In dem Bestand der Kirchengemeinde Meisenheim, der noch nicht in Acta Pro verzeichnet ist (Erschlossen 1977), fand sich bei der Überprüfung und Durchsicht des Bestandes ein Album, das selbst hergestellt wurde. In diesem wurden 158 Feldpostkarten gesammelt, diese haben eine Laufzeit von 1916-1917. Inhaltlich geht es um die Dankesgrüße der Soldaten des 1. Weltkrieges, die von dem Vaterländischen Frauenverein Meisenheim Geschenke erhalten hatten.
Der Vaterländische Frauenverein wurde von der preußischen Königin und späteren Kaiserin Augusta 1866 gegründet. Der vollständige Name des Vereins lautete: „Deutscher Frauenverein zur Pflege und Hilfe für Verwundete im Kriege.“ Im Laufe der Zeit bildeten sich in vielen Gemeinden Ortsvereine. Die Tätigkeit ergibt sich aus dem Wortlaut des Vereinsnamens. 1937 wurde der Vaterländische Frauenverein von den Nationalsozialisten aufgelöst und in das Rote Kreuz überführt.
Das Archiv der Kirchengemeinde Kappel enthält ein umfangreiches Konvolut zum Verhältnis der beiden christlichen Konfessionen im 18. Jahrhundert. Die evangelischen und katholischen Bewohner des Hunsrücksdorfes nahe Kirchberg waren seit 1688 in einem Simultaneum zusammengepfercht, das wiederholt zu Konflikten führte und sich in unzähligen Eingaben an vorgesetzte Behörden niederschlug. Es gab Streit um das Geläut, den Bau des Schulhauses und vor allem hinsichtlich der gemeinsamen Nutzung der Kirche. 1742 war ein neues Gotteshaus anstelle eines maroden Vorgängerbaus errichtet worden, der sich auf einer in demselben Bestand erhaltenen, „daß dorff Cappel“ überschriebenen und sicherlich idealisierten oder symbolischen Darstellung von 1726 als hellrot getünchtes Gebäude mit Rundfenster im Turm und steilem, schiefergedecktem Turmhelm zeigt.
Normdaten kennt man bereits als wichtige Bestandteile in der bibliothekarischen Arbeit. Aber auch in Archiven werden diese zunehmend wichtiger. Die Normierung von Personennamen, Ortsnamen oder aber auch Sachbegriffen vereinfacht eine eindeutige Identifikation dieser und erleichtert zudem auch die Recherche.
Aber was genau sind eigentlich Normdaten und was ist die GND?
Eine Normdatei ist im Grunde ein festgelegtes Schlagwort, dass dazu dient, eine Person, ein Ort oder einen Sachbegriff genauer zu beschreiben. Es stammt aus dem Bereich der Dokumentation und wird nach bestimmten Regeln festgelegt. Es dient dazu eine Eindeutigkeit festzulegen. Im Zusammenhang damit ist die GND (die Gemeinsame Normdatei, die von der Deutschen Nationalbibliothek gepflegt wird) von großer Bedeutung. Sie dient als eine Sammlung von einzelnen Normdaten.
Heute vor fünfzig Jahren traf die rheinische Landessynode eine personelle Richtungsentscheidung: Nach den langen Jahren der Ära von Präses Joachim Beckmann stellten sich gleich mehrere profilierte Kandidaten zur Nachfolge bereit. Die Wahl stieß daher auch auf das Interesse überregionaler Medien. Fünf Wochen vor dem Termin stellte der SPIEGEL unter dem Titel „Hirte gesucht“ die Kandidaten vor.
Weltläufigster Kandidat war sicherlich Eberhard Bethge (1909-2000), der enge Freund und Biograf Dietrich Bonhoeffers. Nach einer Auslandsstation als Pfarrer in London amtierte er seit 1961 als Leiter des Rheinischen Pastoralkollegs in Rengsdorf. Die Theologieprofessoren Hans Walter Wolff (1911-1993) und Helmut Thielicke (1908-1986) hatten zu diesem Zeitpunkt ihre Kandidatur bereits wieder zurückgezogen.
Zwei Kandidaten kamen eher aus dem internen Machtapparat der Kirche: Ernst Heinz Bachmann (1915-2001), Superintendent von Köln-Nord, dort lokal bestens vernetzt sowie Karl Immer (1916-1984), der Sohn des gleichnamigen BK-Vorkämpfers in der NS-Zeit. Der „rote Immer“ hatte vor allem in den 1950er Jahren die politischen Positionen der Kirchlichen Bruderschaft im Rheinland vertreten. Bereits seit 1958 Mitglied der Kirchenleitung, war er von der Landessynode 1968 zum Oberkirchenrat gewählt worden. Gegenkandidat war Bethge.
Der in Wuppertal aufgewachsene Thielicke ließ sich dann noch kurzfristig während der laufenden Synode von der konservativen „Landessynodalen Arbeitsgemeinschaft“ zur Wiederaufnahme der Kandidatur bewegen. Ob dieser aber zum eher erdverbundenen Setting einer rheinischen Landessynode passte? Der Kirchenhistoriker Friedrich Wilhelm Graf hat gerade in einem aktuellen Beitrag Thielickes äußere Erscheinung so beschrieben:
„Der groß gewachsene, meist elegant gekleidete Mann mit blauen Augen, der sehr gern große Brillen trug, seine Krawatte oft mit einer Perle verzierte und auch mit einem protzig wirkenden Siegelring sich schmückte, blieb in den protestantischen Kirchenmilieus gerade wegen seiner außergewöhnlichen Erfolge in kirchendistanzierten bürgerlichen Öffentlichkeiten ein bunter, ebenso fasziniert wie argwöhnisch und auch neidvoll beobachteter Geistesvogel, dessen Eitelkeit – der Liebhaber guter Zigarren trat bei Empfängen und Partys in Hamburg oder auf Sylt oft im weißen Anzug auf und fuhr einen weißen Mercedes – bei Kirchenfunktionären mancherlei Spott provozierte“. (S. 111)
Die sonst eher zum Betulichen neigende Kirchenzeitung DER WEG publizierte am 27.6.1971 einen atmosphärisch dichten Wahlbericht:
Kürzlich stellte Stefan Flesch hier im Blog das Gemälde vor, das den Theologen Julius Smend im Porträt zeigt. Der Zufall will es, dass mir beim Katalogisieren der Zeitschrift „Der Rheinische Kirchenchor. Monatsschrift des Evgl. Kirchengesangvereins für Rheinland“ (Nummer 5, Mai 1927) ebenfalls ein Porträt von Julius Smend begegnet und zugleich eine Würdigung zu seinem 70. Geburtstag am 10. Mai 1927.
Bei diesem Portrait handelt es sich um eine Fotografie, so dass man Vergleiche mit dem Gemälde anstellen kann, zumal die beiden Bilder aus demselben Zeitraum stammen. Ich finde, Smend ist auf dem Gemälde gut getroffen, er wirkt auf dem Foto vielleicht etwas schmaler.
Die Würdigung Smends auf der ersten Innenseite des Heftes stammt aus der Feder des Pfarrers Johannes Plath (Essen 1907-1944), der auch ausgebildeter Kirchenmusiker gewesen ist und sich intensiv mit Liturgik und Kirchenmusik beschäftigt hat.
John Locke (1632-1704), den bedeutenden Philosophen und Staatstheoretiker, verbindet man erst einmal nicht unbedingt mit dem niederrheinischen Protestantismus. Als junger Mann weilte er aber von November 1665 bis Februar 1666 als Sekretär von Sir Walter Vane in Kleve. Dieser traf sich in der Schwanenburg zu diplomatischen Gesprächen mit dem brandenburgischen Kurfürst Friedrich Wilhelm. In der Literatur findet sich hierzu immer wieder die kurze Einschätzung, Locke habe bewundert, wie friedlich und tolerant dort die Konfessionen miteinander lebten. Grund genug, sich einmal die Originalbriefe Lockes aus diesen Monaten in der kritischen Locke-Gesamtausgabe genauer anzuschauen.
Insgesamt zehn Briefe stammen aus der Klever Zeit (Nr. 175-184). In der Tat schildert er gleich im ersten Brief vom 22.12.1665, dass es zwischen Katholiken, Lutheranern und Reformierten zu Kleve keine offenen Religionsstreitigkeiten gebe. „They quietly permit one another to choose their way to heaven.“ Diese Haltung sei zum einen durch die strikten Vorgaben der Herrschaft begründet, zum anderen aber durch die „prudence and good nature of the people“, also durch eine gewisse niederrheinische Gemütlichkeit. Die Stadt Kleve selbst beeindruckte ihn keineswegs, sie sei klein und völlig unregelmäßig angelegt.
Sehr gut verstand sich Locke bei verschiedenen Begegnungen mit katholischen Klerikern. Die größte Herausforderung lag dabei für ihn noch auf kulinarischem Gebiet, musste er sich doch bei einem gemeinsamen Essen erstmals mit Kümmelkäse („cheese with caraway seeds in it“) auseinandersetzen.
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