Fotorückblick: Wiederaufbau der bombenzerstörten Johanneskirche Düsseldorf

Zerstörte Häuser und Straßen in Düsseldorf Stadtmitte, Johanneskirche, Fotograf: Hans Lachmann, 1950, Signatur: AEKR 8SL046 (Bildarchiv), BRD_1950_2144
Johanneskirche Düsseldorf, um 1953, Fotograf: Hans Lachmann
Signatur: AEKR 8SL046 (Bildarchiv), 200_190

Die am 6. Dezember 1881 eingeweihte Johanneskirche wurde bei dem sog. Pfingstangriff in der Nacht vom 11. auf den 12.06.1943 durch Fliegerbomben stark beschädigt. Zunächst gab es Überlegungen, aus städtebaulichen Gründen die Kirche an anderer Stelle neu zu errichten, da aber große Teile der Kirche erhalten blieben, konnte am 10. Juni 1951 der Wiederaufbau der sog. Stadtkirche feierlich begonnen werden.

Heute vor 73 Jahren fand die Grundsteinlegung der größten evangelischen Kirche in Düsseldorf statt. Der Pressefotograf Hans Lachmann dokumentierte dieses Ereignis. Auf den Fotos hält ehemaliger Düsseldorfer Superintendent und Oberkirchenrat Rudolf Harney, der sich für den Wiederaufbau auf dem Martin-Luther-Platz eingesetzt hatte, eine feierliche Rede. Auf einem weiteren Foto präsentieren zwei Mädchen stolz die Urkunde, die den Beschluss des Wiederaufbaus der Johanneskirche enthält.

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Quellen zu Spruchkammerverfahren und Entnazifizierung online

Einreihungsbescheid (Vorderseite) der Militärregierung Deutschland (Britisches Kontrollgebiet) zu Maßnahmen der Entnazifizierung in Deutschland
Bestand 1OB 005
Einreihungsbescheid (Rückseite) der Militärregierung Deutschland (Britisches Kontrollgebiet) zu Maßnahmen der Entnazifizierung in Deutschland
Bestand 1OB 005

Mit der vollständigen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8./9. Mai 1945, dem Ende kriegerischer Auseinandersetzungen auf europäischem Boden (global endete der Krieg erst mit der Kapitulation des japanischen Kaiserreichs am 2. September 1945) und dem Zusammenbruch des Dritten Reiches galt es Deutschland für den demokratischen Neustart zu positionieren. Essentiell hierfür wurde die Ausmerzung der nationalsozialistischen Ideologie angesehen. Die Entnazifizierung Deutschlands wurde zur obersten Priorität und wurde dementsprechend im Schlussdokument der Potsdamer Konferenz vom 2. August 1945 festgehalten.

Im weitesten Sinne zielte die Entnazifizierung darauf ab, alles was nationalsozialistisch behaftet war – wie Gesetzgebung, Organisationen, Symbole, Schriften etc. – auszurotten. Im engeren Sinne versteht man heute darunter die Entfernung belasteter Personen aus allen wichtigen Ämtern der politischen, wirtschaftlichen wie sozialen Lebensbereiche. Die Sphäre der Kirche sollte hiervon nicht ausgenommen bleiben. Der für den Bereich der Nordrheinprovinz zuständige Major General schrieb diesbezüglich am 27. Juni 1945 recht missmutig in einem Brief u.a. an die SHAEF (Supreme Headquarters, Allied Expeditionary Force – Oberstes Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkräfte):

1. At the present time the one place where the German people can gather together in large numbers and yet where little check can be kept on proceedings is in their Churches.
2. At the same time the one class of Germans of standing who have not been screened is the clergy.
3. This position ist obviously unsatisfactory. Steps will be taken to have the clergy fill in Fragebogen forthwith and to have these examined in the usual way (…)“
(1OB 005 Nr. 31).

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Die Veredlungswirtschaft GmbH und die Rheinische Hauptstelle des Evangelischen Hilfswerks: Ein überaus spannungsvolles Miteinander

Eugen Gerstenmaier, der Initiator und bis 1951 erste Leiter des Evangelischen Hilfswerks, hatte früh die Vision entwickelt, mit ausländischen Spendengeldern Rohstoffe im Ausland zu kaufen und diese in Deutschland weiterzuverarbeiten („zu veredeln“), um dadurch sowohl Arbeitsplätze zu schaffen wie auch Einnahmen für die Arbeit des Hilfswerks zu erzielen. Es sollten also nicht nur Hilfsgaben weitergeleitet, sondern eine Produktion in Gang gesetzt werden. 1949 wurden diese Aktivitäten unter dem Dach der Veredlungswirtschaft GmbH (kurz VERWI) in Stuttgart gebündelt. Heute hat sich der Begriff Veredlungswirtschaft auf Landwirtschaft und Nutztierhaltung verengt; damals standen vor allem textile Ausgangsstoffe im Mittelpunkt. Das Geschäftsfeld erwies sich von Beginn an als nicht unumstritten.

Als Geschäftsführer der VERWI fungierte Walther Gerstenmaier, der jüngere Bruder von Eugen. Wiederholt hatte er sich mit den -wenigstens aus seiner Sicht- aufsässigen Rheinländern vom Hauptbüro in Essen auseinander zu setzen. Ein eindrückliches Beispiel ist sein Brief vom 2. Juni 1950 an den Essener Geschäftsführer Constantin Rößler, einen Bruder des Oberkirchenrates Helmut Rößler. Der Brief sei hier vollständig im Wortlaut wiedergegeben:

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Medikamentenspenden für die DDR. Ein Beispiel für die Arbeit des Evangelischen Hilfswerks in der Nachkriegszeit

Der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie e.V. in Frankfurt/Main zeigte sich definitely not amused: Am 27. August 1955 richtete dessen Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Laar ein galliges Schreiben an das Hauptbüro Rheinland des Hilfswerks der EKD. „Außerordentlich große Mengen“ gespendeter amerikanischer Medikamente seien über das Hilfswerk an Krankenhäuser in Norddeutschland weitergegeben worden. Abgesehen von geltend gemachten Sicherheitsbedenken werde somit „der amerikanischen Industrie die Möglichkeit gegeben, auf einfache Weise Propaganda für ihre Arzneimittel zu machen“. Das Hilfswerk solle doch vielmehr Interesse an einer leistungsstarken und spendenwilligen deutschen Pharmaindustrie haben und daher Sorge tragen, dass derartige Spendenaktionen nicht mehr durchgeführt würden.

Innerhalb des Hilfswerks (Zentralbüro Stuttgart, das kritisierte Hauptbüro Schleswig-Holstein in Rendsburg, das angeschriebene Hauptbüro Düsseldorf) liefen nun die Drähte heiß, wie man auf diese heikle Kritik reagieren solle. Anfang Oktober brachte ein Telefonat zwischen Dr. Laar und Ludwig Geißel vom Zentralbüro „ein mehr als befriedigendes Ergebnis“, über dessen Details in unseren Akten aber nichts zu finden ist.

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MRA und Sing-Out

Drei Flyer zu Sing-out Deutschland; Quelle: 8SL081 Moralische Wiederaufrüstung, Nr. 13

Auf der Webseite des Archivs ist das Findbuch zur Sammlung 8SL081 Moralische Wiederaufrüstung nun online abrufbar. Die Moralische Wiederaufrüstung (Moral Re-Armament, MRA) ist eine in den 1930er Jahren formierte Bewegung. Der amerikanische Pastor Frank Buchman gilt als Begründer der Nichtregierungsorganisation, die ihren Sitz seit 1946 im schweizerischen Caux hat. Die internationale Bewegung nimmt während des Kalten Krieges eine antikommunistische Haltung ein und setzt sich zum Ziel, die „Welt aus den moralischen und sittlichen Kräften heraus“ zu erneuern (Caux. Bericht über die Weltkonferenz für Moralische Aufrüstung in Caux ob Montreux, Wuppertal 1948, S. 6).

1949 formiert sich in Bonn der eingetragene Verein „Gemeinschaft der Freunde der Moralischen Aufrüstung“. MRA veröffentlicht in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Theaterschauspiele und Filme, die in Deutschland und international aufgeführt werden. 1965 entsteht auf Mackinac Island, einem Tagungsort der MRA, die musikalische Jugendbewegung „Sing-Out“. Im darauffolgenden Jahr geht das amerikanische Sing-Out´66 auf Deutschlandtournee.

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Aktenrecycling in der Nachkriegszeit

SS-Runen auf einer Sachakte des Düsseldorfer Landeskirchenamtes? Bei Umbettungsarbeiten stießen wir auf einen leeren Hängehefter, der 1948 im Zuge der Neubildung der Registratur angelegt worden war. Zu dem angegebenen Betreff und Aktenzeichen wurde aber bis zum Registraturschnitt 1971 kein Schriftverkehr abgelegt.

Aktendeckel, AZ 13-1-02-04, Stellung zu Freikirchen, Sekten und sonstigen religiösen Gemeinschaften.

Der Fund illustriert die extreme Mangel- und Tauschwirtschaft der unmittelbaren Nachkriegszeit. Der regionale Bürohandel hat da gern auf noch brauchbare Restbestände aufgelöster NS-Dienststellen zurückgegriffen. In der Regel wurde die Vorprovenienz dann aber geschickter überklebt bzw. geschwärzt als in diesem Beispiel.

Im nationalsozialistischen Staat hatte auch die SS eine florierende Bürokratie entwickelt. So gab es eigene Fürsorge- und Versorgungsämter, die etwa für die Witwen gefallener Angehöriger der Waffen-SS zuständig waren. Um einen solchen Fall dürfte es sich auch bei dem Oberschützen Karl-Heinz NN handeln.

„Wilder Westen im hinteren Hunsrück“: Baumholder in der Nachkriegszeit

„Wilder Westen“ im hinteren Hunsrück. Artikel in DER WEG, Nr. 7, Jg. 1953

Unter diesem reißerischen und kein Klischee scheuenden Titel berichtete die rheinische Kirchenzeitung DER WEG am 29.3.1953 über den Umbruch, den das kleine Hunsrückstädtchen Baumholder seit 1950 mit dem Bezug des großen amerikanischen Truppenübungsplatzes erlebte. Phasenweise bis zu 30.000 Soldaten brachten mit ihrem massiven Zustrom an US-Dollars den örtlichen Wohnungs- und Arbeitsmarkt ins Chaos, ebenso wie die bald 40 (sic!) Nachtbars im Ort die Statistik für Alkohol- und Drogendelikte sowie Prostitution auf bundesdeutsche Spitzenwerte trieben. Im WEG-Artikel geht es folgerichtig im gleichen, bis vor acht Jahren eingeübten Propagandastil weiter:

„Auf dem kleinen Marktplatz stehen die Taxis, in denen verlebte Mädchen sitzen und auf den Besuch farbiger und anderer Soldaten warten, um mit ihnen eine Fahrt im Rücksitz zu unternehmen. Aus Gaststuben, deren Eingänge biedere Wirtshausschilder tragen, tönt schrille Musik und lautes Kauderwelsch. Wir fliehen in das Amtszimmer des Pfarrers, der einen unablässigen, schweren Kampf um seine Gemeinde führt. Alle Einwohner des Dorfes sind bedroht von der Invasion der Soldaten und Arbeiter. Die Fremden bringen viel Geld ins Dorf und zugleich einen gefährlichen Goldrausch.“

Wie ging nun die evangelische Kirche vor Ort und als Landeskirche mit dieser Herausforderung um?

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