.

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