Spurensuche: Wer war „unser lieber Sohn Johannes“? Zur Familie des Pfarrers und Buchdruckers Friedrich Zillessen

Johannes Zillessen, Buchdrucker, Quelle – Archivbibliothek: alte geschichtlich wertvolle Reden u. Programme 2019.145a

In unsere Archivbibliothek gelangte ein Sammelband mit der Rückenaufschrift „alte geschichtlich wertvolle Reden u. Programme“. Enthalten sind etwa 25 Broschüren aus der Zeit um 1870 bis 1910 mit kurzen theologischen Abhandlungen, Jahresberichten und Predigten. Darunter befindet sich eine auf gutem weißen Papier gedruckte Schrift mit dem Titel „Aus den letzten Tagen unseres lieben Sohnes Johannes“ und dem Foto eines im Stil der Zeit schick gekleideten jungen Mannes (Signatur 2019.145 a). Es fehlen jegliche Angaben zu Verfasser, Herausgeber oder Drucker und Jahr.

Es lässt sich also in diesem Fall nicht vermeiden, sich den Inhalt näher anzuschauen. Gleich im ersten Absatz heißt es, dass der Sohn des Verfassers verstorben ist. Es sei ja bekannt, dass der Sohn vor etwa 9 Jahren in den Alpen von einem Schneesturm überrascht wurde und sich ein schweres Rückenmarksleiden zugezogen habe. Den Plan, Theologie zu studieren, hatte er aufgegeben, um dem alternden Vater „die Last der von ihm begründeten Geschäfte abzunehmen.“ Nach einer Ausbildung in der Bielefelder Druckerei der Fa. Bertelsmann habe er bei Callwey in München eine gute Stelle erhalten. Von München aus unternahm er die verhängnisvolle Reise. Seit neun Jahren habe er nun den Vater in der Leitung seiner Geschäfte sehr unterstützt, trotz seines „geschwächten Gesundheitszustands.“ Es folgen Schilderungen von Hoffnungen auf Heilung des Leidens und schließlich die Möglichkeit, sich bei „Prof. Dr. Förster in Breslau vermittelst chirurgischen Eingriffs ins Rückenmark“ einer allerdings „lebensgefährlichen Operation“ zu unterziehen. Weiterlesen

Zeitschriftenbestand des Archivs wird in der Zeitschriftendatenbank „ZDB“ erschlossen

Das Archiv verfügt in seiner Dienstbibliothek über einen umfangreichen Bestand an Zeitungen, Zeitschriften, Serien und Jahrbüchern, die einem Zeitraum von mehr als 200 Jahren entstammen:

Zeitschriftenbestand des Archivs wird in der Zeitschriftendatenbank „ZDB“ erschlossen. Die Recherche ist über den Katalog der Archivbibliothek möglich. http://www.archiv-ekir.de/

Bei den Zeitungen handelt es sich z.B. um Sonntagsblätter wie „Der Weg„, der die Gemeindeglieder von 1946 bis 2003 begleitet hat, seinen Vorgänger „Sonntagsgruß“ (1921-1941) oder lokale Zeitungen wie „Kirchlicher Anzeiger der Ev. Gemeinde zu Düsseldorf“ (ab 1857, später „Düsseldorfer Sonntagsblatt“, bis 1941).
Zu den Zeitschriften zählen z.B. „Frauenhilfe. Monatsblatt für kirchliche Frauen-Gemeindearbeit“ (vorhanden ab 1906-1941), die „Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst“ (1896-1941) oder „Rheinweiber. feministisch, engagiert, selbstbewusst, religiös“ des damaligen Frauenreferats der Evangelischen Kirche im Rheinland (1898-2012).
Serien sind beispielsweise die Protokolle der rheinischen Provinzialsynoden (1835-1934, 1946), der Landessynoden (ab 1948) oder der verschiedenen Kreisssynoden (ab ca. 1820 handschriftlich, ab ca. 1850 gedruckt).
Jahrbücher gibt es in unserer Bibliothek im kirchlichen Bereich, wie das „Kirchliche Jahrbuch“ (ab 1900, mit seinem Vorgänger „Theologisches Jahrbuch“, seit 1875), aber vor allem auch als Jahrbücher zur Geschichte von Landeskirchen (z.B. „Jahrbuch für Ev. Kirchengeschichte des Rheinlands„, mit Vorgängertiteln seit 1907), Regionen (z.B. „Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend„, ab 1956) oder Orten (z.B. „Essener Beiträge“, ab 1881).

Die Zeitschriftenbestände sind fast vollständig im Katalog unserer Bibliothek erschlossen. Neuerdings haben wir damit begonnen, unsere oben beschriebenen Bestände in der „Zeitschriftendatenbank (ZDB)“ nachzuweisen. Diese ist die zentrale Rechercheplattform für Periodika in Deutschland und Österreich mit ca. 3.700 teilnehmenden Bibliotheken, 1.8 Mio. Titeln und 15 Mio. Besitznachweisen. Aus organisatorischen Gründen werden zunächst die Periodika erfasst, bei denen ohnehin Zugänge zu bearbeiten sind. Die Kollegen unserer Archivstelle in Boppard haben das für den dortigen Zeitschriftenbestand bereits weitgehend abschließen können.

Aktueller Sachstand beim Archivportal NRW

Warten auf Godot oder Prinzip Hoffnung? Irgendwo zwischen Samuel Beckett und Ernst Bloch bewegt sich die Erwartungshaltung aller Archive in Nordrhein-Westfalen, die auf den Relaunch des Portals archive.nrw.de warten. Dieser wird sich nach der jüngsten Mitteilung der Projektgruppe weiter verzögern.

Dies ist umso bedauerlicher, als das Portal ja als Aggregator für die Weiterleitung von Daten an das Archivportal-D und im Archivportal Europa dienen soll. Einen vollständigen Überblick über alle Findmittel des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland zumindest im PDF-Format bietet daher z. Zt. nur die Homepage des Archivs.

Das Findbuch zur Plakatsammlung ist jetzt online!

Die Verzeichnungsarbeiten an der Plakatsammlung der EKiR sind abgeschlossen. Im neuen Findbuch kann jetzt online recherchiert werden.
Es ist bereits die zweite Schicht von Plakaten, die jetzt erfasst worden ist.  Der erste Teil, bereits ca. 1300 Motive, wurde im Jahr 2012 verzeichnet.
Den Kern der Sammlung, insgesamt ca. 800 Stücke, bildete dabei die Sammlung des Düsseldorfer Grafikers Heinrich Brandt, der sie bereits in den 1980er Jahren an das landeskirchliche Archiv abgegeben hatte: Eine bunte Mischung aus selbst gestalteten und gesammelten Plakaten aus seinem beruflichen Umfeld. Ergänzt wird die Sammlung Brandts durch die eigene Sammlung des Archivs der EKiR.

Plakat für die Volkssammlung der Inneren Mission, ca. 1920, 8SL 049 (Plakatsammlung), Nr. 1222

2016 war es an der Zeit für eine nächste Verzeichnungsschicht. Weiterlesen

Die Quellen schweigen zum Tod der Tochter Maria („Mulla“) des Düsseldorfer Pfarrers Samuel Keller

Hier soll von einem Beispiel dafür berichtet werden, dass sich Berichte in autobiographischen Darstellungen nicht immer in den Quellen wiederfinden: Von 1892 bis 1898 amtierte in der fünften Pfarrstelle der Evangelischen Gemeinde Düsseldorf Pfarrer Samuel Keller. Er wurde 1856 in St. Petersburg als Sohn eines aus der Schweiz zugewanderten Waisenhausvaters und Lehrers geboren.

Keller, Samuel, Pfarrer in Düsseldorf; aus Bestand: AEKR Bibliothek BK3005

Keller, Samuel, Pfarrer in Düsseldorf; aus Bestand: AEKR Bibliothek BK3005

Seine ersten Pfarrstellen hatte Samuel Keller in Grunau (Russland, 1880-1884) und Neusatz auf der Krim (1884-1891) inne, wo er die deutschen Kolonisten als Seelsorger betreute. Da seine Arbeit „eine ungewöhnlich dichte Frucht“ brachte, „wurde er ‚oben‘ unliebsam, und wenn er nicht ostwärts, d.h., nach Sibirien, verschwinden wollte, mußte er sich westwärts wenden.“, so Oskar Brüssau, S. 37.

Samuel Keller und seiner Frau Elisabeth Wilhelmine geb. Clever wurden vier Kinder geboren, Hans (1881), Margarete („Grete“, 1882), Maria („Mulla“, 1884) und als Nachzüglerin in Düsseldorf Elisabeth („Lia“, 1897). Keller erwähnt diese in seiner Autobiographie „Aus meinem Leben„, die in zwei Bänden 1917 und 1922 erschien. Drei der Kinder sind auch in „Wer ist’s„, V. Ausgabe 1911, auf Seite 708 aufgeführt. Maria fehlt – und damit sind wir beim Kern dieses Beitrages. Weiterlesen

Archivstelle Boppard eröffnet Digitalen Lesesaal

Der Eingangsbildschirm des neuen Angebots "Digitaler Lesesaal"

Der Eingangsbildschirm des neuen Angebots „Digitaler Lesesaal“

Am  5. März 2016, dem bundesweiten Tag der Archive, hat die Archivstelle Boppard des Archivs  der Evangelischen Kirche im Rheinaland ihr neues Angebot „Digitaler Lesesaal“ eröffnet. Die ersten 190 der über 6000 rheinischen Kirchenbücher im Bopparder Archivmagazin sind nun an modernen PC-Arbeitsplätzen digital einsehbar.

Weiterlesen