Das lyrische Erbe der 27. Rheinischen Provinzialsynode
Rheinische Synoden können bisweilen recht trockene Veranstaltungen sein. In der Zeit vor dem ersten Weltkrieg war man aber immerhin bemüht, wenigstens zum Schluss der damals in der Regel zwei bis drei Wochen dauernden Tagungen den Synodalen, die vom großen Arbeitspensum meist ziemlich erschöpft waren, ein wenig Geselligkeit zu bieten – in Gestalt eines feierlichen Abschiedsessens.
Am Ende der Rheinischen Provinzialsynode des Jahres 1905 gab es zu diesem festlichen Mahl noch ein ganz besonderes Dessert: einen Gedichtvortrag von Pfarrer Friedrich Bingel aus Weiler an der Nahe, der mit launigen Versen sämtlicher anwesender Synodaler gedachte und dabei zwischen den Zeilen auch auf manch menschliches- allzumenschliches aus dem Leben der rheinischen Kirche anspielte. Völlig uneigennützig hatte der dichtende Theologe seine lyrische Ader freilich nicht angezapft: Die Übersendung der Druckfassung seines Werks an die synodalen Amtsbrüder verband er mit der Bitte um eine Spende für den örtlichen Pfarrhausbau – ein frühes Beispiel für fantasievolles Fundraising.