Wie aus einem Gelegenheitsarbeiter ein Pfarrer wurde

Manche Akten, die einem bei der Arbeit in die Hände fallen, sind einfach spannend, als würde man ein Boulevard-Magazin lesen…

Urteil gegen Friedrich K. wegen Amtsanmaßung, 1950 (erste Seite); in: 1OB 017I, Nr.336, Az. 11-6-5, Bd. 1

So zum Beispiel die Akte 1OB 017I, Nr.336 aus dem Bestand der Sachakten des Landeskirchenamtes. Darin sind Präzendenzurteile gesammelt, die für die Wahrung kirchlicher Interessen in der staatlichen Gesetzgebung von Bedeutung waren. Eines dieser Urteile betrifft die Strafsache des ehemaligen Gelegenheitsarbeiters Friedrich K. vor dem Schöffengericht in Bad Kreuznach 1950. Er hatte sich während und nach dem Krieg als Pfarrer ausgegeben.

Insgesamt sieben eng beschriebene Seiten umfasst die Urteilsbegründung, die in der Einleitung auch den Werdegang K.s nachzeichnet, der seine Kindheit und Jugend in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts im damals noch deutschen Memelland verbrachte. Weiterlesen

Im Zeichen des Bergischen Löwen: Akademietagung in Bensberg

Eine mehrhundertjährige Geschichte des Herzogtums Berg hat zahlreiche und vielfältige Denkmale und kulturlandschaftlichen Zeugnisse hinterlassen. Sichtbares und Verborgenes erinnert an eine wechselvolle Geschichte: Bauwerke, regionale Bautypen, Kulturlandschaft und Wirtschaftsgeschichte sind von den Herrschaften des Herzogtums Berg geprägt.
Wie weit hat das Herzogtum Berg die Region tiefgreifend geprägt? Wie kann heute angemessen mit dem „Erbe von Berg“ umgegangen werden? Welche neuen Forschungsergebnisse liegen zum kulturellen Erbe des Herzogtums Berg vor? Welche Bedeutung hat „Berg“ heute in Nordrhein-Westfalen?

Diesen Fragen widmet sich eine Tagung der Thomas-Morus-Akademie in Bensberg am 25.-26. November 2018. Auch kirchengeschichtliche Aspekte wie der Bautyp der „Bergischen Predigtkirche“ werden behandelt. Genaue Infos zu Programm und Anmeldung finden Sie hier.

Aus dem Nachlass des Koblenzer Kirchenmalers Fritz Schönhagen

Titelblatt der Zeichnungssammlung „Florinskirche Koblenz“ von Fritz Schönhagen, um 1930 (Bestand AEKR 7NL 173B, Nachlass Kirchenmaler Fritz Schönhagen)

Der Kirchenmaler Fritz Schönhagen (1888-1964) hat in den 1930er bis 1950er Jahren zahlreiche rheinische und hessische Kirchen ausgemalt. Viele seiner Aufträge bekam er von seinem älteren Bruder Otto Schönhagen (1885-1954) vermittelt, der als Leiter des Provinzialkirchlichen Bauamts der Rheinischen Landeskirche für zahlreiche Kirchenrenovierungen und -restaurierungen verantwortlich war und auch die Umgestaltung der Koblenzer Florinskirche in den Jahren 1929/30 leitete. Bruder Fritz hielt das neue Erscheinungsbild dieser mittelalterlichen Kirche Anfang der 1930er Jahre in einer Serie von 12 Federzeichnungen fest, die sich in seinem in der Archivstelle Boppard aufbewahrten Nachlass befinden und ein eindrückliches Bild von der ästhetischen Gestaltungskraft dieses Kirchenmalers geben.

Rheinische Pfarrer bei der Weltausstellung in Brüssel 1958

Weltausstellung!! Was für ein beeindruckendes Wort! Und was für ein Erlebnis! Ich erinnere mich noch gut an meinen Besuch bei der Expo 2000 in Hannover – ich war damals 16 und auf Abschlussfahrt der 10. Klasse. Ich erinnere mich vor allem an das Zusammentreffen mit den vielen internationalen Besuchern im Expo-Dorf, wo wir im Haus „Sydney“ in 10-Bett-Zimmern untergebracht waren, und an die tollen Pavillons auf dem Expogelände.

Bleibende Eindrücke nahmen auch die rheinischen Pfarrer mit, die im Jahr 1958 bei der Weltausstellung in Brüssel „Expo 58“ im Pavillon der Protestantischen Kirchen Dienst taten.

Modell des Evangelischen Pavillons bei der Weltausstellung 1958 in Brüssel; in: AEKR Düsseldorf, 1OB 017 (Landeskirchenamt: Sachakten), Nr. 299

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Findbuch zur Partnerschaftsarbeit Berlin-Brandenburg jetzt online

Wikimedia Commons: Katalog von 1986 der Geschenkdienst- und Kleinexporte GmbH (Genex), Bild Public Domain

Was haben Ceresit-Abdichtungsmasse, Melitta-Filter, ein Ormig-Abzugsapparat oder eine Honka-Hebebadewanne gemeinsam? Zusammen mit unzähligen weiteren Produkten standen sie auf der Wunschliste von Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen in der DDR an ihre Partner im Westen, um die alltägliche Mangelwirtschaft ein wenig erträglicher zu gestalten. Die Abwicklung lief dabei monopolisiert über Handelsorganisationen wie die Genex, die zum KoKo-Imperium von Alexander Schalck-Golodkowski zählte.

Das Findbuch zum Bestand Partnerschaftsarbeit Berlin-Brandenburg des Diakonischen Werkes Rheinland ist jetzt online recherchierbar und ermöglicht wertvolle Einblicke in die deutsch-deutsche Alltagsgeschichte. Weiterlesen

Noch mehr kirchliche Plakate…

….gibt’s auch im Landeskirchlichen Archiv in Baden

Plakate sind gefragte Archivalien, da sie wie kaum ein anderes Medium Stimmungen und Zeitgeist visuell erlebbar machen. Die umfangreiche Plakatsammlung unseres Archivs ist online recherchierbar.

Auch das Badische Landeskirchenarchiv hat nun sein neues Findbuch zur Plakatsammlung mit vielen interessanten Motivbeschreibungen online zur Verfügung gestellt.

Fortbildungsveranstaltung „Alles gut geordnet und verzeichnet? Die Auswirkungen der kirchlichen Verwaltungsstrukturreform auf die Schriftgutverwaltung“

Bisher galt die Regel: Vor Ort, in den jeweiligen Kirchengemeinden, werden die Unterlagen der kirchlichen Einrichtungen verwahrt. Dies sah die kirchliche Archivgesetzgebung im Einklang mit der presbyterial-synodalen Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland, ihrer Verfassung, vor. Im Bedarfsfall soll das Presbyterium, das Leitungsorgan der Kirchengemeinde, auf die Dokumente unmittelbar zugreifen können. Dies setzt allerdings voraus, dass die Akten gemäß der Schriftgutordnung und dem Registraturplan geführt werden – in der Praxis eher die Ausnahme als die Regel.

Die Verwaltungsstrukturreform der evangelischen Kirche im Rheinland lässt das Vor-Ort-Prinzip obsolet werden. Ihr Ziel, die mittlere Ebene, die Kirchenkreise und ihre Verwaltung, zu stärken, bringt es mit sich, dass nunmehr hier verstärkt die Akten angelegt und geführt werden. Vor Ort, in den Kirchengemeinden, finden sich zwar noch Akten, die jedoch eher den Charakter von Handakten haben: Sie werden nicht systematisch geführt, sondern bedarfsweise, nach Gutdünken angelegt. Das Kriterium „Vollständigkeit“ erfüllen diese Aktenbestände nicht.

Archive sind bei diesen Reformen nicht außen vor, sondern mittendrin im Geschehen. Einerseits sind die finanziellen Aufwendungen in personeller und räumlicher Hinsicht erheblich, andererseits verlangt die Gesetzgebung, Unterlagen auch von Einrichtungen, die nicht mehr oder nur in veränderter Form existieren, zu magazinieren. Wenn mit dem Argument der Kostensenkung ehemals getrennte Verwaltungen vereinigt und als Folge Verwaltungsgebäude aufgegeben werden, muss über die Archivstandorte nachgedacht werden.

Hierzu bietet das Archiv der EKiR in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland am 6. November 2018 eine Fortbildungsveranstaltung in Köln an. Den Programmflyer zur Tagung finden Sie hier, die Online-Anmeldung erfolgt über die Seite des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums.