Weihnachten bei Familie Garschagen

In unserem Blog haben wir uns schon einmal mit einem Foto der Familie Garschagen befasst. Dieser weihnachtlichen Szenerie möchten wir uns noch einmal widmen, allerdings in etwas veränderter Form. Einige Fehler haben sich in das Bild eingeschlichen, können Sie alle finden?

Familie Garschagen um Weihnachten 1852 v.l.n.r.: Friedrich Wilhelm, Christiane Wilhelmine, Peter Karl, Lebrecht, Julius, Wilhelmine, Peter Carl, Richard zwischen ihnen ein Tisch mit Geschenken und einem Weihnachtsbaum Bestand: 7NL 142, Nr. 49

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Pfarrer Harney und die Inflation

Kommentar zur Entwicklung der Inflation der letzten Monate im Dezember 1923. Quelle: Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, ZK 065, Düsseldorfer Sonntagsblatt. Kirchlicher Anzeiger der evangelischen Gemeinden zu Düsseldorf, Ausgabe 51/1923 vom 16. Dezember, S. 4

Heute vor 100 Jahren sinniert Pfarrer Rudolf Harney (1880-1965) in der „Zeitschau“ des von ihm redigierten Düsseldorfer Sonntagsblattes über ganz profane Alltagserfahrungen nach. Er hat erlebt, wie nach dem harten Währungsschnitt vom 15. November 1923 wieder Lebensmittel und Waren in die Auslagen zurückkehren. Harney kann es nicht wissen, aber er wird in seinem Leben diese Erfahrung wiederholen: Ein Vierteljahrhundert später ist die deutsche Reichsmark wiederum wertlos geworden und mit der Währungsreform vom 20. Juni 1948 kehren quasi über Nacht lange nur im Schwarzhandel erhältliche Waren in die Geschäfte zurück.

Harney, Rudolf; Pfarrer, Superintendent Kirchenkreis Düsseldorf, Mitglied der Leitung der Ev. Kirche der Rheinprovinz 1945-1948; Archiv der Ev. Johannes-Kirchengemeinde Düsseldorf; AV 29

Das ökonomische Verständnis gerade des von der Hyperinflation fast enteigneten deutschen Mittelstandes darf nicht überschätzt werden und Pfarrer Harney ist hier ein zeittypisches Beispiel. Dunkel raunt er von „spekulativen Börsenmanövern“, die die Reichsmark zusätzlich entwertet hätten. Die volkswirtschaftlichen Zusammenhänge, vorrangig die bis 1918 über Anleihen finanzierten immensen Kriegskosten sowie der letztlich über die Druckerpresse finanzierte sogenannte Ruhrkampf 1923, blendet Harney bewusst oder unbewusst aus:

Zeitschau.

Wir leben in der Zeit der Überraschungen. Vor wenigen Tagen,
wenigen Wochen war in Düsseldorf kein Fetzchen Margarine zu fin-
den. Stundenlang jagten die Hausfrauen umher, um schließlich ent-
mutigt und dem Weinen nah, mit leeren Händen heimzukehren. In
der Tasche hatten sie Papiergeld, das von Stunde zu Stunde an Wert
verlor. Es war nicht zu ändern. Erwerbslose, aufgepeitscht von
dunklen Ehrenmännern, rotteten sich zusammen, schlugen Fenster ein,
raubten Lebensmittellager aus und trugen den Schrecken in die Bür-
gerschaft. Da rief es von allen Seiten: Düsseldorf steht vor der
Hungersnot. Und der Dollar kletterte immer höher, als wollte er
den Mount Everest besteigen, und die Papiermark lag im Sterben.
Da – plötzlich, ein Wunder geschah. Der Dollar, dieser kleine Schä-
ker, machte plötzlich kehrt und ging zu Tal. Die Papiermark erholte
sich, weil man ihr -es ist nicht zu fassen- in Berlin mit dem
Stilllegen der Notenpresse den Lebensfaden abschnitt. Die Gehalts-
zahlungen kamen ins Stocken, das Geld wurde rarer. Siehe, da
sanken die Preise, und auf dem Markt und in den Geschäften häuften
sich die Lebensmittel. Was habe ich heute für Berge von Butter,
Speck, Fett und Schinken gesehen! Woher nun plötzlich dieser Reich-
tum? Wie kommt es, dass auf dem Markt das längst verstummte süße
Locken wieder ertönt: Ach, nehmen Sie doch diese Büchse Corned-Beef
noch mit!? Wie kommt es, dass in Berlin ein Warenhaus 20 Prozent

Rabatt gibt, wenn in Papiergeld gezahlt wird? Wo war denn alle
die Ware, als wir vor Wochen Papiergeld genug in der Hand hatten,
um kaufen zu können? Haben die Heinzelmännchen das alles in
einer Nacht zu uns gebracht, um uns zu zeigen, wie schön es wäre,
wenn wir noch das Geld des vorigen Monats in Händen hätten, denn
dann könnten wir kaufen! Neulich konnten wir für 4 Billionen nicht
bekommen, was jetzt für 2 und weniger im Überfluss vorhanden zu
sein scheint. Wer erklärt uns dieses Naturwunder? Ich wäre für
Aufklärung sehr dankbar; denn wir denken nicht gern etwas Böses
von unseren lieben Nächsten. Gewiss haben die Heinzelmännchen oder
der Nikolaus das geschafft.

Ob dieser Zustand anhalten wird? Ich fürchte nein; denn in un-
serer Lage hat sich nichts geändert. Wenn nur der Dollar nicht wieder
das Klettern anfängt und alle Lebensmittel als Proviant auf die
Hochgebirgstour mitnimmt. Ich traue dem Racker solche kleine Bos-
heiten zu. Das Unternehmen, die Mark zu festigen, hat einen hero-
ischen Zug, aber kann es gelingen? Wir haben noch keine internationale
Anleihe, und auch sonst ist der auf uns lastende Druck nicht vermindert,
aber freilich, eines entzieht sich unserer Kenntnis, das ist die Be-
urteilung, wie weit die Mark tatsächlich innerlich entwertet ist und
wie weit sie nur durch spekulative Börsenmanöver gedrückt worden
ist. Dass letzteres auch mitspielt, unterliegt keinem Zweifel.

Gutschein der Stadt Barmen über 500 Milliarden Mark; Datum: 30. Oktober 1923; Aus Bestand: AEKR, Notgeldsammlung

Das Archiv der Ev. Kirchengemeinde Ottweiler: Eine Fundgrube für die Kirchen- und Sozialgeschichte des Saarraumes vor der Französischen Revolution

Das Evangelische Zentralarchiv Saar (EZAS) hat die Erschließung seines historisch bedeutendsten Bestandes abgeschlossen: Das Findbuch mit einem Umfang von 141 Seiten und 541 Verzeichnungseinheiten liegt online vor und präsentiert eine kleine lutherische Landeskirche des 17.-18. Jahrhunderts in all ihren Facetten.

In Ottweiler residierten von 1640 bis zu ihrem Aussterben 1728 die Grafen von Nassau-Ottweiler in ihrem im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigten Renaissanceschloss aus dem 16. Jahrhundert. Dem korrespondierte kirchlicherseits, dass Ottweiler Sitz einer lutherischen Inspektion war. Diese entspricht einem heutigen Kirchenkreis.

Einblicke in das alltägliche Gemeindeleben auf dem Sprengel der gesamten Grafschaft Ottweiler ermöglichen die Visitationsberichte mitsamt ihrer umfänglichen Begleitkorrespondenz. Bauskizzen nicht mehr existierender mittelalterlicher Ortskirchen sowie Aufschriften längst zerstörter Glocken werfen Schlaglichter zurück auf das Spätmittelalter.

Abschriften der Glockeninschrift. Aus Bestand: EZAS Best. 02,49 Ottweiler I Nr. 183

Die Stuhlordnung für die Stadtkirche Ottweiler illustriert eindrücklich die subtilen sozialen Unterschiede in der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts. Alter und Familienstatus bilden die Hauptkriterien der Platzierung, freilich werden auch Honoratioren wie der gräfliche Oberjäger mit reservierten Stühlen bedacht.

Stuhlordnung der Stadtkirche Ottweiler. Aus Bestand: EZAS Best. 02,49 Ottweiler I Nr. 184
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Nachtrag zum Nachlass des BK-Theologen Eberhard von Mering

Christa Lippold hat eine weitere Sammlung an Urkunden und Zeugnissen Ihres Vaters Pfarrer Eberhard von Mering dem Archiv zur Aufbewahrung überlassen, die zum Bestand 7NL 225 aufgenommen wurden. Ein wichtiges Teilsegment bilden dabei die Briefe Ihrer Eltern aus dem geschichtsträchtigen Jahr 1933. Es ist der Briefwechsel von den Studenten Ruth Liebert und Eberhard von Mering von Januar bis Oktober 1933. Neben Alltäglichem berichten die Liebenden rudimentär auch von der aktuellen politischen Lage.

Es handelt sich hier um ein Zeugnis des jungen B.K.-Theologen in Rodenkirchen und seiner zukünftigen Ehefrau aus Zeiten der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Von Mering äußert sich kritisch über die Massenhysterie, die nach Hitlers Regierungsübernahme am 30. Januar 1933 vorherrsche. Im Brief vom 20. Februar 1933 berichtet von Mering von einer Hitler-Rede, die aus den Messehallen übertragen wurde. Aus Sicht eines evangelischen Theologen ist ihm das „blindwütige Zujubeln und Massengeheul unsympathisch“. Von Mering hält die Rede Hitlers, „die von glühendstem Hass gegen seine Mitmenschen getragen ist“, für Gotteslästerung.

In einem späteren Brief vom 11. April 1933 beklagt er die kritiklose Begeisterung für die neue Regierung, obwohl er auf einer Gausitzung über „soviel mittelalterlich Grausames gegenüber den Juden“ gehört hat. Und fügt noch hinzu:

„man muss entsetzt sein, dass so etwas in einem modernen Staate noch möglich ist. Alle Nächstenliebe ist in Fanatismus aufgegangen.“

AEKr, 7Nl 225, VZ 61, Brief 26
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Quellen aus dem Nachlass Paul Schneiders sind jetzt online zugänglich

Der vergangene Sommer stand in unserem Archiv im Zeichen des 125. Geburtstags Paul Schneiders am 29. August 2022, einem der prominentesten Vertreter des rheinischen Protestantismus in der Zeit des Nationalsozialismus.

Wandbild von Paul Schneider, „Prediger von Buchenwald“, im Landeskirchenamt Düsseldorf, gemalt von Layla Xing

Anlässlich dieses Jubiläums wurde die Kunstaktion „Rheinische Kirchenköpfe“ mit der Präsentation des Porträts Paul Schneiders, gestaltet von Layla Xing, an einer Wand des Landeskirchenamtes abgeschlossen.

Außerdem wurde der Nachlass Paul Schneider im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland neu verzeichnet. Das Interesse an den Originalquellen, insbesondere an den Briefserien aus der Gestapo-Haft und später aus dem Konzentrationslager Buchenwald, ist ungebrochen.

Deshalb steht seit heute, dem Todestag Paul Schneiders, der am 18.7.1939 im KZ Buchenwald ermordet wurde, ein großer Teil der bei uns vorhandenen zeitgenössischen Originaldokumente nun online auf unserer Homepage für die Forschung zur Verfügung. Neben den schon vielfach zitierten Briefen Schneiders findet sich dort zum Beispiel auch die Gefängnisbibel, die Paul Schneider während seiner Haft bei sich hatte und mit zahlreichen Randbemerkungen versehen hat.

Paul Schneider, Bibel, Randbemerkungen mit Bleistift, 29.08.1936, aus Bestand: AEKR Düsseldorf 7NL 081 (Nachlass Pfarrer Paul Schneider), Nr. 49

Das Pfarrergeschlecht Graeber: sechs Generationen, 18 Pfarrer (Teil 3)

Im dritten Teil des Blogbeitrags zur Pfarrerfamilie Graeber sollen einzelne Aspekte näher beschrieben werden, z. B. geographische Verbreitung, besondere Ämter oder auch weitere Verwandtschaften zu anderen Pfarrerfamilien.

Der Vater von Johann Wilhelm (1) war Lehrer am Niederrhein in Dinslaken. Der Niederrhein mit Haffen-Mehr, Wertherbruch, Baerl, Kalkar, Issum und Bönninghardt als Pfarrorten ist bei vier Pfarrern der ersten vier Generationen vertreten, außerdem Grefrath-Oedt in der sechsten. Bereits bei Franz Friedrich (11) kommt das Bergische Land hinzu mit Barmen-Gemarke, das erst in der fünften Generation mit Velbert (11412) und Wupperfeld (11421) und in der sechsten mit Elberfeld und Hückeswagen (114211) wieder belegt wird. Nur ein bis zwei Jahre wirkte (114) in seiner ersten Pfarrstelle am Gefängnis in Elberfeld.

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Das Pfarrergeschlecht Graeber: sechs Generationen, 18 Pfarrer (Teil 2)

Im ersten Teil des Beitrags wurden die Generationen eins bis drei und die Nachkommen von Pfarrer Hermann Johann Graeber (112) vorgestellt. Heute folgen die Nachkommen seines Bruders Wilhelm Heinrich (114), in der Nachkommentafel in gelb eingefärbt:

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