Verwaltungsakten stehen gemeinhin im Ruf, nur ausgewiesene Insider zu begeistern. Nüchterne Rationalität gepaart mit Tristesse und Monotonie herrschen hier, so die verbreitete Meinung, vor. Dass dies keineswegs immer zutrifft, verdeutlichen beispielhaft die Handakten von Präses Heinrich Held (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, Bestand: 6HA 006). Sie dokumentieren nicht nur die enormen Schwierigkeiten, Einrichtungen inklusive Gebäude unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkriegs wieder aufzubauen und zu unterhalten, sondern auch über die verbreitete existentielle Not der Bevölkerung mit unmittelbaren Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit des Einzelnen.
Seit 1942 lag die Verwaltung der zunächst provinzialkirchlichen, dann ab 1948 landeskirchlichen Häuser in den Händen der Oberinspektorin und Rendantin Katharina Seifert (1896-1979). Recht eigenständig verwaltete sie das Haus Hermann von Wied in Rengsdorf, das Haus Mainzer Straße 81 in Koblenz, die Häuser Rheinstraße 16 bis 20 sowie die Schulstraße 3 in Orsoy, das Herzog-Wolfgang-Haus in Meisenheim/Glan und das Evangelisch-Theologische Stift / Evangelisches Studentenheim, Humboldtstraße 42 sowie das Betty-Günther-Heim, evangelisches Studentinnenheim, Hohenzollernstraße 9, letztgenannte in Bonn. Sie überprüfte nicht nur die Finanzen dieser kirchlichen Einrichtungen, in Zeiten mit geringen finanziellen Mitteln bereits eine Aufgabe, die viel Umsicht und Blick für das Notwendige erforderte, sondern begleitete maßgeblich den Wiederaufbau und die Instandsetzung der Gebäude und den Betrieb der Einrichtungen. Sie entschied, welche Baumaßnahme vordringlich ausgeführt werden musste und welche noch Zeit hatte. Weiterlesen