Wie kriegen wir die Menschen dazu, es einfach zu machen? Diese Frage stellte Martin Iordanidis vom Hochschulbibliothekszentrum Köln (HBZ) ins Zentrum seines Vortrags im Rahmen der SUMMER LECTURES 2022 des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums am 18. August 2022 zum Thema Personal Digital Archiving (PDA). Personal Digital Archiving bezeichnet einen Zweig des großen Feldes digitaler Langzeitarchivierung, der neben der administrativen und wissenschaftlichen Überlieferung den verantwortungsvollen Umgang von Privatpersonen mit ihren persönlichen digitalen Daten in den Blick nimmt.
Iordanidis ist Mitglied in der Arbeitsgruppe PDA des nestor-Kompetenznetzwerks zur digitalen Langzeitarchivierung, die sich seit 2016 intensiv damit beschäftigt, die Thematik in die Öffentlichkeit zu tragen. In seinem informativen Beitrag hat er dazu die von ihm mitkonzipierte Website meinDigitalesArchiv.de vorgestellt.
Mit dem Lieddichter Joachim Neander hatte 2015 alles begonnen. Nun, sieben Jahre später, ist die vom Archiv der EKiR begleitete Kunst- und Erinnerungsaktion „Rheinische Kirchenköpfe“ aus fünf Jahrhunderten zu ihrem Abschluss gelangt:
Heute wurde das Portrait des im KZ Buchenwald ermordeten Pfarrers Paul Schneider (1897-1939) der Öffentlichkeit vorgestellt. Realisiert hat das Werk die Kölner Streetart-Künstlerin Layla Xing.
„Wie wir erfahren haben, wird bei dem dortigen Gemeindeamt ein Halbjude beschäftigt.“ Diese Denunziation traf am 23. August 1935 bei dem Gemeindeamt der evangelischen Kirchengemeinde Essen-Altstadt ein, adressiert an Pfarrer Karl Siebel als derzeitigem Vorsitzenden des Presbyteriums. Es folgen dann Zitate aus Luthers 1543 publiziertem Gewaltaufruf „Von den Juden und ihren Lügen“. Der Brief schließt mit der gehässigen Empfehlung, diese Schrift im nächsten Essener Pfarrkonvent zu verlesen.
Bei dem Absender handelte es sich um den Verwaltungsangestellten Walter Hindrichs, der bis März 1935 in einem evangelischen Gemeindeamt in Wuppertal tätig gewesen war. Nachdem sich die Kirchengemeinde wegen seiner DC-Aktivitäten von ihm getrennt hatte, versah er in Oberhausen die Geschäftsstelle des Gau Rheinland der Deutschen Christen.
Hintergrund ist die am 22. Juli 1935 erfolgte Anstellung des Studenten Heinz Karl Ladwig als Aushilfsstenotypist im Gemeindeamt Essen-Altstadt. Er wurde 1912 geboren als Sohn des evangelischen Kohlensyndikatsbeamten Robert Ladwig und seiner jüdischen Ehefrau Bertha/Betty geb. Ruhr. Nach dem frühen Tod des Vaters 1932 und einer eigenen Erkrankung konnte er sein Bergbaustudium an der TH Aachen seit dem Frühjahr 1935 nicht mehr fortsetzen.
Die Denunziation löste in Essen-Altstadt hektische Aktivitäten aus. Noch am Eingangstag wurde Ladwig dazu genötigt, um seine Entlassung zum 31.8.1935 zu bitten. Dies ermöglichte es der Gemeinde, das DC-Schreiben ohne Gesichtsverlust als „überholt“ abzuheften. Dort haben wir es bei der Bestandsordnung unter dem unauffälligen Aktentitel „Diverse Aushilfskräfte“ entdeckt. Heinz Karl Ladwig erhielt formal korrekt ein Arbeitszeugnis, das ihm „vollste Zufriedenheit“ seines Arbeitsgebers und „tadellose Führung“ bescheinigte.
Wie verlief nun das weitere Schicksal der Familie Ladwig?
Im kürzlich verzeichneten Archiv der Kirchengemeinde Thalfang wird ein ledergebundener Foliant aufbewahrt, der einen beeindruckend detaillierten Einblick in den Lebenswandel der evangelischen Einwohner der Mark Thalfang in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bietet. Es handelt sich um das Protokollbuch der Kirchenzensur, einem Sendgericht zur Behandlung und Bestrafung von religiösen und sittlichen Vergehen der Gemeindeglieder. Die dafür bestellten Zensoren achteten penibel auf den regelmäßigen Gottesdienstbesuch und ein anständiges Leben der Märker.
Zu den häufigsten Vergehen der Gemeindeglieder gehörte der Verstoß gegen die Sonntagsheiligung. Wer etwa statt des Kirchgangs „im Wirtshauß unter dem Vormittags Gottesdienst gesessen und getrunken“ und noch dazu „das Chartenspiel auf Sonn- und andere Tage stark getrieben“ hatte oder aber als Händler „mit irden Geschirr auf den Markt nach Hermeskeill gefahren“ war, musste mit empfindlichen Zensurstrafen rechnen, meist in Form von Geldbußen in ganz unterschiedlichen Währungen wie Kopfstück, Ortsgulden, Moselgulden, Rheinischer Gulden oder Reichstaler. In schweren Fällen drohten der (vorübergehende) Ausschluss vom hl. Abendmahl bzw. der Verstoß aus der kirchlichen Gemeinschaft. So wurde bei einem Mann aus Hilscheid eine Strafe von einem Reichstaler angesetzt, „da selbiger gestern vor 8 Tagen abends trunken nach Hauß gekommen und seine Frau und Schwiegermutter mit harten Worten und Stößen übel mißhandelt, darauf aus dem Haus in die Nacht gegangen und neuen Lerm im gantzen Dorfe erregt, daß die gantze Nachbarschaft darüber unruhig worden. Ja, als der Censor Klein ihn zur Ruhe verwiesen, ihn gescholten, auf die Brust gestoßen und allerhand anzügliche Worte ihm vorgeworfen.“ Sollte der Mann solchen Unfug nochmals begehen, würde er von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen und als ein „unruhiger Friedensstöhrer“ der weltlichen Gerichtsbarkeit übergeben.
Heute erschien ein neues Audiogramm mit einem Beitrag vom Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland aus der Reihe “Hergehört! Fakten, Geschichten, Kurioses aus den Düsseldorfer Archiven”. Dabei geht es um einen interessanten Fund bezüglich eines Pfarrers, der 1944 postmortal getraut wurde. Dies schien nicht unüblich zu dieser Zeit. Durch einen Erlass Hitlers vom 6.11.1941 wurde die Möglichkeit geschaffen, „eine Braut mit einem gefallenen oder vermissten Angehörigen der Wehrmacht zu trauen.“ Die Absicht der Eheschließung musste lediglich nachgewiesen werden.
Wer sich den Beitrag anhören möchte, findet diesen hier, ebenso wie weitere Beiträge von anderen Düsseldorfer Archiven auf der Unterseite “Hergehört”.
Der ganzen Blogbeitrag zur Leichentrauung von Pastor Windfuhr:
Während Schüler in Bayern erst seit letzter Woche endlich ihre Sommerferien genießen dürfen, heißt es für Schulpflichtige in NRW: Schulranzen packen. Denn heute am 10. August geht die Schule wieder los. Für 171.000 Kinder sogar zum ersten Mal! Denn so viele Erstklässler starten laut dpa-Meldung zum Schuljahr 2022/23. Für sie beginnt der viel zitierte „Ernst-des-Lebens“. Die Zeit des unbeschwerten Tobens ist (fast) vorbei. Nun gilt es Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen und damit auch ein Stückchen erwachsen werden.
Für etwas fortgeschrittene Schüler kann ein Schulbeginn ebenfalls einen Entwicklungssprung darstellen, so wenn sie nach der 4. Klasse auf die weiterführenden Schulen gehen. Schulabsolventen hingegen freuen sich in der Regel über ihre verlängerte Sommerpause. Die Ausbildungszeit, Praktika oder das Studium beginnen nämlich erst im Herbst.
„Wer in Berlin die Siegessäule auf dem Königsplatze betrachtet, der wird auf einem der bronzenen Reliefbilder auch die Gestalt eines evangelischen Geistlichen wahrnehmen, der hervorragend teilgenommen hat an dem Aufbruch des Volks in Waffen. Es ist der nun von Gott heimgerufene Feldpropst Dr. Thielen, welcher dort in Erz und Marmelstein inmitten der gewaltigen Männer einer geharnischten Zeit ein bleibendes Denkmal erhalten hat.“
Zufällig hatte ich diese Seite (11) der „Monatsschrift für christliche Volksbildung“, 5. Jg. 1888, aufgeblättert. Einige Zeilen tiefer in diesem Beitrag fielen mir die Orte Mülheim an der Ruhr und Duisburg ins Auge, so dass ich neugierig wurde. Bereits im dritten Absatz war klar, dass es sich um einen rheinischen Pfarrer handelte. Ein rheinischer Pfarrer ist auf der Siegessäule in Berlin abgebildet? Das fand ich sensationell!
Peter Thielen wird am 24.10.1806 in Mülheim an der Ruhr als Sohn des Schiffsbaumeisters Hermann Thielen und der Katharine geb. Hülsmann geboren. Nach dem Besuch der Gymnasien in Detmold und Duisburg studiert er in Bonn und Berlin evangelische Theologie. Nach den theologischen Examina 1828 und 1829 wird er 1831 zum Garnisonpfarrer in Wesel berufen. Er wird bereits ein Jahr später als Divisionsprediger bei der 14. Division nach Düsseldorf versetzt.
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