Für Maulbeerbäume und gegen „unnütze Wortklaubereien“: Kirche im aufgeklärten Absolutismus

Im späten 18. Jahrhundert trägt das Gedankengut der Aufklärung einen Reformimpuls auch in die deutsche Kleinstaaterei. Lesegesellschaften werden gegründet, zaghafte Toleranzedikte verkündet sowie Maßnahmen zur Wirtschaftsmodernisierung eingeleitet. Die evangelischen Geistlichen werden zunehmend als Staatsbeamte interpretiert, die von der Kanzel aus die mehr oder minder zukunftsweisenden Anregungen der Regierung öffentlich zu verkünden haben.

Eine wahre Flut gedruckter Verordnungen geht nun auf die Geistlichen nieder. Einige Beispiele des auch für St. Goar zuständigen Fürstlich Hessischen Konsistoriums in Kassel veranschaulichen dies.

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Historische Einladungen für Urlauber zu Gottesdiensten

In diesen schwierigen Zeiten des Corona-Virus scheint das Thema dieses Beitrags etwas abseitig: Weder kann man zur Zeit als Urlauber den Alltag hinter sich lassen noch können Gottesdienste durchgeführt werden. 1932/33 hatte eine Plakataktion des Evangelischen Landespreßverbandes für Sachsen das Ziel, Urlauber auf Gottesdienste in den Kirchen in ihrer Nähe hinzuweisen. Die beiden Postkarten zeigen die Motive für die Winter- und die Sommeraktion, für die Plakate im Format 32 x 44 cm angeboten wurden.

Postkarte „Wintersportler“, Evang. Landesverband für Sachsen, Dresden im November 1932, aus Bestand: AEKR 8SL 049 (Plakatsammlung)

Die beiden Motive eines Künstlers (Heinz) Walter bestechen durch ihre klaren Linien. Die Verwendung von lediglich zwei Farben macht die Darstellungen schlicht, aber auch prägnant.

Die Einladung an Wintersportler ist in blau und weiß gehalten. Die – größere – weiße Fläche kann man als verschneiten Berg und damit Abfahrtsmöglichkeit für Skifahrer oder als Kirchengiebel deuten. Links verbindet ein Paar Skier – gezeigt werden Ober- und Unterseite in verschiedenen Farben – die weiße mit der oberen blauen Fläche, die den strahlend blauen Himmel darstellen kann. Daneben steht der Skistock. Ein schmales, aber großes weißes Kreuz nimmt die rechte Hälfte der blauen Fläche ein und stellt den christlichen Hintergrund des Motivs klar. Der Schriftzug „Wintersportler besucht den evangelischen Gottesdienst in der Kirche zu […]“ fällt gut ins Auge. Interessant ist die Verwendung zweier Schrifttypen: Das Wort „Gottesdienst“ ist in einer rationalen Type ohne Serifen in Großbuchstaben gesetzt.

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Aus dem Homeoffice eines Archivars

Morgens direkt vom Bett zum Arbeitsplatz. Die Jogginghose einfach anlassen. Keine Bahn fahren und kein Fußweg im dunklen bis hin ins Büro. Für viele Arbeitnehmer eine Traumvorstellung. Seit heute ist dies erstmal auf unbestimmte Zeit die Realität, denn auf Grund des Corona-Virus befinden wir uns aus dem Archiv der Evangelischen Kirche alle im Homeoffice. Dies stellte uns zu Beginn doch vor einige Herausforderungen, denn was macht ein Archivar im Homeoffice? Okay, Literatur lesen, Emails beantworten, die Homepage und den Blog pflegen, dass geht so gerade noch. Aber mehrere Wochen damit füllen? Optimistisch. So entschieden wir uns kurzerhand dazu, unsere Bestände einfach mit nach Haus zu nehmen. An dieser Stelle ein paar Impressionen.

Tag 1 im Homeoffice

Auch die Fotodigitalisierung ist von Zuhause aus mit Scanner und Bildbearbeitungsprogrammen weiterhin umsetzbar. Und so kann man dann auch mal eben die Mittagspause auf dem Balkon verbringen oder sich zwischendurch einen Kaffee genehmigen.

Nichts desto trotz denke ich, spreche ich im Namen aller, wenn ich sage, dass ich froh bin, wenn der Betrieb im Archiv wieder fortgesetzt wird und man sich Face-to-Face mit den Kollegen austauschen und bei Fragen besprechen kann.

Rückblick: Tag der Archive 2020 in Düsseldorf

Tag der Archive in Düsseldorf 2020

Nachdem den Besuchern des Tages der Archive in Düsseldorf in der vergangenen Woche ein umfangreiches Programm zum Thema Archivwesen, Kultur, Sport- und Lokalgeschichte geboten wurde, möchten wir hier auf unserem Blog einmal resümieren.

Für uns im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland startete die Woche am Montag mit einer Führung durch unsere „Katakomben“. Anhand von Quellen des Mittelalters bis hin zum 20. Jahrhundert (z.B. Mittelalterliche Urkunden; Protokollbücher, Kirchenbücher, Plakate und Tagebücher), wurde den Teilnehmern ein kleiner Eindruck über unsere Archivbestände gegeben. Im Anschluss war noch genügend Zeit für Fragen und gegenseiten Austausch.

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„probatum est“ – Rezepte gegen allerlei Krankheiten

Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein“ – Voltaire

Ach ja, wenn es doch nur so einfach wäre, etwas für die Gesundheit zu tun. Aber wenn die Nase erstmal läuft, der Kopf brummt, der Hals kratzt oder die Glieder schmerzen, dann ist Voltaires Vorsatz schnell vergessen. Von einem „glücklichen Gemütszustand“ ist man in der Regel dann auch eher weit entfernt.

Bei Beschwerden und Leiden will man nur eins: ein Heilmittel, am besten ein Allheilmittel. Der gleiche Wunsch galt auch für Menschen, die in einer Zeit vor Penicillin, Asperin und Co. lebten. Sie mussten sich anders behelfen. Wie? Das zeigt der Bestand 4KG 005 Evangelische Kirchengemeinde Düsseldorf. Er enthält nämlich eine Vielzahl an Arzneirezepten, die nicht nur Auskunft über die Arten der Übel geben, sondern auch darüber, wie die Menschen damals gegen sie vorgingen.

Es finden sich Rezepte „pro hamoroides“ oder gegen Blattern, d.h. Pocken, Zahnschmerzen, Wassersucht, Magenkrämpfe, Geschwülste, (kaltes) Fieber und „mensium fluxus“, sprich Menstruationsbeschwerden u.v.m. Im Kampf gegen alle möglichen Indispositionen griffen die Düsseldorfer dabei auf Salben, Pulver, Tees, Wickel oder angesetzte Tränke zurück. Wie Frau Rockel-Boeddrig in ihrem Beitrag zutreffend schrieb, sind die Rezepte nicht ohne Mühe zu entziffern (auch sicherlich nicht alle für voll zu nehmen) und nur fragmentarisch enthalten. Dafür sind sie umso interessanter!

Einige Beispiele:

Von einem Dr. Hummel z.B. stammt eine Verschreibung gegen Husten aus dem Jahre 1772. Er empfiehlt einen Tee aus „Althee“ (Echter Eibisch), „Sternanis“ und „Glycyrzhiza“ (Süßhölzer) anzusetzen. Dieser muss „des Abends bey dem Schlafen gehen gedrunken werden“ .

Rezept gegen Husten – AEKR 4KG 005 (Kirchengemeinde Düsseldorf) Nr. 296

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Ergänztes Online Findbuch: Bestand 7NL 002 – Oberkirchenrat Helmut Rößler

Rößler, Helmut; Pfarrer; Oberkirchenrat; Ca. 1962, Bestand: AEKR_8SL 046 (Bildarchiv), 010_0169

Der Bestand 7NL 002 umfasst alle wesentlichen Stationen des Lebens von Helmut Rößler (1903-1982): Pfarrstelle Beveringen in der Priegnitz (1929-1933), Auslandspfarrstelle in Heerlen / Niederlande (1933-1939), Studiendirektor am Predigerseminar Düsseldorf (1939-1941), Konsistorialrat in Düsseldorf (1942-1945) und Oberkonsistorialrat bzw. Oberkirchenrat (1945-1968).
Seine Predigten und Vorträge aus den Jahren 1946 bis 1968 bilden ein Schwergewicht dieses Bestandes. Die Revision des Evangelischen Kirchengesangbuchs (EKG) ist ausführlich festgehalten. Die Ev. Radiomission „Christus lebt“ bei Trans World Radio / Monaco hat ihn von 1962 bis 1969 beschäftigt.
Die Akte 9.2. dokumentiert die Konzerttätigkeit seiner Tochter Almut Rößler, später Kirchenmusikdirektorin der Kantorei der Neanderkirche Düsseldorf, in den Jahren 1955-1966. Die Korrespondenz seines Vaters Walter Rößler, vor dem Ersten Weltkrieg Konsul in verschiedenen Kolonien Afrikas, ist eine weitere Besonderheit dieses Bestandes (Punkt 11). Die Fotoalben aus den Jahren 1903 bis 1924 veranschaulichen das exotische Ambiente (Punkt 14).
Die Ergänzung: 2016-2019 gelangten aus dem Nachlass von Kirchenmusikdirektorin Almut Rößler weitere Unterlagen an das Archiv. Zusammen mit den bei der Ersterfassung 1983 unverzeichnet gebliebenen Stücken bilden sie nun Nr. 218-251 des Bestandes. Insgesamt umfasst der Bestand 252 Verzeichnungseinheiten und verteilt sich auf gut 7 Lfm. Archivgut.

Literatur: Holger Weitenhagen: Helmut Rößler – Der schwierige Weg der Mitte, in: MEKGR 56 (2007), S. 57-72. Kai Seyffarth: Entscheidung in Aleppo – Walter Rößler (1871-1929), Bremen 2015

Ergänzende Archivbestände: Pers. LKA Nr. 277; 2LR 002 (Pfarrerdienst beim Ev. Konsistorium der Rheinprovinz)

„Bist du schon eingestaubt?“

Die Materialsichtung erfordert einen klaren Blick

Wer kennt sie nicht, diese sogenannten „Stereotype“? Sie begegnen uns überall im Alltag – so also auch, als ich erzählte, dass ich ein Praktikum im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland machen würde. Für manche hieß das, den ganzen Tag verstaubte Akten im Keller zu wälzen, etwa so, wie es manchmal im Fernsehen dargestellt wird.
Ich persönlich hatte selbst noch keine konkrete Vorstellung dessen, was mich im Praktikum erwarten würde. Immerhin konnte ich nach meinem ersten Tag mit einem Schmunzeln berichten, dass sich die Magazine, in denen die Archivalien aufbewahrt werden, im Untergeschoss befinden, entgegengesetzt einiger Annahmen, waren diese jedoch nicht verstaubt.

Aus einem der Magazine holte ich den Bestand herauf, den es von mir zu erschließen galt. Es handelte sich um einen Teilnachlass eines ehemaligen Pfarrers aus Bonn. In den kommenden Tagen machte ich mich daran, das Material zu sichten. Schnell hatte ich die ersten spannenden Entdeckungen gemacht: „Mein“ Nachlasser äußerte sich zum „Kirchenkampf“ hielt nach Ende des zweiten Weltkrieges Predigten in Schweriner Flüchtlingslagern und positionierte sich zu politischen Themen (so beispielsweise zur Oder-Neiße-Grenze oder zum politischen Nachtgebet).

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