Findbuch der Evangelischen Kirchegemeinden Seibersbach und Dörrebach ist online

4KG 137B (Seibersbach), 68 Kirchturn Dörrebach

Bis 1703 war Seibersbach nur Filiale, Pfarrer und Kirche befanden sich in Dörrebach. Zur Gemeinde gehörte auch der Gollenfels bei Stromberg. Vom Erzstift Mainz besaßen die zu Ingelheim wohnenden Wolf von Sponheim die beiden Dörfer zu Lehen, 1702 ging dieses Lehen auf die kath. Freiherrn und später auf die Grafen von Ingelheim über. Den Pfarrsatz hatte ursprünglich die Kollegiatkirche in Bingen, dann die Herren Wolf von Sponheim. Ob die Reformation 1556 mehr auf den Einfluss dieser Adligen oder auf den von Kurpfalz zurück zu führen ist, lässt sich nicht so genau feststellen. Jedenfalls stellten die Herrn Wolf von Sponheim 1563 einen ev. Pfarrer für Dörrebach und sein Filiale Seibersbach an. 1604-1612 kam es zwischen den verschiedenen Vertretern der adligen Familie zu Streitigkeiten über die Besetzung dieser Pfarrstelle. 1624-1656 scheint kein ev. Pfarrer in Dörrebach gewesen zu sein. Von da ab ist auch eine ev. Schule bezeugt, doch konnte nicht immer ein Lehrer unterhalten werden. 1689 wurde das Simultaneum eingeführt. Die Patres von Spabrücken setzten sich in der oberen Stube des Pfarrhauses fest und nahmen es 1703 ganz ein, indem sie den ev. Pfarrer vertrieben. Dies war der Anlass, warum der Pfarrer notgedrungen seinen Wohnsitz nach Seibersbach verlegte und zunächst in einem gemieteten, seit 1715 dann im eigenen Hause wohnte. Die Bedrängnisse durch die Katholiken gingen aber auch dann noch weiter. 1744 wurde das evangelische Schulhaus gebaut, 1754 wurde das Schiff der Kirche in Seiberbach erneuert, 1758 das in Dörrebach am 26. 5. 1765 wurde in Seibersbach die Orgel eingeweiht. 1791 wurde ein neues Pfarrhaus in Seibersbach gebaut. In der Franzosenzeit gehörte die Gemeinde zum Lokalkonsistorium Simmern. 1817-1823 verwaltete der spätere Pfarrer Busch die Stelle als Hilfsprediger. Zwischen ihm und dem kath. Pastor Schulz in Dörrebach bestand herzliches Einvernehmen. Später aber lebten die Streitigkeiten um das Simultaneum wieder auf, auch sonst zeigten sich allerhand Unstimmigkeiten in der Gemeinde. Am 1. 1. 1900 ging die Dörrebacher Kirche in den Alleinbesitz der katholischen Gemeinde über, welche dafür 7000 Mark an die Evangelischen bezahlte. Am 17. 5. 1900 wurde die neue evangelische Kirche zu Dörrebach eingeweiht. 1901 baute Seibersbach einen neuen Kirchturm. Das jetzige Pfarrhaus wurde 1920 gebaut, während das bisherige zum Gemeindehaus umgewandelt wurde. 1907 trennten sich die beiden Gemeinden Seibersbach und Dörrebach finanziell voneinander, während sie pfarramtlich verbunden blieben. (Aus A. Rosenkranz; Das Evangelische Rheinland; II. Band; Die Gemeinden.)

Nach dem Wechsel des seit 1952 in Seibersbach amtierenden Pfarrers Ernst Rocholl 1962 nach Windesheim wurde die Seibersbacher Pfarrstelle nicht mehr besetzt, jedoch von 1966 bis 1996 von Gemeindemissionar Friedhelm Goral verwaltet. In seine Amtszeit fiel am 1. Juli 1973 die Zusammenlegung der Gemeinden Seibersbach und Dörrebach mit Stromberg, Eckenroth, Waldlaubersheim und Schweppenhausen zur neuen Gemeinde Stromberg-Seibersbach sowie am 1. Januar 1988 die erneute Verselbständigung der Gemeinde Seibersbach, zu der jetzt auch die Orte Dörrebach, Eckenroth und Schweppenhausen gehörten. 1996 wurde die Seibersbacher Pfarrstelle mit Pfarrer Volker Gruyters wieder besetzt, blieb aber nach dem Wechsel seiner ab 2003 amtierenden Nachfolgerin, Pfarrerin Claudia Rößling-Marenbach, im Jahr 2019 nach Adenau erneut unbesetzt, bis zum 1. Januar 2020 die Gemeinde Seibersbach mit den Nachbargemeinden Stromberg und Windesheim-Guldental zur neuen Kirchengemeinde Guldenbachtal zusammengelegt wurde.

Der Bestand des Archivs der Evangelischen Kirchengemeinde Seibersbach und Dörrebach wurde 2023 in die Archivstelle in Boppard gebracht um dort neu erschlossen und dauerhaft gelagert zu werden. Im Jahre 1955 war das Archivgut nach dem damaligen gültigen Aktenplan von Kirchenarchivrat Schmidt geordnet und in grau-braune Mappen verpackt und verschnürt. Durch das Verschnüren mit Kordel, kam es zu Schäden am Archivgut. Schmidt schreibt im Vorwort seines Findbuches, das bei früheren Sichtungsarbeiten eine gute Ordnung zerstört und der auch ab 1601 einsetzende Bestand erheblich gemindert wurde. Während den Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten im August/September 2023 wurde festgestellt, dass mehrere Akten nicht mehr vorhanden waren. Die noch vorhandenen Akten wurden dann nach dem Registraturplan von 1994 erschlossen.

Die Laufzeit des erschlossenen Bestandes geht von 1763 bis in die Mitte der 1950er Jahre. Besonders interessant sind die Aufzeichnungen des Pfarrers Karl Dünhof zur Gemeindegeschichte, sowie die farbigen und detailreich gezeichneten Baupläne.

Dieser Bestand umfasst 9 Kartons mit 107 Einheiten.

Weiter Archivalien zu Seibersbach und Dörrebach finden sich im Archiv der EKiR in den Beständen:

3MB 001 Kirchenkreis Kreuznach 1652-1952

1OB008 Ortsakten AZ. 41 ca. 1850-1971

Weiterführende Literatur:

Geschichte der beiden evangelischen Gemeinden Seibersbach – Dörrebach
Dünhof, Karl. – Bingen a. Rhein: Polex, 1934

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Die Einwohner der Pfarreien und Standesamt Stromberg 1649 – 1900: mit den Orten Daxweiler, Dörrebach, Eckenroth, Genheim, Roth, Schöneberg, Seibersbach, Stromberg, Walderbach und Warmsroth
Piroth, Guido. – 2075 Seiten, 2022

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