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In Archiven freut man sich immer wieder über unerwartete Bestandszugänge von privater Seite. So haben wir jetzt von Nachfahren der rheinischen Pfarrerfamilie Engelbert ein Konvolut mit persönlichen Unterlagen vor allem aus der Zeit des Kaiserreichs erhalten. Dazu zählt eine großformatige und aufwändig gestaltete Festzeitung, die am 8. August 1897 anlässlich des fünfzigjährigen (sic!) Dienstjubiläums von Pfarrer Richard Engelbert als Leiter der Diakonenanstalt Duisburg erstellt worden war.
Jubiläumszeitschrift zum 50-jährigen Amtsjubiläum von Direktor Richard Engelbert, aus Bestand: AEKR 8SL 045 (Biografische Sammlung), Richard Engelbert
Aus diesem Anlass wurde er mit dem Roten Adlerorden 3. Klasse ausgezeichnet. Der Festgottesdienst fand in der Duisburger Salvatorkirche statt. Highlight des Tages war die Grundsteinlegung der neuen Anstaltskirche. Wer war aber Richard Engelbert?
Am 4. März 1923 berichtet das Düsseldorfer Sonntagsblatt, Kirchlicher Anzeiger der evangelischen Gemeinden zu Düsseldorf, über eine Entschließung an die Reichsregierung:
Resolution der evangelischen Arbeitervereine gegen den AlkoholgenussWeiterlesen →
Karl Krampen (1901-1945) wuchs in Witten auf. Nach dem Theologiestudium wurde er 1926 zum Pfarrer in Wilnsdorf bei Siegen gewählt. Drei Jahre später wechselte er an die Ev.-Luth. Gemeinde Wuppertal-Wichlinghausen. 1941 zur Wehrmacht eingezogen, fällt er kurz vor Kriegsende. Sein Nachlass wird im Archiv der EKiR verwahrt. Diese fünf dürren Sätze vermögen den Facettenreichtum eines Menschenlebens nicht zu würdigen und ganz gewiss nicht in diesem Fall. Dies ist vielmehr das Verdienst des Kirchenmusikers Hans Krampen, dem 1929 geborenen zweiten Sohn des Pfarrers. Über Jahrzehnte hat er die vollständig erhaltene Überlieferung seines Vaters an Predigten, Vortragsmanuskripten und privater Korrespondenz nicht nur transkribiert sondern auch sachkundig kommentiert. Dies mündete in eine Biografie, in der er zu einer fairen und ausgewogenen Beurteilung der nationalkonservativen Prägung seines Vaters gelangt.
Karl Krampen, 1927.
In der Terminologie von Wolfgang A. Mommsen handelt es sich damit um einen „angereicherten Nachlass“. Die historischen Auswertungsmöglichkeiten dieses Bestandes sind vielfältig, gerade weil Karl Krampen in vielem archetypisch für die Mentalität seiner Profession wie auch Generation steht.
„Von Sonntag, den 4. Februar des Jahres ab werden die Kirchen nicht mehr geheizt. Die anhaltende Steigerung der Kokspreise und die fortschreitende Teuerung zwingen dazu. Die Gottesdienste sollen entsprechend gekürzt werden. Bei der ausnahmsweise milden Witterung und mit Rücksicht auf die Zeitlage werden die Gemeindeglieder diese Sparmaßnahme gewiss billigen.“
Nur an dem obsoleten Heizmittel merkt man, dass diese Ankündigung nicht aus der Gegenwart stammt. Sie ist vielmehr dem Düsseldorfer Sonntagsblatt Nr. 7/1923 entnommen, dem „Kirchlichen Anzeiger der evangelischen Gemeinden in Düsseldorf“..
Drei Jahre nach dem ersten Band ist nun plangemäß der nächste Teil dieser Edition als Band 40 der Schriftenreihe des Archivs erschienen. Behandelt wird der Zeitraum 1555-1561: In der unmittelbaren Zeit nach dem Augsburger Religionsfrieden stabilisiert sich die lutherische Landeskirche des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken. Hierzu trägt auch die neue Kirchenordnung Herzog Wolfgangs von 1557 bei.
Kirchenvisitationsprotokolle des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken, Bd. 2, 1555-1561, Hg. Bernhard H. Bonkhoff, ISBN 978-3-930250-53-0
Dass sich bereits im 16. Jahrhundert die Bürokratie und ihre papiernen Hinterlassenschaften rapide ausbreiteten, macht ein Vergleich der Seitenumfänge deutlich: Hatten bei Band I noch 262 Seiten für die Protokolle des Zeitraums 1538-1555 ausgereicht, so benötigen die sechs Jahre des zweiten Bandes schon 452 Seiten.
Der Weg zur (aus Sicht von herzoglicher Verwaltung und Kirchenrat) erfolgreichen Sozialdisziplinierung der Untertanen war freilich noch weit, wie die Visitatoren 1558 in der Pfarrei Baumholder feststellen:
„Damit ist die dritte Lesung der K. O. (Kirchenordnung) beendigt. Der Präses stellt ohne Widerspruch fest, dass die K. O. in der nun beschlossenen Fassung genehmigt und damit die bedeutsame und langjährige Arbeit der Revision unserer K. O. zum Abschluss gekommen ist. Gott segne den Bau!“
Nein, es handelt sich hier nicht um einen Vorgriff auf den zu erwartenden Beschluss der 76. Rheinischen Landessynode, die am 15.1. -20.1. 2023 in Düsseldorf erstmals seit drei Jahren wieder live zusammentritt. Dabei soll sie u. a. die überarbeitete und kräftig verschlankte neue Kirchenordnung der EKiR verabschieden. Dieser Protokollauszug stammt vielmehr von der 37. Rheinischen Provinzialsynode, die sich Ende August 1923 in Barmen versammelt hatte. Was beschäftigte die 142 Synodalen (allesamt Männer) vor hundert Jahren sonst noch?
Konfirmationsscheine sind die Nachfolger der frühneuzeitlichen Kirchenzeugnisse. Rein rechtlich bescheinigen sie den Vollzug der Konfirmation, vor allem dienten sie aber auch als Erinnerungsgabe. Seit ca. 1860 reicherten spezialisierte Kunstverlage sie zunehmend im Mehrfarbdruck mit einem Bildmotiv an. Eingerahmt konnten sie so als Wandschmuck dienen.
Sie bilden im Wortsinn das jeweilige Zeitkolorit ab und stellen somit eine aussagekräftige Quellengattung dar. Oft begegnen markige Lutherdarstellungen, gern auch in schwarz-weiß-roter und damit deutschnationaler Farbakzentuierung. Einen ausgezeichneten quellenkundlichen Überblick über die Konfirmationsscheine und ihre Interpretationsmöglichkeiten bietet der Karlsruher Kollege Heinrich Löber auf LEO-BW. Auch das Archiv der EKiR verfügt über eine entsprechende Sammlung.
Konfirmationsschein 1931 mit Portrait von Johann Wolfgang von Goethe. Aus Bestand: AEKR 8SL044(Tauf- und Konfirmationsscheine)
Ein Neuzugang aus dem Jahr 1931 zeigt nun ein eher untypisches Motiv: Ernst blickt der deutsche „Dichterfürst“ Johann Wolfgang von Goethe auf den armen Konfirmanden oder die bemitleidenswerte Konfirmandin herab. Es handelt sich um ein Werk des bekannten Malers Karl Bauer, der uns bereits bei einem Portrait Martin Luthers begegnet ist.
Man kann nur vermuten, dass die Motivauswahl des Verlages im Marketing-Hype des anstehenden Goethejahres 1932 (100. Todestag) erfolgte. Inhaltlich passt hier gar nichts zusammen: Goethe stand bekanntlich dem Christentum zumindest in seiner institutionalisierten Ausprägung zeit seines Lebens recht fremd gegenüber. Er ist selbst zwar noch 1763 in der Frankfurter Katharinenkirche konfirmiert worden, aber der Blick auf diese Produktion hätte ihn sicherlich bass erstaunt.
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