Der frühe Tod des Hundsbacher Pfarrers Johann Adam Lucae 1626

Das Leben eines Landpfarrers war bekanntlich noch bis in die jüngere Zeit oft hart und entbehrungsreich. Für Gottesdienste und Amtshandlungen in abgelegenen Orten mit weit verstreuten Gehöften waren stundenlange Fußmärsche über schlechte Wege an der Tagesordnung und so mancher Geistliche hat sich damit seine Gesundheit ruiniert. Der junge Hundsbacher Pfarrer Johann Adam Lucae bezahlte seinen Dienst im rauhen Pfälzer Bergland an der Grenze zum Hunsrück 1626 sogar mit dem Leben. Aus einem noch nach dem julianischen Kalender auf den 18. Februar des Jahres datierten Bericht der Amtsleute von Meisenheim an Pfalzgraf Johann II. erfahren wir die genauen Todesumstände: Am 16. Februar (julianisch) 1626 war Lucae, Anfang 30 und erst seit zwei Jahren Pfarrer in Hundsbach, „von einem seiner Pfarrkinder, Simon Ginzweillern, zu Jeckenbach […] erfordert worden, ein Kindt zu tauffen.“ Der Pfarrer machte sich also über tief verschneite Wege in den gut fünf Kilometer entfernten Nachbarort auf und verrichtete sein Amt. Nach der Taufe blieb man im Haus der Familie mit den Nachbarn noch zusammen, da der Vater des Kindes „ein Drunck zum besten“ gab. Kredenzt wurde Birnenwein der letztjährigen Ernte und auch „feiner Wein“, jedoch „mehr nit als ein einzig Maß“, wie der Hausherr bei der Untersuchung des Unglücksfalls später betonte. Bei seinem Aufbruch „ein Stundt vor der Nacht“ wäre der Pfarrer jedenfalls „bei ziemblichen guten Verstandt gewesen“. Das bestätigte auch ein Hirte, mit dem der junge Geistliche unterwegs noch sprach. Lucae hatte es jedoch eilig, denn er war besorgt, „es möchte ihm etwas durch das Kriegsvolck“ – es ist die Zeit des 30-jährigen Krieges – , „so den selbigen Tags uffbrechen sollen, in seiner Haushaltung Schaden zugefugt werden.“

aus Bestand: AEKR Boppard 4KG 134B, Nr. 61

Als er aber (siehe oben den entsprechenden Ausschnitt aus dem Bericht) auf dem halben Weg zwischen Jeckenbach und Hundsbach durch dichten Wald und bei zunehmender Dunkelheit an einen „nit gahr heimlichen“, also unheimlichen Ort kam, wo nicht nur ihm selbst, „sondern auch seinem antecessori [Vorgänger] Jost Meyeren [Justus Meyer, 1612-1621 Pfarrer von Hundsbach] schon einmal „etwas wieter wertiges [Widerwärtiges] begegnet“ war, packte Lucae offenbar die Angst. Er wich vom Weg ab, stürzte einen Abhang hinunter und fiel in ein „Wesserlein“, vermutlich den parallel verlaufenden Hundsbach. Benommen und mit „etliche blohe Mähler [blauen Flecken] im Angesicht“ rappelte sich der junge Pfarrer wieder auf, ließ seinen Hut liegen und ging längs des Baches weiter. Anhand der Fußstapfen im Schnee ließ sich später nachvollziehen, dass er anschließend noch mehrmals hingefallen sein muss, dann seinen Mantel verlor und zuletzt „an dem Wässerlein im Schnee liegen blieb“. Dort ist er, so der Bericht, „gestrigen Freitags todt gefunden worden, derowegen man Ihne heut umb 12 Uhren zu Hundsbach begraben.“

Der Bericht fand sich kürzlich beim Verzeichnen des Archivs der Evangelischen Kirchengemeinde Hundsbach, das in der Evangelischen Archivstelle Boppard aufbewahrt wird. Zu Hundsbach siehe auch:

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