Neues Online-Findbuch zur rheinischen Diakoniegeschichte 1849-1912

Wer sich mit diakonischer Arbeit im Rheinland vor dem Ersten Weltkrieg beschäftigt, kommt an diesem Bestand nicht vorbei: Der Rheinische Provinzialausschuss für Innere Mission wurde 1849 gegründet und hatte seit 1852 seinen Sitz in Langenberg. Der Vorstand bestellte zur Durchführung der Arbeit sog. Agenten als Vereinsgeistliche. Diese Hilfsprediger wurden dann im Wesentlichen aus Spenden von Freunden der Inneren Mission besoldet.

In den 351 Verzeichnungseinheiten findet sich u. a. das erhaltene Schriftgut der Evangelischen Gesellschaft für die protestantischen Deutschen in Nordamerika. Zu den ältesten Beispielen von Missionsarbeit in speziellen Berufssegmenten zählt die Kellnermission. Zur Betreuung der wandernden Gesellen entwickelte sich ein dichtes Netzwerk an den sogenannten Herbergen zur Heimat. Sendboten des Provinzialausschusses wurden in den „Wilden Westen“ in den Saarbrücker Bergwerksdistrikt geschickt und verfassten Berichte über die haarsträubenden sozialen und hygienischen Bedingungen, unter denen die Bevölkerung in den ersten Jahrzehnten der Schwerindustrialisierung lebte. Berichte aus den rheinischen Heil- und Pflegeanstalten sowie zu kirchlichen Vereinen runden das breite Überlieferungsspektrum ab.

Vordigital – Arbeit in den 1950ziger und 1960ziger Jahren

Messerschleifer in einem Schleifkotten bei Solingen/Bergisches Land, Fotograf: Hans Lachmann, Schachtel Nr. 137: Arbeit, aus Bestand: AEKR 8Sl 046 (Bildarchiv), 7_002301

Man weiß es aus den eher beiläufigen Schilderungen der Eltern und Großeltern: In den 1950ziger und 1960ziger Jahren wurde viel und hart gearbeitet. Es fällt heute allerdings schwer, die enorme Arbeitsbelastung wie auch die zumeist bescheidenen Lebensumstände der Menschen in dieser Zeit des „Wiederaufbaus” im Nachkriegsdeutschland nachzuempfinden.

Der Fotograf Hans Lachmann, der in dieser Zeit die Gesellschaft in und um Düsseldorf im Sucher seiner Kamera hatte, führt uns die damalige Arbeitswelt vor Augen: Messerschleifer in gebückter Haltung an ihren Schleifmaschinen, Tankwart, Schmied, Fahrer einer Straßenwalze, Gerüstbauer, die ein Holzgerüst aufbauen, Arbeiter in einem Stahlwerk, ein KFZ-Mechaniker mit einem – aus heutiger Sicht – primitiven Messgerät an einem Motorblock, Werkzeugmacher, Schichtwechsel.

  • Evangelische Arbeiterkolonie Lühlerheim, Schmied, Fotograf: Hans Lachmann, Schachtel Nr. 137: Arbeit, aus Bestand: AEKR 8Sl 046 (Bildarchiv), 7_002345

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Sommeranfang: Die Urlaubszeit steht bevor

Tipps aus der kirchlichen Presse der 60er Jahre, wie es nicht geht

…aus heutiger Sicht so hoffnungslos konservativ-bürgerlich, dass es fast schon wieder charmant ist. Das Jahr 1968 mit seinen Befreiungsbewegungen wirkt hier noch Lichtjahre entfernt.

Artikel „Zu zweit im Urlaub“, in: Der Weg 29/1960, S.5

Der Hugenottennachfahre Friedrich Wilhelm de Landas hatte ein Herz für die Armen

Im Archiv der Ev. Kirche im Rheinland befindet sich in der biografischen Sammlung ein Zeitungs-Ausschnitt aus dem „Weg“ von 1985 ( Das evangelische Düsseldorf 25.8. Nr. 35 ). Dieser Artikel ist anlässlich einer Ausstellung im Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf über die Hugenotten geschrieben worden (Bestand 8 SL 045).

In dem Artikel wird Friedrich Wilhelm de Landas vorgestellt, der ein großer Gönner der armen Leute war. Er versorgte sie auf seinem Gut Korreshof in Mettmann mit Geld und Kleidung. Eine Straße ist in Mettmann nach dem bekannteren Hugenotten-Nachfahren Dr. Adolf Nourney genannt.Die Bild-Reproduktion ist von Hans Lachmann. Es zeigt die Verhaftung eines hugenottischen Familienvaters in Frankreich.

Es gibt im Archiv auch eine Plakatsammlung mit Plakaten zum Deutschen Hugenottentag, (Bestand 8 SL 049). Siehe auch Archiv-Katalog: 100 Jahre Deutscher Hugenotten Verein 1890-1990 oder der Zeitschriftenbestand: Der deutsche Hugenott

Zeitschriftenbestand des Archivs wird in der Zeitschriftendatenbank „ZDB“ erschlossen

Das Archiv verfügt in seiner Dienstbibliothek über einen umfangreichen Bestand an Zeitungen, Zeitschriften, Serien und Jahrbüchern, die einem Zeitraum von mehr als 200 Jahren entstammen:

Zeitschriftenbestand des Archivs wird in der Zeitschriftendatenbank „ZDB“ erschlossen. Die Recherche ist über den Katalog der Archivbibliothek möglich. http://www.archiv-ekir.de/

Bei den Zeitungen handelt es sich z.B. um Sonntagsblätter wie „Der Weg„, der die Gemeindeglieder von 1946 bis 2003 begleitet hat, seinen Vorgänger „Sonntagsgruß“ (1921-1941) oder lokale Zeitungen wie „Kirchlicher Anzeiger der Ev. Gemeinde zu Düsseldorf“ (ab 1857, später „Düsseldorfer Sonntagsblatt“, bis 1941).
Zu den Zeitschriften zählen z.B. „Frauenhilfe. Monatsblatt für kirchliche Frauen-Gemeindearbeit“ (vorhanden ab 1906-1941), die „Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst“ (1896-1941) oder „Rheinweiber. feministisch, engagiert, selbstbewusst, religiös“ des damaligen Frauenreferats der Evangelischen Kirche im Rheinland (1898-2012).
Serien sind beispielsweise die Protokolle der rheinischen Provinzialsynoden (1835-1934, 1946), der Landessynoden (ab 1948) oder der verschiedenen Kreisssynoden (ab ca. 1820 handschriftlich, ab ca. 1850 gedruckt).
Jahrbücher gibt es in unserer Bibliothek im kirchlichen Bereich, wie das „Kirchliche Jahrbuch“ (ab 1900, mit seinem Vorgänger „Theologisches Jahrbuch“, seit 1875), aber vor allem auch als Jahrbücher zur Geschichte von Landeskirchen (z.B. „Jahrbuch für Ev. Kirchengeschichte des Rheinlands„, mit Vorgängertiteln seit 1907), Regionen (z.B. „Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend„, ab 1956) oder Orten (z.B. „Essener Beiträge“, ab 1881).

Die Zeitschriftenbestände sind fast vollständig im Katalog unserer Bibliothek erschlossen. Neuerdings haben wir damit begonnen, unsere oben beschriebenen Bestände in der „Zeitschriftendatenbank (ZDB)“ nachzuweisen. Diese ist die zentrale Rechercheplattform für Periodika in Deutschland und Österreich mit ca. 3.700 teilnehmenden Bibliotheken, 1.8 Mio. Titeln und 15 Mio. Besitznachweisen. Aus organisatorischen Gründen werden zunächst die Periodika erfasst, bei denen ohnehin Zugänge zu bearbeiten sind. Die Kollegen unserer Archivstelle in Boppard haben das für den dortigen Zeitschriftenbestand bereits weitgehend abschließen können.

Tagung der süddeutschen Kirchenarchive in Darmstadt

Am 4. und 5. Juni 2018 fand in Darmstadt die 27. Tagung der süddeutschen Kirchenarchive. Eingeladen hatte das Archiv der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, das ein interessantes, vielfältiges und manchmal auch kontroverses Programm zusammengestellt hatte.

In einem ersten Block ging es um aktuelle Themen aus der kirchenarchivischen Praxis. Zunächst gaben Siglind Ehinger (Stuttgart) und Holger Bogs (Darmstadt) einen Sachstandsbericht über ein Problemfeld, mit dem viele Kirchenarchive konfrontiert sind: Die Übernahme  unerschlossener und oft sehr umfangreicher Altregistraturen diakonischer Einrichtungen, deren archivische Bearbeitung im laufenden Dienstbetrieb nur sehr schwer zu bewältigen ist. Es folgte ein Überblicksreferat von Birgit Hoffmann (Wolfenbüttel) über den aktuellen Stand der Diskussion um das Strategiepapier der kirchlichen Archive und Bibliotheken. Im Anschluss daran führte Henning Pahl (Berlin) in die aktuelle rechtliche Situation nach Inkrafttreten des neuen EKD-Datenschutzgesetzes und der europäischen Datenschutz-Grundverordnung ein.

Der zweite inhaltliche Block war zwei Themen gewidmet, über die schon auf der letztjährigen Tagung in Speyer diskutiert und für die eine Vertiefung gewünscht worden war, nämlich Pfarrarchivpflege und Kooperation mit Ehrenamtlichen. Hannelore Schneider (Eisenach) sowie Udo Wennemuth und Johanna Wohlgemuth (beide Karlsruhe) gaben Praxisberichte über den Stand der Archivpflege in der mitteldeutschen und in der badischen Landeskirche. Insbesondere das badische Modell, bei dem mit von der Landeskirche finanzierten Projektstellen innerhalb von fünf Jahren sämtliche badischen Pfarrarchive erschlossen werden sollen, stieß auf großes Interesse, aber auch auf Skepsis hinsichtlich der Realisierbarkeit.

Den inhaltlichen Schlusspunkt der Tagung setzte Andreas Metzing (Boppard) mit einem Bericht über die Zusammenarbeit des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland mit genealogischen Vereinen. Das Konzept des Archivs der EKiR, als Gesellschafter des Kirchenbuchportals ARCHION seine Gemeindekirchenbücher grundsätzlich in diese Bezahlplattform einzustellen, aber sich gleichzeitig die Freiheit vorzubehalten, im überschaubaren Segment der Militärkirchenbücher auch Erfahrungen mit Open-Access-Lösungen (Zusammenarbeit mit dem Verein für Computergenalogie und dem Portal Matricula) zu sammeln, wurde ausgesprochen kontrovers diskutiert. Gerade in diesem Punkt verspricht die nächstjährige Tagung, die Anfang Juni 2019 von der Archivstelle Boppard ausgerichtet werden wird, Anlass für weitere Debatten zu werden.

Internationaler Tag der Archive am 9. Juni 2018

Bitte nicht verwechseln mit dem „Tag der Archive“, der unlängst mit zahlreichen Veranstaltungen bundesweit und natürlich auch in Düsseldorf stattgefunden hat. Der heutige Tag erinnert vielmehr an die Gründung des International Council on Archives (ICA) am 9. Juni 1948. Dieser versteht sich als Netzwerk zum fachlichen Dialog und zur Erhaltung des archivischen Kulturerbes weltweit.

Internationaler Tag der Archive, Thema: Archives Governance, Memory and Heritage, am 9. Juni 2018; Veranstaltet vom International Council on Archives

Seine Mitglieder verteilen sich auf 195 Staaten der Erde. Das Motto „Archives: Governance, Memory and Heritage“ ist zugleich Thema der ICA Konferenz 2018, die im November in der Hauptstadt Kameruns Yaoundé stattfinden wird.

Unser Archiv nun ist -wie wir wenigstens hoffen und woran wir stetig arbeiten- kein Saftladen, wohl aber ein SAFT-Archiv. Innerhalb des ICA gehört es nämlich als Mitglied der „Section for Archives of Faith Instititutions – SAFT“ an.

siehe auch:
Archivalia Beitrag: Happy International Archives Day!
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