Die Gustav-Adolf-Kirche zum Selberbauen

Inmitten eines Konvoluts von Plakaten, vermutlich aus dem Kirchenkreis Simmern, fand sich ein Bastelbogen für eine Spendenbox in Form einer nicht näher spezifizierten Gustav-Adolf-Kirche. Herausgegeben wurde der Bogen von der Frauenarbeit des Gustav-Adolf-Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland. Das Diaspora-Werk war im südlichen Teil unserer Landeskirche sehr aktiv.

Bastelbogen Gustav-Adolf-Kirche, herausgegeben von der Frauenarbeit des Gustav-Adolf-Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland, ca. 1960, aus: Bestand 8SL 049 (Plakatsammlung), Nr. 2438
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Ein Tag im Tonstudio

Vom 4. bis zum 8. März 2024 findet in Düsseldorf wieder die Woche der Archive statt, bei denen die teilnehmenden Archive ihre Pforten öffnen und ihre Schätze präsentieren. Im Rahmen des Programms entstand die Idee ein Hörspiel aufzunehmen, welches vor einigen Jahren bereits einmal als Theaterstück aufgenommen wurde. Dankenswerter Weise stellte uns das LVR-ZMB am Düsseldorfer Hauptbahnhof sein Tonstudio und professionelle Unterstützung durch Herrn Christian Lehr zur Verfügung. Es war eine tolle Erfahrung einmal hinter die Kulissen zu blicken und Teil einer solchen Produktion zu sein. Nach einem Probedurchlauf ging es direkt in die Tonkabine zur Aufnahme. Mit jeweils 3-4 Personen haben wir das Hörspiel etappenweise ohne viele Versprecher in kurzer Zeit aufnehmen können. Abschließend gehen die Aufnahmen jetzt in die Verarbeitung. So werden zu lange Sprechpausen rausgeschnitten und Musik und Hintergrundgeräusche eingefügt.

Tonstudio des LVR-ZMB Düsseldorf

Ich bin gespannt auf das Endergebnis und ich hoffe unsere Leser hier auch. Also rühre ich jetzt schonmal die Werbetrommel: Tragen Sie sich die Woche der Archive in ihren Kalender ein und halten Sie das Programm im Auge, welches auf dem Blog zum Tag der Archive Düsseldorf mit Vorlauf veröffentlicht wird.

Spendenfärsen aus den USA: Aus der Arbeit des Evangelischen Hilfswerks

Können Sie spontan etwas mit dem Begriff Spendenfärsen anfangen? Eine Färse (englisch: Heifer) ist bekanntlich ein junges weibliches Rind, das noch nicht gekalbt hat. Weshalb sollte sich das Blog eines kirchlichen Archivs mit diesen Tieren beschäftigen?

Nicht weniger als fünf dicke Aktenhefter im Bestand 5WV 052 (Ev. Hilfswerk) führen den Aktentitel „Spendenfärsen“. Es gab also in den 1950er Jahren offensichtlich intensiven Schriftverkehr um diese gespendeten Kühe. Ausgangspunkt ist die 1944 gegründete und heute noch bestehende amerikanische Organisation Heifer International.

Informationsschreiben der Färsen Projekt Vereinigung(ca. 1955). Aus Bestand: AEKR 5WV 052 (Diakonisches Werk, Bestand Hilfswerk), Nr. 202

Gemäß deren Auflagen mussten die Empfänger bedürftige Flüchtlinge sein und nachweisen, dass sie bereits in ihrer früheren Heimat als Landwirt tätig gewesen waren. In Deutschland betraf dies in der Regel Vertriebenenfamilien aus den ehemaligen Ostgebieten. Sie verpflichteten sich, das erstgeborene weibliche Kalb einem anderen bedürftigen Flüchtlingsbauern abzugeben

Das Hilfswerk und auf katholischer Seite die Caritas sorgten im Zusammenspiel mit staatlichen Stellen für die Bearbeitung der zahlreichen Anträge, die oft zunächst von den Ortspfarrern gesammelt und weitergeleitet worden waren. Das Procedere bei einer Übergabe von Tieren in Düsseldorf 1957 veranschaulicht ein Informationsblatt des Hilfswerks:

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Der frühe Tod des Hundsbacher Pfarrers Johann Adam Lucae 1626

Das Leben eines Landpfarrers war bekanntlich noch bis in die jüngere Zeit oft hart und entbehrungsreich. Für Gottesdienste und Amtshandlungen in abgelegenen Orten mit weit verstreuten Gehöften waren stundenlange Fußmärsche über schlechte Wege an der Tagesordnung und so mancher Geistliche hat sich damit seine Gesundheit ruiniert. Der junge Hundsbacher Pfarrer Johann Adam Lucae bezahlte seinen Dienst im rauhen Pfälzer Bergland an der Grenze zum Hunsrück 1626 sogar mit dem Leben. Aus einem noch nach dem julianischen Kalender auf den 18. Februar des Jahres datierten Bericht der Amtsleute von Meisenheim an Pfalzgraf Johann II. erfahren wir die genauen Todesumstände: Am 16. Februar (julianisch) 1626 war Lucae, Anfang 30 und erst seit zwei Jahren Pfarrer in Hundsbach, „von einem seiner Pfarrkinder, Simon Ginzweillern, zu Jeckenbach […] erfordert worden, ein Kindt zu tauffen.“ Der Pfarrer machte sich also über tief verschneite Wege in den gut fünf Kilometer entfernten Nachbarort auf und verrichtete sein Amt. Nach der Taufe blieb man im Haus der Familie mit den Nachbarn noch zusammen, da der Vater des Kindes „ein Drunck zum besten“ gab. Kredenzt wurde Birnenwein der letztjährigen Ernte und auch „feiner Wein“, jedoch „mehr nit als ein einzig Maß“, wie der Hausherr bei der Untersuchung des Unglücksfalls später betonte. Bei seinem Aufbruch „ein Stundt vor der Nacht“ wäre der Pfarrer jedenfalls „bei ziemblichen guten Verstandt gewesen“. Das bestätigte auch ein Hirte, mit dem der junge Geistliche unterwegs noch sprach. Lucae hatte es jedoch eilig, denn er war besorgt, „es möchte ihm etwas durch das Kriegsvolck“ – es ist die Zeit des 30-jährigen Krieges – , „so den selbigen Tags uffbrechen sollen, in seiner Haushaltung Schaden zugefugt werden.“

aus Bestand: AEKR Boppard 4KG 134B, Nr. 61
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Trauerbeflaggung aller öffentlichen Gebäude zum Tod von Papst Pius XII. 1958 – auch von evangelischen Schulen?

Papst Pius XII

Am 9. Oktober 1958 starb in Castel Gandolfo Papst Pius XII. im Alter von 82 Jahren als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und als Staatsoberhaupt der Vatikanstadt. Auf Grund „einer grundsätzlichen Entscheidung des Herrn Ministerpräsidenten [Franz Meyers, CDU] nicht auf einer Anordnung des Herrn Bundesministers des Innern beruhende Beflaggungsanordnung anläßlich des Ablebens von Papst Pius XII.“ wurde eine Trauerbeflaggung aller öffentlichen Gebäude in Nordrhein-Westfalen für die Dauer von drei Tagen angeordnet (Bestand 1OB 017 I Nr. 215, Schreiben des Innenminsters NRW vom 27. Januar 1959). In anderen Bundesländern scheint es ähnliche Anordnungen gegeben zu haben.

„Nach altem Recht [steht diese Art der Beflaggung] ausländischen Souveränen“ [zu]. Auch sämtliche Schulen waren darin inbegriffen. Als in einzelnen Orten im Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland auch evangelische Bekenntnisschulen zu einer solchen Trauerbeflaggung veranlasst wurden, erhielt die Kirchenleitung Anfragen von Schulleitern, wie sie sich zu verhalten hätten. Wo solche Schule bereits geflaggt hatten, kamen aus den Kirchengemeinden, zumal in Gegenden mit überwiegend evangelischer Bevölkerung, Proteste, die auch in Beschlüssen zweier Kreissynoden wiederholt wurden.

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