Rheinische Pfarrer bei der Weltausstellung in Brüssel 1958

Weltausstellung!! Was für ein beeindruckendes Wort! Und was für ein Erlebnis! Ich erinnere mich noch gut an meinen Besuch bei der Expo 2000 in Hannover – ich war damals 16 und auf Abschlussfahrt der 10. Klasse. Ich erinnere mich vor allem an das Zusammentreffen mit den vielen internationalen Besuchern im Expo-Dorf, wo wir im Haus „Sydney“ in 10-Bett-Zimmern untergebracht waren, und an die tollen Pavillons auf dem Expogelände.

Bleibende Eindrücke nahmen auch die rheinischen Pfarrer mit, die im Jahr 1958 bei der Weltausstellung in Brüssel „Expo 58“ im Pavillon der Protestantischen Kirchen Dienst taten.

Modell des Evangelischen Pavillons bei der Weltausstellung 1958 in Brüssel; in: AEKR Düsseldorf, 1OB 017 (Landeskirchenamt: Sachakten), Nr. 299

Präses Heinrich Held hatte schon im Vorfeld eine große Spendenaktion bei rheinischen evangelischen Industriellen gestartet, um Gelder für den Bau des Evangelischen Pavillon zu generieren. Und auch die Landeskirchen selbst leisteten einen nicht unerheblichen finanziellen Beitrag.
Außerdem beteiligte sich die rheinische Landeskirche am Betrieb des Evangelischen Pavillons, indem sie für insgesamt zwei Monate für jeweils 14 Tage einen Pfarrer nach Brüssel entsandte, um die deutschsprachige Verkündigung vor Ort zu gewährleisten. Die restlichen vier Betriebsmonate deckten die westfälische Landeskirche (ebenfalls zwei Monate) sowie die hessisch-nassauische, pfälzische und die österreichische evangelische Kirche ab (jeweils zwischen zwei bis vier Wochen). Die Koordinierung der Einsätze übernahm OKR Arnold Nieland in Düsseldorf.

Untergebracht wurden die Pfarrer bei einer evangelischen Familie in Brüssel, die ihnen zu einem günstigen Preis volle Pension bot. Pastor Helmut Ollesch, der als erster seinen Dienst in Brüssel antrat, berichtete in einem Schreiben an Nieland:

„Die Pensionsleute sind sehr nett und sprechen deutsch. Dort ist man gut aufgehoben.[…] Das Einzige, das vielleicht ein wenig beschwerlich ist, ist die Waschgelegenheit im Keller mit warmem Wasser, die man mit einem rotbackigen, freundlichen kanadischen Photographen zu teilen hat, was aber ganz gut geht und eine Einübung in der Ko-Existenz at Shaving ist.“

Merkblatt für den Dienst im Pavillon der protestantischen Kirchen bei der Weltausstellung in Brüssel 1958; in: AEKR Düsseldorf, 1OB 017, Nr. 299

Zu den Aufgaben der Pfarrer auf der Expo gehörten regelmäßige Wochenandachten, der Sonntagsgottesdienst sowie Führungen für deutschsprachige Gruppen durch den Pavillon. Für die meisten der Pfarrer war das eine besondere Erfahrung.

„Im übrigen sind in den Andachten wie im Gottesdienst immer Franzosen (Belgier), Niederländer, Engländer, es ist eine rechte Oekumene, wenn dann die Lieder viersprachig gesungen werden und das Vater-unser in ebensoviel Sprachen gebetet wird“,

schrieb der westfälische Superintendent an seinen Nachfolger, den Alsdorfer Pfarrer Karl Heinz Korsch.

Am Ende resümierte Nieland in seinem Bericht: „…das Fehlen des Pavillons wäre ein schwer zu ertragendes Versäumnis gewesen.“

 

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