„Bist du schon eingestaubt?“

Die Materialsichtung erfordert einen klaren Blick

Wer kennt sie nicht, diese sogenannten „Stereotype“? Sie begegnen uns überall im Alltag – so also auch, als ich erzählte, dass ich ein Praktikum im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland machen würde. Für manche hieß das, den ganzen Tag verstaubte Akten im Keller zu wälzen, etwa so, wie es manchmal im Fernsehen dargestellt wird.
Ich persönlich hatte selbst noch keine konkrete Vorstellung dessen, was mich im Praktikum erwarten würde. Immerhin konnte ich nach meinem ersten Tag mit einem Schmunzeln berichten, dass sich die Magazine, in denen die Archivalien aufbewahrt werden, im Untergeschoss befinden, entgegengesetzt einiger Annahmen, waren diese jedoch nicht verstaubt.

Aus einem der Magazine holte ich den Bestand herauf, den es von mir zu erschließen galt. Es handelte sich um einen Teilnachlass eines ehemaligen Pfarrers aus Bonn. In den kommenden Tagen machte ich mich daran, das Material zu sichten. Schnell hatte ich die ersten spannenden Entdeckungen gemacht: „Mein“ Nachlasser äußerte sich zum „Kirchenkampf“ hielt nach Ende des zweiten Weltkrieges Predigten in Schweriner Flüchtlingslagern und positionierte sich zu politischen Themen (so beispielsweise zur Oder-Neiße-Grenze oder zum politischen Nachtgebet).

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