Mit einem weinenden und lachenden Auge verlasse ich heute nach über elf Jahren das Landeskirchliche Archiv. Das weinende Auge blickt auf und all die lehrreichen Erfahrungen und die wunderbare Zeit mit den Kollegen zurück. Das lachende Auge freut sich wiederum auf die neuen Herausforderungen, Aufgaben und Kontakte, die mich auf meiner neuen Stelle im Kreisarchiv Bergisch Gladbach erwarten.
An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Kollegen und auch den Archivbenutzern für die gute Zusammenarbeit bedanken. Ihr werdet mir fehlen! Meiner Nachfolgerin, Ilona Schröder, wünsche ich viel Erfolg und denselben Teamspirit, den ich hier erleben durfte.
Die Forderung nach einer staatlichen Impfpflicht geistert regelmäßig durch die Medien und wird genauso regelmäßig von radikalen Impfgegnern heftig zurückgewiesen. Dieser Konflikt hat bereits eine über zweihundertjährige Tradition, wie aus einem Schriftstück aus dem Jahr 1815 hervorgeht, das jetzt im Rahmen einer Benutzung des Archivbestandes der Evangelischen Kirchengemeinde Meisenheim zutage kam.
Der Architekt Otto Bartning (1883-1959) erarbeitete in der Nachkriegszeit ein Programm an standardisierten Notkirchen, um dem Mangel an Gottesdienststätten rasch abzuhelfen. Bis 1953 entstanden in Deutschland über 100 dieser Kirchen, von denen allein im Rheinland noch zwölf erhalten sind. Das Archiv der EKiR enthält zahlreiche Dokumente über das Wirken Bartnings, u. a. im Bestand Hilfswerk.
Am 6. Oktober 2019 eröffnet das LVR Freilichtmuseum Kommern eine Ausstellung über diesen bedeutenden Architekten. Herausragendes „Objekt“ ist die Versöhnungskirche aus Overath, die dort Anfang des Jahres abgebaut und in Kommern auf dem „Marktplatz Rheinland“, der das Leben in der Nachkriegszeit dokumentiert, vollständig wieder aufgebaut worden ist.
Vor knapp vier Jahren berichtete ich über Pfarrer und Unternehmer aus der Familie Poensgen. Ich möchte das Thema hier noch einmal aufnehmen und auf einen Beitrag im Düsseldorfer Jahrbuch, Band 89.2019, hinweisen. Julia Lederle-Wintgens berichtet dort auf den Seiten 131 bis 155 über „Eine Orientreise im Jahr 1889 – das Reisetagebuch der Friederike Poensgen.“
Diese wurde am 8.3.1834 als Tochter des Hüttenbesitzers Carl Poensgen in Schleiden in der Eifel geboren. Im Alter von 21 Jahren heiratete sie den acht Jahre älteren Rudolf Poensgen, einen entfernten Verwandten; die Großväter waren Brüder (siehe die genealogische Tafel des Beitrags 2015). Rudolf war ein Sohn des Hütten- und Walzwerkbesitzers Reinhard Poensgen, ebenfalls aus Schleiden. Reinhard wird in meinem damaligen Beitrag erwähnt. Nach dem Tod des Vaters 1848 hatte Rudolf zusammen mit seinem Bruder Gustav das Hüttenwerk geerbt, das sie 1860 wegen der besseren Infrastruktur nach Düsseldorf verlegten. Dieser Gustav ist übrigens der Namensgeber für die Gustav-Poensgen-Straße in Düsseldorf – diese Frage hatte ich vor vier Jahren aufgeworfen.
Das im Stadtarchiv Düsseldorf verwahrte Reisetagebuch der Friederike Poensgen berichtet über deren Reise mit ihrem Ehemann Rudolf im Jahr 1889 in den Orient, genauer nach Ägypten, Palästina, Syrien und in die Türkei.
In der Zeit vom 02.09.2019 bis zum 13.09.2019 absolvierte ich ein zweiwöchiges Praktikum in der Archivstelle Boppard. Die Archivstelle Boppard, zugehörig zum Landeskirchlichen Archiv in Düsseldorf, liegt direkt am Bopparder Rheinufer bei der Stiftung Bethesda. Der erste Aufgabenbereich in meinem Praktikum war die Bearbeitung des Bestandes der Kirchengemeinde Koblenz-Pfaffendorf aus der Nachkriegszeit. Als erstes habe ich den Aktenbestand gesichtet und in die dazugehörigen Hauptgruppen nach dem Registraturplan zugeordnet. Anschließend entmetallisierte ich den Bestand und bettete Ihn in säurefreie Hefter (DIN EN ISO 9706) um. Zum Schluss legte ich diese Hefter in Kartons und beschriftete diese entsprechend dem Inhalt. Als weitereres habe ich die Taufen, Trauungen und Sterbefälle aus dem handschriftlichen Kirchenbuch der Kirchengemeinde Ravengiersburg abgetippt. Daraus entstand am Ende ein Kirchenbuch in maschinenschriftlicher Form. Auch habe ich während meines Praktikums eine genealogische Anfrage von einem Nutzer bearbeitet. Ich habe die Landeskundliche Sammlung um verschiedene Faltblätter ergänzt und diese mit der Archivsoftware ACTApro verzeichnet. Besonders war für mich, dass ich mein eigenes Büro erhalten habe, was sich als durchaus praktisch herausstellte, da Archivarbeit vor allem zwei Dinge erfordert: Platz und Licht. Mein Praktikum neigt sich jetzt dem Ende zu und mir bleibt abschließend zu sagen, das dieses Praktikum eines der besten war, das ich machen durfte. Alle Mitarbeiter der Archivstelle waren jederzeit freundlich und hilfsbereit und ich durfte alle Aufgaben nach einer kurzen Anleitung selbstständig erledigen. Nie hatte ich das Gefühl, dass ich überfordert oder unterfordert wurde und ich bin jeden Tag gerne zur Arbeit gegangen. Mir hat die Arbeit in einem Archiv in den zwei Wochen viel Freude bereitet und ich habe sehr viel gelernt. Zum Schluss bleibt mir zu sagen, dass ich mich bei den Mitarbeitern der Archivstelle Boppard bedanken möchte für die Spontaneität, die helfende Hand, die Offenheit und die Zeit. Ich werde immer positiv an mein Praktikum in der Archivstelle denken.
Meine Urgroßmutter starb im Herbst 1918 im saarländischen Industrierevier als junge Frau. Sie hinterließ eine zwölfjährige Tochter, meine Großmutter, von der ich als Jugendlicher erfuhr, ihre Mutter sei wie viele andere damals an einer grassierenden Grippeepidemie innerhalb von nur drei Tagen gestorben. Warum starb man als junger kräftiger Erwachsener an einer Grippe? Erst viel später fand ich historische Literatur zum Thema und verstand die Zusammenhänge: Die nur zufällig so benannte Spanische Grippe forderte weitaus mehr Opfer als der Erste Weltkrieg und zählt zu den schwersten Pandemien der Geschichte. Allein im Deutschen Reich sind 1918-1920 zwischen 300.000 und 600.000 Menschen an der Grippe gestorben. Weltweit belaufen sich die vorsichtigsten Schätzungen auf 25 Milionen Grippetote, kalkuliert wird auch mit der doppelten bis dreifachen Zahl.
Auf der Grundlage der Sterberegister der evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf (damals mit ca. 90.000 Gemeindegliedern eine der größten Kirchengemeinden im gesamten Reich) soll die Dramatik des Geschehens an einem regionalen Beispiel veranschaulicht werden.
Archivarbeit war im Bereich der evangelischen Kirchenkreise an der Saar bisher weitgehend ein „Verwahren“ der Verwaltungsakten. Doch der Kirchenkreisverband An der Saar hat im Jahre 2018 richtig Geld in die Hand genommen und im evangelischen Gemeindehaus in Riegelsberg-Walpershofen ein Evangelisches Zentralarchiv Saar (EZAS) eingerichtet. Den Umzug nahmen drei mit dem Archiv ehrenamtlich betraute Personen in die Hand. Sie brauchten dafür drei Wochen, konnten aber so eine nie vorhandene Ordnung herstellen.
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