Neue Online-Findbücher: Kirchengemeinden Heddesheim, Hennweiler-Oberhausen und Herren-Sulzbach

In den letzten Wochen wurden drei weitere Findbücher von Beständen der Evangelischen Archivstelle Boppard retrokonvertiert und sind auf der Website des Archivs und im Portal „Archive in Nordrhein-Westfalen“ verfügbar:

Das Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Heddesheim umfasst einen Zeitraum von 1652-1973. Der Bestand enthält u.a. frühe Schriftwechsel mit dem reformierten Kirchenrat, Visitationsberichte und Protokolle kirchlicher Gremien. Auch das Verhältnis zu Staat und Kommunen sowie konfessionelle Auseinandersetzungen sind dokumentiert. Interessant ist in diesem Bereich ein Konvolut zum Kirchenkampf der Jahre 1937 und 1938, als DC-Pfarrer Carl Wippermann ohne Zustimmung der Landeskirche einen aus Thüringen stammenden Pfarrverweser auf die vakante Pfarrstelle in Heddesheim berufen wollte. Relativ umfangreich ist die Überlieferung zum Unterrichtswesen. Sie umfasst den Konfirmandenunterricht, Schulaufsicht durch den Pfarrer, Lehrerberufungen und Disziplinarmaßnahmen sowie Schulgebäude und Ausstattung. Das Rechnungswesen enthält Haushaltspläne und Jahresrechnungen der Kirchenkasse und der Elisabeth-Stiftung, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Ergänzt wird der Bestand durch Archiv-Fragmente ab 1950, u. a. zur Nachkriegszeit, zu Bauprojekten sowie zur Gemeindearbeit.

Ausschnitt aus einer Rechnung über Einnahmen und Ausgaben der Sulzbacher
Kirchen- und Almosen-Gefälle vom 11. Nivose 8 bis 11. Nivose 9 [1800-1801] durch Pfarrer Friedrich Wilhelm Spener; aus Bestand: AEKR Boppard 4KG 038B (Herren-Sulzbach), IX

Das Findbuch des Archivs der Evangelischen Kirchengemeinde Hennweiler-Oberhausen umfasst Fragmente mit einer Laufzeit von 1835-1951, die aus dem Archiv des Kirchenkreises Sobernheim übernommenen wurden. Den Schwerpunkt des kleinen Bestandes bilden die Amtsbücher. Für Hennweiler sind Protokollbücher aus der Zeit von 1835 bis 1932 erhalten, die auch Lagerbucheinträge aus den Jahren 1877 bis 1897 umfassen. Für Oberhausen existieren entsprechende Aufzeichnungen aus den Jahren 1881 bis 1885 sowie 1906 bis 1932. Überliefert sind außerdem Lagerbücher für beide Gemeinden aus dem Jahr 1902. Die Finanzjournale bestehen aus Kassenbüchern von Hennweiler aus der Zeit von 1870 bis 1899, Einnahmen- und Ausgabenverzeichnisse beider Gemeinden bis in die 1930er Jahre sowie einem Rechnungsjournal der vereinigten Pfarrei Hennweiler-Oberhausen für die Jahre 1926 bis 1942.

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Brand im Archiv der Fliedner-Kulturstiftung

am 19. Mai sind bei einem Brand in der Versorgungszentrale des Florence-Nightingale-Krankenhauses in Düsseldorf-Kaiserswerth auch erhebliche Teile der Archivbestände der Fliedner-Kulturstiftung zerstört oder schwer beschädigt worden.

Zur Finanzierung der dringend erforderlichen und bereits eingeleiteten Restaurierungsmaßnahmen bittet die Kulturstiftung um Spenden auf das dafür eingerichtete Konto.

Kennen Sie bereits „Der Frommen Lotterie“?

Bister, Ulrich (Hrsg.): Geistliches Blumen-Gärtlein (Sig. GT 12 64)

Während meiner ersten Arbeitswochen beschäftigte ich mich mit der Arbeit des Pietismus-Forschers Horst Neeb (Bestand 8SL 059). Dabei stieß ich zwangsläufig auf den Namen Gerhard Tersteegen. Jener Tersteegen erlangte vornehmlich durch seine Poesien und Dichtungen überregionale Bekanntheit.[1] Zu den einflussreichsten Beiträgen Tersteegens zählt zweifelsfrei das Werk „Geistliches Blumen-Gärtlein“. Eine Besonderheit des Werkes bildet der letzte Teil, der den Namen „Der Frommen Lotterie“ trägt. In unserem Bestand der Archivbibliothek (I.11, übernommene Bibliothek Brüderverein) finden sich zwei Variationen der Lotterie: Zum einen die klassische Buchform und zum anderen eine Ziehkästchen aus dem Jahre 1791.  

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Christi Himmelfahrt – „Der am wenigsten verstandene Feiertag“

Vor knapp zwei Jahren übergab Prof. Dr. Joachim Conrad dem Landeskirchlichen Archiv einen geordneten und verzeichneten Bestand (Repertorium) im Umfang einer Archivmappe mit Dokumenten des am 12. Februar 1944 bei Michailowka / Nikopol gefallenen rheinischen Hilfspredigers Werner Bernhardt. Der Bestand wurde zur Biografischen Sammlung (8SL 045) aufgenommen. Geboren wurde Bernhardt als Sohn eines Malermeisters am 1. März 1911 in Barmen. Er studierte Theologie in Marburg, Göttingen und Bonn. Nach dem Vikariat in Speldorf verrichtete er seinen Hilfsdienst zuletzt in Waldniel, als er 1940 in den Militärdienst eingezogen wurde. Neben Arbeiten aus Studium und Examen hat der Nachlass vornehmlich Predigten und Andachten zum Inhalt.

Bernhardt, Werner (1911-1944)
Signatur: AEKR 8SL046 (Bildarchiv), 012B_0269

Exemplarisch soll hier eine Predigt an Himmelfahrt 1938 vorgestellt werden. Der 27-jährige Hilfsprediger Bernhardt hält eine Predigt zu Markus 16,14-20 und fordert die Gemeinde auf, sich zu „besinnen, auf das, was uns dieser heutige Feiertag sein soll und was er ist.“ Denn auch schon 1938 wird der Feiertag gerne dafür genutzt, einen „schönen traditionellen Himmelfahrtsausflug“ zu machen und den „beginnenden Frühling würdig zu begrüßen“. Bernhardt stellt fest, dass Christi Himmelfahrt „dasjenige von allen christl. Festen (ist,) welches eigentlich am wenigsten verstanden wird.“

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Mehr Goldene Worte zu Ostern

Unser Fundus an Plakaten aus der Reihe der Goldenen Worte kann sich mit mehr als 500 Motiven mittlerweile wirklich sehen lassen.

Daher wünschen wir auch in diesem Jahr allen Leserinnen und Lesern unseres Blogs fröhliche und gesegnete Ostern mit diesen sehr klassischen Goldenen Worten aus dem Jahr 1967.

„Gelobt sei Gott, …“ Plakat aus der Reihe „Goldene Worte“, 1967, aus Bestand: AEKR Düsseldorf , 8 SL 049 (Plakatsammlung), Nr.1921, © Herder Verlag

Ostern – eine Zeit des Protests?

7NL 038 Nr. 28 – Broschüre „Ostermasch 1968“

Ostern kann mit vielen Dingen in Verbindung gebracht werden. Ob man dabei an Osterhasen, bunte Eier, Eiersuchen, Schokolade, Hefegebäck, Schulferien, Ratschen oder Palmstöcke denkt, ist von Mensch zu Mensch verschieden. An Ostern feiert man die Auferstehung Jesu Christi und somit seinen Sieg über den Tod. Für die Christenheit ist Ostern das wichtigste Fest im Kirchenjahr.

Für die einen mag Ostern nun damit die Zeit der Besinnung und Ruhe sein. Für andere hingegen ist Ostern die Zeit des Protests und der Demonstration, genauer gesagt die Zeit der Ostermärsche.

Ostermärsche haben ihren Ursprung in der Nachkriegszeit in Großbritannien. Die Campaign for Nuclear Disarment (CND) protestierte 1958 zum ersten Male gegen die atomare Aufrüstung. Von London aus marschierten Aktivisten nach Aldermaston (Aldermaston March), wo ein Kernforschungszentrum angesiedelt war. Der Protestzug fiel dabei mit dem Osterfest zusammen, was keineswegs ein Zufall war. Man entschied sich viel mehr bewusst für den kirchlichen Feiertag, um die symbolische Bedeutung von Ostern, als Fest der Auferstehung, des Friedens und der Hoffnung, verstärkt in die Welt hinauszutragen.

Die Protestbewegung stieß international auf breite Resonanz. Bereits an Karfreitag 1960 fand auch in Deutschland der erste Ostermarsch statt. Die Ostermärsche entwickelten sich schnell zu einer Massenbewegung, die von vielen verschiedenen Friedensinitiativen und politischen Gruppen getragen wurde. Protestiert wurde gegen Atom- und Massenvernichtungswaffen, generell gegen Aufrüstung und Krieg (Vietnamkrieg) und für Frieden, Völkerverständigung, Menschenrechte und Umweltschutz.

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Österliche Predigt im Semestereröffnungsgottesdienst der KiHo Wuppertal vor 50 Jahren

Pfarrer Hans Rudolf Jürgen Fangmeier (1931-2013) war Dozent und später Professor an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal. 1963 promovierte er bei Karl Barth in Basel mit dem Thema Erziehung in Zeugenschaft. Karl Barth und die Pädagogik. Fünf Jahre später wurde Fangmeier auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal berufen. Die Professur war mit der Pfarrstelle der evangelisch-reformierten Gemeinde im niederbergischen Schöller verbunden. In beiden Funktionen folgte er Wilhelm Niesel im Amt.

In einer österlichen Semestereröffnungspredigt in der Kirchlichen Hochschule Wuppertal am 15. April 1975 bezieht Fangmeier Stellung zum Theologiestudium und den damit verbundenen Hindernissen:

Jürgen Fangmeier spricht auf der 9. Wissenschaftlichen Tagung der Internationalen Ernst-Wiechert-Gesellschaft, 3.6.2007, Mülheim an der Ruhr
Signatur: AEKR 8SL 046 (Bildarchiv), 013_0164

Sie, liebe Kommilitonen, drängen zahlreich ins Theologiestudium – in einer Zeit, wo der kirchliche Wohlstand nachläßt oder aufhört, wo deshalb „Planstellen“ reduziert werden müssen…, und wo zugleich Rückversicherung schwieriger wird. (…)

In der Zukunft – die derweise naht, daß sie für uns schon begonnen hat – ist die persönliche Sicherheit klein zu schreiben. ‘..der verleugne sich selbst‘ ! Arbeit aber wird durchaus da sein. Denn die Menschen um uns befinden sich in tiefer Glaubensverlegenheit (auch wenn sie aus der Kirche austreten). Sie wollen von uns nicht überfordert, aber sie wollen geliebt sein und wollen geholfen haben, gehorsam (oder doch nicht ganz und gar ungehorsam) leben und getrost sterben zu können. „Planstellen“ können rar werden, aber A r b e i t wird sein. (…) Schon das Studium ist Kreuz bzw. will als solches genommen und getragen sein.

Die Predigt hat auch nach 50 Jahren ihre Aktualität kaum verloren. Die Tätigkeit der KiHo wird in der bisherigen Form bis Ende März 2027 eingestellt. Die Landessynode 2025 der Evangelischen Kirche im Rheinland hat die Errichtung eines Theologischen Bildungscampus als Weiterbildungsgesellschaft beschlossen.

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