Kein Platz mehr im Keller? Fortbildungsveranstaltung zur archivischen Bewertung

Die Entscheidung darüber, welches Schriftgut dauerhaft übernommen wird und welches Schriftgut nach dem Ablauf gewisser Fristen ausgesondert und vernichtet („kassiert“) werden kann, zählt zu den anspruchsvollsten Aufgaben in der Archiv- und Registraturarbeit.

Diesem Thema widmet sich unsere diesjährige Archivpflegetagung „Kein Platz mehr im Keller“ am 8. November 2016 in Brauweiler. Programm und Anmeldeinformationen finden Sie unter dem Link www.archiv-ekir.de/images/pdf/AEKiR_Archivpflegetagung2016.pdf.

Bestand des Beauftragten für die französische Besatzungszone neu erschlossen

Mit dem Kriegsende 1945 gehörten die evangelischen Gemeinden der Regierungsbezirke Koblenz und Trier zur französischen Besatzungszone. Für die in der britischen Zone amtierende Düsseldorfer Kirchenleitung war es daher nötig, einen offiziellen Beauftragten zu Verhandlungen mit staatlichen Stellen und Besatzungsbehörden zu berufen. Ihre Wahl fiel auf den erfahrenen und sprachkundigen Koblenzer Superintendenten Lic. Carl Sachsse (1889-1966, ja, er wird mit zwei s geschrieben …).

Seine Akten sind für die Nöte und Sorgen der unmittelbaren Nachkriegszeit eine wahre Fundgrube. Stichworte lauten hier: Politische Fragebogen der Pfarrer, Verhandlungen mit den Militärbehörden, Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden und Hilfswerken, Schulfragen, Jugendarbeit, Flüchtlingsfragen, Betreuung der in den Strafanstalten Landsberg und Wittlich inhaftierten NS-Kriegsverbrecher, Ein- und Ausreisegenehmigungen, Displaced Persons. Der Bestand war bislang nur über eine knappe Aktenliste erschlossen. Im Rahmen seines LVR-Praktikums beim Archiv hat nun Herr Markus Möller ein detailliertes Findbuch erstellt, das online abrufbar ist.

Im Zweiten Weltkrieg wurde auch der Abendmahlswein rationiert

In Deutschland wurde schon vier Tage vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges der Bezug von Lebensmitteln, Benzin und wenig später von Kleidung rationiert und es wurden entsprechende Lebensmittelmarken und Bezugsscheine ausgegeben. Dass auch der Wein für die Feier des Abendmahls in den Kirchen nicht mehr im gewohnten Umfang zur Verfügung stand, überrascht dann eigentlich nicht.

Barocker Abendmahlskelch von 1750, fotografiert von Angelo Steccanella

In der zum Thema „Austeilung des heil. Abendmahls“ angelegten Sachakte im Archivbestand 1OB 002 (Nr. 711) wird der Notstand bei der Versorgung mit Wein erstmals im März 1942 thematisiert. Die Kirchenkanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche teilt in einem Erlass mit, dass die „Fühlungnahme mit der Hauptvereinigung der deutschen Weinbauwirtschaft ergeben hat, dass eine zentrale Regelung der Frage nicht möglich ist.“ Da eine Zwangsbewirtschaftung des Weines nicht eingeführt sei, könne auch kein Kontingent z.B. für kirchliche Zwecke zur Verfügung gestellt werden. Es stünde weniger als die Hälfte der früheren Menge für den zivilen Bedarf zur Verfügung. Einem anderen Schreiben ist zu entnehmen, dass besonders die Landeskirchen, in deren Gebiet keine Weinanbaugebiete liegen, große Versorgungsschwierigkeiten hatten. Weiterlesen

Jutta Müller-Zantop und die rheinischen Kirchensiegel

Jutta Müller-Zantop

Jutta Müller-Zantop

Jutta Müller-Zantop wohnt mit ihrem Mann, dem Architekten Wolfgang Müller-Zantop, in einem schönen Haus in Essen-Rellinghausen. Bei meinem Besuch durfte ich ihre Gastfreundschaft genießen und Fragen zur  grafischen Gestaltung von Kirchensiegeln, zu Siegelstempeln und zur Siegelordnung stellen. Wir gingen in ihr Grafikatelier unter dem Dach des Hauses. Sie erklärte mir einige Wachssiegel und Siegelstempel aus ihrer Sammlung und beantwortete meine Fragen.

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Nicht nur Glocken aus Gussstahl

Bochum 1895

Plakat des Bochumer Vereins für Bergbau und Gussstahlfabrikation; AEKR Boppard

Im 1. Weltkrieg mussten sehr viele Kirchengemeinden ihre Kirchenglocken aus Bronze  für die Rüstungsindustrie abgeben. Diese wurden dann eingeschmolzen um „Kriegswichtige Güter“ davon anzufertigen. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurden die noch erhaltenen Bronzeglocken zum Teil an die Kirchengemeinden zurück gegeben. Um nicht noch einmal die Glocken für einen Krieg abgeben zu müssen, beschafften sich einige Kirchengemeinden Glocken aus Stahl.  Die meisten Stahlglocken lieferte der Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlfabrikation, dessen Glocken nicht aus Gusseisen , sondern aus Gussstahl waren, der eine sehr lange Lebensdauer hat (die Haltbarkeit wird mit 300 Jahren angegeben und da der Gussstahl nur oberflächlich Flugrost ansetzt, entsteht dadurch keine Behinderung in der Klangentfaltung, sondern diese ist nur ein Schönheitsfehler) und wie das Geläut der Evangelischen Kirche in Traben beweist, einen Klang haben, der nach Expertenmeinung dem der Bronzeglocken entspricht. In unserer Sammlung fand ich eine  Werbung des Bochumer Vereins für Bergbau und Gussstahlfabrikation. Diese Firma hatte bereits ein Herstellungssortiment und bekam viele Auszeichnungen im Ausland. Die Abbildung zeigt eine Kopie des Plakates der Firma von 1895, dass ich in der Sammlung fand.

 

Mein Praktikumsbesuch im Archiv der EKiR

Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. – Richard von Weizsäcker

Praktikant Luke Messinger, Foto: Archiv des JHD

Praktikant Luke Messinger, Foto: Archiv des JHD

Über meine Universität hatte ich die Möglichkeit an der Veranstaltung „Erlebnis-Archiv“ teilzunehmen, welche die Uni in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland anbot. Obwohl ich selbst Geschichte studiere, waren Archive für mich auch im Hinblick auf Hausarbeiten noch kein Thema. Wie manch anderer hing auch ich dem Vorurteil an, dass Archivare im Keller eines Unternehmens oder einer Einrichtung sitzen, hauptsächlich Zeit tot schlagen und dann und wann eine Akte bearbeiten. Zunächst hatte ich ein zweitägiges Seminar im LVR Kulturzentrum, hier wurden über Podiumsdiskussionen, Vorträge und Übungen Facetten des Berufs des Archivars beleuchtet, doch auch das konnte mir nicht den ganzen Umfang des Berufes offenbaren. Für mein Praktikum hatte ich mir ein Kirchliches Archiv ausgesucht: das Archiv des Jugendhauses Düsseldorf, dessen Träger die die katholische Kirche ist. Hier wurde ich schnell eines Besseren belehrt, denn Arbeit, auch wenn es nur ein Ein-Personen-Archiv war, gab es hier genug. Ebenso wurde mir schnell klar, dass sich hier weit mehr verbarg als nur Akten, wie Fotos, Dias, Gemälde, Kleidungsstücke, Fahnen und vieles mehr. Nach einer kurzen Einarbeitungszeit bot sich mir dann die Möglichkeit auch in ein anderes Archiv zu schnuppern: Das Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland. Weiterlesen

Gott und die Welt: Start des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten 2016/17

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Jugendliche im Archiv bei der Arbeit für den Geschichtswettbewerb (Foto: Verband kirchlicher Archive / Jens Murken)

Heute beginnt der neue Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Er wird alle zwei Jahre von der Hamburger Körber-Stiftung ausgetragen. Sechs Monate haben Kinder und Jugendliche nunmehr Zeit, einen Beitrag zum Leitthema „Gott und die Welt. Religion macht Geschichte“ zu verfassen.

Der Verband kirchlicher Archive hat hierzu eine nützliche Materialsammlung erstellt. Darin finden sich Anregungen zur Themenfindung ebenso wie praktische Hilfestellungen für die Arbeit mit Unterlagen in einem Archiv. Schüler und Schülerinnen mit „rheinischen“ Themen werden sicherlich in ihrem örtlichen Kirchengemeindearchiv sowie bei uns im Archiv der EKiR fündig.