Aus den Gästebüchern des Pastoralkollegs in Rengsdorf

1925 erwarb die Provinzialkirche das Haus Preyer im wiedischen Rengsdorf als Freizeit- und Tagungshaus. In Erinnerung an den ersten evangelischen Fürsten aus diesem Haus, den Kölner Erzbischof Hermann von Wied, erhielt es den Namen „Haus Hermann von Wied“. So lautet der erste Eintrag im Gästebuch des Hauses Hermann von Wied, mit dem der damalige Präses der Rheinischen Provinzialsynode, D. Walther Wolff, am 4. Oktober 1925 dieses Buch eröffnet hat. Im Zweiten Weltkrieg diente das Haus als Lazarett. Die Kursarbeit setzte wieder 1949 u. a. mit Pfarrerrüstzeiten ein.

Nach der Emeritierung des Rektors Wilhelm Kunze (1949-1961) übernahm Pfarrer Dr. Eberhard Bethge 1962 die Leitung des Pastoralkollegs in Rengsdorf. Auf einer Oxford-Reise des Pastoralkollegs entstanden unterhaltsame Zeichnungen, vermutlich von einem der Teilnehmer. Die folgende Zeichnung illustriert auf amüsante Weise Dr. Bethge als Gruppenleiter einer Pfarrer-„Kindergartengruppe“ auf Tagungsreise in England.

Aus dem Gästebuch (1951-1968) des Pastoralkollegs der EKiR.
Oxford-Reise des Pastoralkollegs 1.-17. Mai 1963
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Die Wilhelm-Schrader-Stiftung: Engagement für die Erinnerungskultur der EKiR

Aktuell sind gerade wieder drei neue Stationen der Kölner Via Reformata eröffnet worden. Anhand von zwölf konkreten Orten in der Kölner Innenstadt illustriert die 2017 gestartete Unternehmung die wechselvolle Geschichte der Protestantinnen und Protestanten in der Domstadt von der Zeit der Reformation bis in die Gegenwart. Gefördert wurden die Stationen von der Wilhelm-Schrader-Stiftung.

Deren Name sagt Ihnen noch nichts? Diese kleine feine Stiftung, die neben allerlei Zukunftsthemen nicht zuletzt auch Projekte zur Geschichte des rheinischen Protestantismus fördert, verdient es näher vorgestellt zu werden. Der aus Niedersachsen stammende Wilhelm Schrader (1914-2006) war seit 1958 im Auswärtigen Amt in Bonn u. a. in der Diplomatenausbildung tätig gewesen. Die von ihm begründete Stiftung hat seit 2008 knapp 30 Projekte finanziell unterstützt. Ihr Ziel ist am prägnantesten mit einem Zitat aus der Satzung wiedergegeben:

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Ein ungewöhnlicher Fund: Archäologische Objekte im Archiv der Kirchengemeinde Mehren

Unter dem Hashtag #NichtNurPapier präsentierte das Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland vor einiger Zeit auf Twitter und Facebook ein Sammelsurium unterschiedlichster Gegenstände aus den Tiefen seiner Magazine. In diese Reihe hätte ebenfalls ein Fund gepasst, der kürzlich bei Ordnungsarbeiten am Archivbestand der Evangelischen Kirchengemeinde Mehren aufgetaucht ist. Es handelt sich um Objekte zum Teil aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die 1969 bei Ausschachtungsarbeiten in einem Grab vor dem Chorraum der Evangelischen Kirche in Mehren entdeckt wurden. Der Fund besteht im Einzelnen aus einem Reitersporn, Sarggriff und -nägeln mit Holzresten, einem Stück vom Fußende des Sarges mit Metallbeschlag, einem Rasiermesser, filigranem Schmuck, Holz-, Stoff- und Lederresten sowie einem Wirbelknochen. Nach Begutachtung und Dokumentation durch die rheinland-pfälzische Landesdenkmalpflege wurden die Gegenstände fortan im Archiv der Kirchengemeinde Mehren aufbewahrt. Im Rahmen der Neuordnung und Umbettung des Bestandes in der Evangelischen Archivstelle Boppard, die das Archiv 2022 übernommen hat, wurden die seltenen Objekte entnommen und in die Obhut der Landesarchäologie Koblenz übergeben.

Zu den Grabfunden zählen ein Reitersporn, Schmuckreste, Nägel und ein Rasiermesser; ehemals Archiv der Kirchengemeinde Mehren II Nr. 317

„Angebote aus Amerika liegen bereits vor“: Der Lutherfilm von 1923

Am 15. April 1923 berichtet das Düsseldorfer Sonntagsblatt, der kirchliche Anzeiger der evangelischen Gemeinden zu Düsseldorf, über ein Filmprojekt:

Lutherfilm.

Bereits seit längerer Zeit war man bemüht, einen großen Lutherfilm zu schaffen, ohne jedoch zu einem guten Ziele zu gelangen. Im Anschluss an die Worms- und Wartburgfeier in Eisenach wurde der Gedanke von neuem aufgegriffen und geht nun seiner Verwirklichung entgegen. Ein Komitee ist gebildet; die Dichtung und das daraus hervorgegangene Drehbuch sind von Pfarrer Nithack-Stahn in Charlottenburg unter Mitarbeit eines erprobten Filmsachverständigen fertiggestellt und werden geprüft. Die in Frage kommenden Lutherstädte: Eisleben, Eisenach, Erfurt, Wittenberg, Worms haben weitgehende Unterstützung des großzügigen Werkes in Aussicht gestellt. Im Laufe dieses Jahres wird in den genannten Lutherstädten mit den einzelnen Szenen begonnen werden.

Es wird gehofft, dass der Erfolg und die Verbreitung des Lutherfilms ein sehr großer sein wird; liegen doch bereits Angebote aus Amerika vor. Die Leitung des ganzen Unternehmens liegt in den Händen des ehemaligen Hofmarschalls Dr. jur. Freiherr v. d. Heyden-Rynsch in Eisenach, der diese große Sache angeregt und tatkräftig gefördert hat. Der Lutherfilm wird ein der modernen Zeit angepasstes Mittel sein, evangelisches Bewusstsein an der Gestalt und dem Lebensgang des deutschen Reformators zu stärken.

Postkarte der Evangelischen Bildkammer an den Rheinischen Provinzialausschuss für Innere Mission, Herrn Pfarrer Ohl(Leitung); Poststempel: 30.04.1924; Aus Bestand: AEKR, 5WV 051(Diakonisches Werk, Bestand Direktor Otto Ohl), Nr. 1060

Dies war seit 1911 der dritte Stummfilm, der sich mit Leben und Werk Martin Luthers beschäftigte. Entgegen den optimistischen Erwartungen des Presseberichts war dem Film, der auch unter dem Titel „Der Kampf seines Lebens“ vertrieben wurde, weder beim Publikum noch bei den Kritikern Erfolg beschieden. Es stellt sich auch die Frage, ob der ehemalige Oberhofmarschall und spätere Theaterintendant Bernhard Freiherr von der Heyden-Rynsch (1860-1931) der richtige Mann für ein modernes Filmprojekt war. Nicht in dem Düsseldorfer Artikel erwähnt wird Karl Wüstenhagen, der sowohl die Regie als auch die Hauptrolle übernahm. Später wirkte der überzeugte Nationalsozialist als Intendant des Hamburger Schauspielhauses. Interessant als Persönlichkeit ist der liberale Berliner Pfarrer Walther Nitharck-Stahn (1866-1942), der vielfältig schriftstellerisch tätig war.

Der Film ist, im Unterschied zu seinem erfolgreicheren Nachfolger von 1927, nicht erhalten. Einige Werbematerialien von 1923 wurden von den KollegInnen des Landeskirchlichen Archivs Nürnberg im Lutherjahr 2017 zu einer kleinen Ausstellung zusammengefasst.

Palmstöcke gegen Gewitter, Gründonnerstagssuppe und Eiertippen – Bräuche zu Ostern

Zum Palmsonntag wird in Oberbayern der Palmstrauß nach altem Brauch auf die Felder gestellt. Fotograf: Hans Lachmann Datum: Frühj. 1963 Ort: Oberbayern, Signatur: AEKR 8SL 046 (Bildarchiv), 019_0279 Schachtel: 1317 (1/4921)

Kirchenfeste haben ihren beständigen Platz im Kirchenjahr und werden nach einem dezidierten Zeremoniell begangen. Jedes Jahr aufs Neue. Wenn Gemeinschaften bestimmte Handlungen in einem wiederkehrenden Turnus regelmäßig wiederholen, entstehen dabei Bräuche, die von einer Generation in die nächste tradiert werden.

Das Osterfest, welches die Auferstehung von Jesus Christus und dessen Sieg über den Tod feiert, ist für die Christenheit nicht nur das wichtigste, sondern auch das älteste Fest. Daher überrascht es nicht, dass es mit einer Vielzahl an Bräuchen aufwartet.

Unmittelbar dem Osterfest geht die Karwoche voraus. Das Präfix ‚Kar-‘ stammt aus dem spätmittelhochdeutschen ‚chara‘, was so viel wie ‚Wehklage‘ oder ‚Trauer‘ bedeutet. Folglich ist die Karwoche auch die Klagewoche. Gekennzeichnet ist sie vor allem durch zwei Aspekte: Trauer und Freude. Trauer über die Leiden Jesu und Freude über seine Auferstehung. Die Karwoche beginnt mit dem Palmsonntag, der ganz im Zeichen der Erzählung über den Einzug von Jesus in Jerusalem steht. Ihm zu Ehren liefen die Menschen zu den Toren der Stadt hinaus, um ihn zu empfangen. Dabei hielten sie Palmzweige in der Hand oder legten ihm diese auf dem Weg aus. So ist es Brauch am Palmsonntag – in Ermangelung an echten Palmzweigen – Palmstöcke zu binden. Ersatzweise greift man auch auf Blüthenkätzchen, Haselsträucher, Tannen, Wacholder oder Buchsbaum zurück, die mit Äpfeln, Eiern oder sonstigen Gegenständen verziert werden. Bei katholischen Gemeinden wird der Gottesdienst am Palmsonntag mit einer Prozession gefeiert. Man versammelt sich dabei vor der Kirche und zieht dann singend mit geweihten Palmstöcken in das Gotteshaus ein. Den geweihten Palmsträußen wurde ein gewisser Schutz nachgesagt, daher war es bei Bauern Brauch, diese auf die Felder zu stecken. Sie sollten vor Gewitter und Hagelschlag schützen.

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Narrentag – ungewöhnliche Meldungen aus dem kirchlichen Leben zum 1. April

Aus „Der Weg“, Ausgabe Nr. 13 1974

Der erste April hat eine besondere Bedeutung als „Narrentag“. Erstmals überliefert ist die Redensart „in den April schicken“ in Deutschland 1618 in Bayern. Mit den europäischen Auswanderern gelangte diese Tradition auch nach Nordamerika. Der Ausdruck Aprilscherz bürgerte sich jedoch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Beliebt waren Aprilscherze vor allem bei Kindern, aber auch in der Handwerkerbranche. Dort war es üblich, dass der jüngste Lehrling von den älteren Gesellen in den April geschickt wurde. Auch in Tageszeitungen machten sich die Redakteure einen Spaß und teilten anlässlich des 1. Aprils oftmals Falschmeldungen. Manchmal kam es jedoch auch vor, dass Meldungen so absurd waren, dass Leser sie für eben solche Falschmeldungen, auch „Zeitungsenten“ genannt, hielten. In der Zeitung „Das Evangelische Düsseldorf“ von 1974 wurde passend dazu ein Artikel abgedruckt. Sie können ja einmal überlegen, welche Meldungen wahr und welche frei erfunden waren.