Gestern war Erntedank – ein Fest, das aus Dankbarkeit für die Gaben der Natur zur Zeit der Ernte gefeiert wird. Erntedankfeste, Umzüge und Jahrmärkte finden statt, um sich für die erfolgreiche Ernte zu bedanken und um die Freude über das ertragreiche Jahr zum Ausdruck zu bringen. Christinnen und Christen erinnern an den engen Zusammenhang von Mensch und Natur und danken Gott für die Ernte. Traditionell werden in den Kirchengemeinden die Altäre zum Abschluss der Ernte mit Feldfrüchten festlich geschmückt.
Aber wie verhält es sich mit der Dankbarkeit, wenn man in einer Zeit des Krieges lebt? Bilder des friedlichen Teilens werden verdrängt durch „ganz andere Bilder, die uns in der Wirklichkeit vor Augen treten“. So beschreibt es Heinrich Held, Pfarrer in Essen-Rüttenscheidt, und stellt in seiner Erntedankfest-Predigt am 4. Oktober 1942 folgende Fragen:
WeiterlesenIst es nicht so, dass die Erde vielmehr ein brutaler Kampfplatz ist, ein Kampfplatz, wo eins gegen das andere sich erhebt und eins das andere mit allen Mitteln grausamen Daseinskamfes zu verdrängen sucht? Ist das wirklich so, dass Gott mit vollen Händen die Güter dieser Erde einem jeden zuteilt nach Mass? Ist es nicht vielmehr so, dass der eine viel hat und der andere wenig, und dass gerade diese verschiedene Verteilung der Güter der Erde die Völker immer wieder antreibt, einander die Beutestücke aus den Fäusten zu reissen?