In unsere Archivbibliothek gelangte ein Sammelband mit der Rückenaufschrift „alte geschichtlich wertvolle Reden u. Programme“. Enthalten sind etwa 25 Broschüren aus der Zeit um 1870 bis 1910 mit kurzen theologischen Abhandlungen, Jahresberichten und Predigten. Darunter befindet sich eine auf gutem weißen Papier gedruckte Schrift mit dem Titel „Aus den letzten Tagen unseres lieben Sohnes Johannes“ und dem Foto eines im Stil der Zeit schick gekleideten jungen Mannes (Signatur 2019.145 a). Es fehlen jegliche Angaben zu Verfasser, Herausgeber oder Drucker und Jahr.
Es lässt sich also in diesem Fall nicht vermeiden, sich den Inhalt näher anzuschauen. Gleich im ersten Absatz heißt es, dass der Sohn des Verfassers verstorben ist. Es sei ja bekannt, dass der Sohn vor etwa 9 Jahren in den Alpen von einem Schneesturm überrascht wurde und sich ein schweres Rückenmarksleiden zugezogen habe. Den Plan, Theologie zu studieren, hatte er aufgegeben, um dem alternden Vater „die Last der von ihm begründeten Geschäfte abzunehmen.“ Nach einer Ausbildung in der Bielefelder Druckerei der Fa. Bertelsmann habe er bei Callwey in München eine gute Stelle erhalten. Von München aus unternahm er die verhängnisvolle Reise. Seit neun Jahren habe er nun den Vater in der Leitung seiner Geschäfte sehr unterstützt, trotz seines „geschwächten Gesundheitszustands.“ Es folgen Schilderungen von Hoffnungen auf Heilung des Leidens und schließlich die Möglichkeit, sich bei „Prof. Dr. Förster in Breslau vermittelst chirurgischen Eingriffs ins Rückenmark“ einer allerdings „lebensgefährlichen Operation“ zu unterziehen. Weiterlesen