Über Andrea Rönz

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Friedrich Wilhelm Raiffeisen reformierte auch das Schulwesen in Schöneberg

Titelseite der Akte; aus Bestand: AEKR Boppard 4KG 146B (Schöneberg)

Im Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Schöneberg findet sich ein Dokument des bekannten Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen, das dessen Engagement für das Schulwesen während seiner Zeit als Bürgermeister der Bürgermeisterei Flammersfeld in den Jahren 1848 bis 1852 beleuchtet. Es handelt sich um die Dienst- und Einkommensanweisungen für den Kirchspielslehrer in Schöneberg aus dem Jahr 1852. Die hoch auf dem Westerwald gelegene Kirchengemeinde zählte damals etwa 700 Einwohner, größtenteils ärmere Ackerbauern. Raiffeisen war ein bürgernaher und engagierter Gemeindevorsteher, der stets ein offenes Ohr für die Probleme und Bedürfnisse der Bevölkerung hatte und aktiv daran arbeitete, die Lebensverhältnisse zu verbessern. Seine Erfahrungen als Kommunalbeamter prägten nicht nur seine Sozialreformen, sondern legten auch die Grundlage für seinen späteren Einsatz in der Genossenschaftsbewegung.

In Flammersfeld übernahm er sein Amt in einer schwierigen Zeit, die von Armut und wirtschaftlicher Not geprägt war. Er setzte sich nicht nur für die allgemeine Verbesserung der Lebensbedingungen ein, sondern legte einen besonderen Schwerpunkt auf das Schulwesen. Von ihm ist das Zitat überliefert: „Der beste Kampf gegen die Armut ist eine gute Schulbildung.“ Da viele Schulen in einem desolaten baulichen Zustand waren, veranlasste Raiffeisen an verschiedenen Orten den Bau neuer Schulgebäude. Sein Ziel war es, die Bildungssituation der ländlichen Bevölkerung zu verbessern, wo der Analphabetismus weit verbreitet war. Er beschränkte sich aber nicht nur auf den Bau von Schulen, sondern engagierte sich auch für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Dorfschullehrer, deren Ansehen und Einkommen oft dürftig war.

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Die Findbücher der Kirchengemeinde Gebroth-Winterburg sind online

Das Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Gebroth-Winterburg (AEKR Boppard 4KG 068B) umfasst gleich vier Teilbestände, deren retrokonvertierte Findbücher jetzt auch online verfügbar sind. Die Gemeinde im Kirchenkreis An Nahe und Glan entstand 1972 aus den fünf, in früheren Jahrhunderten z.T. eigenständigen, z.T. miteinander verbundenen Kirchengemeinden Argenschwang, Eckweiler, Gebroth, Winterbach und Winterburg. Sie gehörten seit dem Spätmittelalter zum Amt Winterburg, das vom 15. Jahrhundert an einen Verwaltungsbezirk der hinteren Grafschaft Sponheim bildete und deren wechselvolle politische und kirchliche Geschichte teilte. Die Schwierigkeit, zu erkennen, zu welcher Zeit zwei Gemeinden eigenständig waren und zu welcher Zeit sie gemeinsam eine Pfarrei bildeten, hat auch ihre Auswirkungen auf die Ordnung der Archivalien gehabt. Erkennbar ist, dass mit Unterbrechungen Kirchengemeinden aus zwei oder mehr Zivilgemeinden bestanden haben: Winterburg und Winterbach mit Rehbach und Ippenschied, Gebroth und Argenschwang mit Spall und Allenfeld sowie Eckweiler und Daubach.

aus Bestand: AEKR Boppard 4KG 068B (Gebroth-Winterburg), A 2

Das Archiv der Kirchengemeinde Gebroth-Winterburg umfasste bei Bildung der Gemeinde 1972 somit drei Bestände, die während der Ordnung und Verzeichnung der Akten und Amtsbücher 1986 nicht zusammengeführt, sondern getrennt als Teilbestände erfasst wurden. Aufgrund der inneren Struktur der Bestände konnte der Registraturplan dabei nicht angewendet werden, man versuchte aber, die Hauptgruppen abzubilden und eine zumindest annähernde Gliederung in Mittel- und Untergruppen zu erreichen. Nach Übernahme des Archivs der Kirchengemeinde durch die Evangelische Archivstelle Boppard wurden unverzeichnete Fragmente mit einer Laufzeit bis 1980 in einem vierten Teilbestand unter dem jetzigen Namen der Kirchengemeinde und diesmal auch nach dem Registraturplan erschlossen. Zu den ältesten Quellen des Archivs gehört die wertvolle Überlieferung des Kollektur- und Almosenfonds Winterburg-Winterbach von 1785 bis zu seiner Teilung 1848.

„pauvre und ohnvermögent“: Die Lebensumstände der Fischbacher Schulmeister zu Beginn des 18. Jahrhunderts

In vergangenen Jahrhunderten fristete der Lehrer auf dem Land, das viel belächelte oder gar verspottete „arme Dorfschulmeisterlein“, häufig ein bemitleidenswertes Dasein. Selbst nur unzureichend ausgebildet, wurde er für einen Hungerlohn angestellt und musste meist neben dem Schul- auch den Küsterdienst versehen. So auch in Fischbach an der Nahe, wie eine Schulakte im Archiv der dortigen Evangelischen Gemeinde zeigt. Darin enthaltene Schriftstücke aus dem 18. Jahrhundert sind ein beredtes Beispiel für die prekären Lebensumstände einer schlecht angesehenen Lehrerschaft.

aus Bestand: AEKR Boppard 4KG 052B (Fischbach) Az. 34 (16.2.1718)

Im ältesten Dokument von Februar 1718 (siehe hier rechts) beschwert sich der „Bürgermeister zu Fischbach nahmens der dortigen Gemeinde“ beim Konsistorium, dass der Schulmeister als Küster „von jeder Hochzeit, Kindtauffe und Leiche 1 Maaß Wein und 1 Wecke, entweder in natura oder mit Gelde bezahlt, fordere, so Ihnen bei jetzigen theuren Wein zu schwer fallen wolle. Zweytens, daß ob ihm schon bei seinem Antritt nur 20 Simmer Korn aus der Gemeinde zu geben versprochen worden, er 3 Malter verlange, so ihm auch bis daher geliefert werden müssten. Drittens, daß sie ihre Kinder, wann sie schon in der Schule das nöthige gelernet und begriffen, doch bis sie zum Gebrauch des Hl. Abendmahls gelassen werden können, entweder zur Schule schicken, oder doch den Schullohn dafür zahlen müssten. Viertens, daß der Schulmeister den Klingelbeutel in der Kirche nicht, wie doch ander Orten gebräuchlich, tragen wollte, und sie deswegen einen anderen lohnen müssten.“

Das Konsistorium allerdings befand nach Vernehmung des Lehrers und Prüfung seines Vokationsbriefes, dass dessen Ansprüche gerechtfertigt seien und ihm sein ohnehin nur mageres Einkommen seitens der Gemeinde gewährt werden müsse. Lediglich die Schulkinder sollten, sobald sie genug gelernt hatten, nicht mehr allzu lange in die Schule „gezwungen werden, zumahlen, wenn die Eltern, wie auf dem Lande gemeiniglich geschiehet, die etwas erwachsenen Kinder zur Feldarbeit mit gebrauchen müssen.“

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„…davon seynd die acta meine Zeugen…“: Dokumente zum Baumholderer Kirchenbau

Den größten und wichtigsten zusammenhängenden Bestand des kürzlich neu verzeichneten Archivs der Evangelischen Kirchengemeinde Baumholder bilden die Akten zum Baumholderer Kirchenbau. Anhand von umfangreichen Konvoluten aus dem Zeitraum von 1666 bis 1782 mit Schriftverkehr u.a. zwischen der fürstlichen Regierung, dem Oberamt Lichtenberg, der Geistlichen Güterverwaltung, der Rentkammer, der Kirchengemeinde Baumholder, Zehnt- und Lehnsherren sowie dem Kirchenschaffner lassen sich Vorgeschichte, Rechtsgrundlagen, Finanzierung, Grundsteinlegung und Einweihung der Kirche minutiös nachverfolgen. Bittschriften, Stellungnahmen, Prüfungen oder Besichtigungsprotokolle zeigen, wie die Notwendigkeit einer großen Reparatur oder eines Neubaus über viele Jahre immer dringender wurde. Alle Entscheidungsprozesse vom Abriss der alten Kirche bis zur Fertigstellung des neuen Gotteshauses werden lückenlos dokumentiert, ebenso daraus resultierende Rechtsstreitigkeiten. Sahnehäubchen der Überlieferung ist ein separates Findbuch zu diesen Akten mit ausführlicher Einzelblattverzeichnung (s.u.).

Ebenfalls sehr gut – auch fotografisch – dokumentiert ist die mehrfache Umgestaltung des Innenraums der Kirche im vergangenen Jahrhundert. Die älteste Innenaufnahme zeigt die Kirche entsprechend dem Grundriss von 1748, noch ohne die spätere rundlaufende Empore und mit der 1879 eingebauten Stumm-Orgel im Originalzustand. Das Dach der Kirche war ursprünglich zum Getreidespeicher ausgebaut worden, dessen Last mächtige Säulen im Innenraum trugen. Bei der Einweihung der Kirche 1750 wurde denn auch bemängelt, „daß der Baumholderer Kirchbau mehr zu räumlichen Fruchtspeichern als zu einer Kirche eingerichtet worden, in dem nicht allein […] diese mit 10 hölzernen Pfosten, aller Gewohnheit und dem Endzweck der Kirche zuwider, versperrt und verstellt, sondern auch das Gespärre zu drei übereinander liegenden Speichern eingerichtet wurde, sodaß man von mehr als der Hälfte der Plätze aus den Pfarrer nur hören, aber nicht sehen kann.“

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Neue Online-Findbücher: Kirchengemeinden Bärweiler-Lauschied, Burgsponheim, Ebersgöns und Emmelshausen-Pfalzfeld

Ebersgönser Kirchenbaurechnung von 1706; aus Bestand: 4KG 034B (Ebersgöns) Nr. 38

Vier weitere Findbücher von Beständen der Evangelischen Archivstelle Boppard wurden retrokonvertiert und sind auf der Website des Archivs und im Portal „Archive in Nordrhein-Westfalen“ verfügbar:

Das Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Bärweiler-Lauschied umfasst den Zeitraum von 1628-1958. Da das Pfarrhaus jedoch 1686 durch einen Brand zerstört wurde, enthält der Bestand nur noch ein Schriftstück des 17. Jahrhunderts (Brief-Fragment von 1628) und nur wenige des 18. Jahrhunderts, ausschließlich das Rechnungswesen betreffend. Die Dokumente sind zum Teil durch Wasserschaden beeinträchtigt.

Das Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Burgsponheim stammt abgesehen von einigen wenigen Blättern, die bis 1725 zurückgehen, aus der Zeit der rheinischen Provinzialkirche. Das neuere Schriftgut reicht bis 1960. Nachlässige Aktenführung und längere Vakanzen haben zu empfindlichen Verlusten des ohnehin nicht besonders umfangreichen Archivs geführt.

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Soldatenporträts des Ersten Weltkriegs im Archiv der Kirchengemeinde Baumholder

Listen mit Namen von gefallenen Weltkriegssoldaten sind trauriger Bestandteil vieler Gemeindearchive. Auch im Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Baumholder finden sich mehrere Tafeln mit den Namen von 117 Gefallenen des Ersten Weltkriegs, deren Todesdatum, -ort und -ursache sowie des Datums der jeweiligen Gedächtnisfeier. Ungewöhnlich hingegen ist ein großformatiges, aufwändig mit geprägtem Ledereinband, verzierter Schließe und Goldschnitt gestaltetes Fotoalbum mit den Porträts von 63 Soldaten der Jahre 1914-1918 aus Baumholder und den Dörfern der Umgebung, das den Kriegsteilnehmern ein Gesicht gibt.

aus Bestand: AEKR Boppard 4KG 139B (Baumholder)

Die fast ausschließlich in Ateliers entstandenen Porträts folgen dem traditionellen Schema der Soldatenfotografie: Die Männer unterschiedlichen Alters, zum Teil fast noch jungenhaft, in Uniform werden überwiegend in Dreiviertelfigur dargestellt, sie stehen stramm aufrecht, die rechte Hand ist meist auf ein Tischchen oder einen Stuhl gelegt. Abhängig von Rang und Status trägt der Soldat in der anderen Hand Handschuhe oder hat einen Offizierssäbel umgeschnallt. Das Gewehr, sofern vorhanden, wird senkrecht an der rechten Körperseite gehalten. Ganz individuell hingegen sind die Gesichtsausdrücke der Männer: Einige geben sich selbstbewusst und entschlossen, die meisten aber wirken ernst, einige können ihren Unwillen kaum verbergen und manchen steht sogar die Angst vor dem Bevorstehenden unübersehbar ins Gesicht geschrieben.

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Grundsteinlegung in Baumholder, 1748

Abschrift der Inschriftentafel, mit der die Zeitkapsel des Grundsteins verschlossen wurde; aus Bestand: AEKR Boppard 4KG 139B (Baumholder), Schriftverkehr der Inspektoren des Oberamts Lichtenberg 1714-1761, fol. 168a

Großes Spektakel am 14. Mai 1748 in Baumholder: Man schritt zur Grundsteinlegung der neuen Kirche. Der Neubau des Kirchenschiffs war unvermeidlich geworden, da das Gebäude trotz umfangreicher Reparaturen in den Jahrzehnten zuvor „außer dem Chor ganz baufällig“ und „das gehöltz am Dachwerck und gebälk […] theils gänzlich faul [ist], da hero mann in der furcht stehen muß, daß solche durch starcke windt, welche ohne dem daselbsten heftig wehen, endlich gar zusammen gerißen werden dörfte“, wie 1740 der Kirchenschaffner berichtete. Auch wurde die Zahl der Gottesdienstbesucher immer geringer, da man in dem alten, ruinösen Bau „sein Leben wagen und befürchten muss“. Dennoch dauerte es bis zum Baubeginn noch acht Jahre. Einer der Hauptgründe dafür waren Interessenkonflikte betreffend das Simultaneum, denn die Baumholderer Kirche nutzten mit Reformierten, Lutheranern und Katholiken gleich drei Konfessionen. Wie schwierig deren Nebeneinander trotz streng reglementierter Gottesdienststunden war, zeigt eine geplante Scheidemauer im Neubau der Kirche, die den protestantischen vom katholischen Bereich trennen sollte. Die Reformierten sprachen sich vehement gegen diese Baumaßnahme aus, da sie befürchteten, andernfalls ihren Anspruch auf die gesamte Kirche zu verlieren. Doch nun also endlich die Grundsteinlegung! Im Archiv der Kirchengemeinde ist dazu ein ausführlicher Bericht überliefert:

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