Wege und Irrwege einer evangelischen Bibliothek

„Inter arma silent musae,“ im Kriege schweigen die Künste. Diese Sentenz trifft leider allzu oft zu. Umso mutiger war 1643, mitten im Dreißigjährigen Krieg, der Beschluss der Bergischen Provinzialsynode, eine eigene Bibliothek in Düsseldorf einzurichten. Ihr Bestand rekrutierte sich aus Schenkungen der Prediger, wohlhabender Bürger sowie ausscheidender Mitglieder des Presbyteriums. Im Archiv erhalten ist das kleine Quartbändchen des Zugangsregisters. So wohlausgestattet wie die hier abgebildete Universitätsbibliothek von Leiden um das Jahr 1600 dürfen wir uns das Düsseldorfer Bücherdepot nicht vorstellen. Die auf dem Kupferstich dokumentierte Ankettung der Bücher war damals üblich und der menschlichen Natur geschuldet.

Kupferstich aus: „Alma et Illustries Academia Leidensis“, aus Bestand: Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, Archivbiliothek, Sig. Goe 945

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts geriet die Düsseldorfer Bibliothek gänzlich in Vergessenheit und wurde erst 1849 auf dem Speicher des Küsterhauses zufällig wiederentdeckt. Bis 1890 erfolgten weitere Buchspenden und Ankäufe. 1933 wurde der Bestand an die damalige Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf übergeben. In der heutigen ULB werden die ca. 2.600 Bände als eigener historischer Bestand „Bibliothek der Evangelischen Gemeinde zu Düsseldorf“ mit der Signatur EVG verwahrt. Immerhin 156 z. T. mehrbändige Titel stammen dabei aus dem 16. Jahrhundert, 250 Titel aus dem 17. Jahrhundert. Betrachten wir einige Titel der Sammlung genauer.

Vereinzelt finden sich auch Hinweise auf nichttheologische Literatur. So schenkt gleich nach der Gründung der Düsseldorfer Bürger Johannes Hoffstatt ein Exemplar der berühmten (und nicht billigen) Cosmographia des Sebastian Münster.

Auszug aus dem Katalog der Gemeindebibliothek der Evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf(Seite 4 unten), aus Bestand: AEKR 4KG 005(Evangelische Kirchengemeinde Düsseldorf), Nr. 30

Während dieses Werk verloren gegangen ist, kann man in der ULB Düsseldorf noch heute das 1598 erschienene Buch des holländischen Kaufmanns Jan Huygen van Linschoten über die völkerkundliche Beschreibung Oriental-Indiens einsehen.

Als der bekannte Theologe Theodor Undereyck 1668 von Mülheim an der Ruhr nach Kassel übersiedelte, vermachte er der Bibliothek einen Traktat des französischen Hugenotten Philippe Duplessis-Mornay über die Eucharistie. Gewissenhaft sind Erscheinungsort und -jahr (Saumur 1604) notiert.

Auszug aus dem Katalog der Gemeindebibliothek der Evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf(Seite 34 unten), aus Bestand: AEKR 4KG 005(Evangelische Kirchengemeinde Düsseldorf), Nr. 30

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