Das Pfarrergeschlecht Graeber: sechs Generationen, 18 Pfarrer (Teil 3)

Im dritten Teil des Blogbeitrags zur Pfarrerfamilie Graeber sollen einzelne Aspekte näher beschrieben werden, z. B. geographische Verbreitung, besondere Ämter oder auch weitere Verwandtschaften zu anderen Pfarrerfamilien.

Der Vater von Johann Wilhelm (1) war Lehrer am Niederrhein in Dinslaken. Der Niederrhein mit Haffen-Mehr, Wertherbruch, Baerl, Kalkar, Issum und Bönninghardt als Pfarrorten ist bei vier Pfarrern der ersten vier Generationen vertreten, außerdem Grefrath-Oedt in der sechsten. Bereits bei Franz Friedrich (11) kommt das Bergische Land hinzu mit Barmen-Gemarke, das erst in der fünften Generation mit Velbert (11412) und Wupperfeld (11421) und in der sechsten mit Elberfeld und Hückeswagen (114211) wieder belegt wird. Nur ein bis zwei Jahre wirkte (114) in seiner ersten Pfarrstelle am Gefängnis in Elberfeld.

Graeber, Franz Friedrich, Pfarrer Ref. Barmen-Gemarke, Generalsuperintendent Westfalen. Fotoalbum “Herrn Pastor Adolf Lauffs zu seinem 50. Ordinationsjubiläum am 12. Juni 1948 und zu seinem 75. Geburtstag am 20. Juni 1948

Schon früh wurde das Rheinland verlassen und die benachbarte Kirchenprovinz Westfalen wird zur pfarramtlichen Heimat, als Franz Friedrich (11) zum dortigen Generalsuperintendent berufen wurde. Als einziger seiner vier Söhne übernahm auch Wílhelm Heinrich (114) eine Pfarrstelle in Westfalen, nämlich in Eickel. Später finden sich auch Hagen (1121), Dortmund (1141) und das Diakonissenhaus Witten (1142). In der Ausbildung gab es Einweisungen nach Frömern (1142) und Hagen, Hamm und Plettenberg (11211).

Der rheinische Teil des „Ruhrkohlenbezirks“ wurde bei den Brüdern Hermann Johann (112) in Meiderich und Wilhelm Heinrich (114) in Essen zur Heimat, später Duisburg-Hochfeld (1122), Mülheim an der Ruhr (1141), Werden (11211), Essen-Altstadt (11412) und (112111), sowie linksrheinisch an der Grenze dieses Bereichs Hochemmerich/Rheinhausen (114221). Andere Regionen des Rheinlandes wurden zunächst im Hilfsdienst (Trier, 113), (Völklingen, 11412), (Bergisch Gladbach und Aachen, 11422) berührt, bevor erst Hans in Anhausen (11422) und sein Sohn Karl Martin (114221) in Niederbieber-Segendorf im Kirchenkreis Wied im südrheinischen Bereich heimisch wurden.

Abb. der ehemaligen Kirche in der Sharia Maghrabi aus „100 Jahre Deutsche Evangelische Gemeinde in Kairo“, 1864-1964. Herausgegeben vom Vortsand der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Kairo.

Weiter weg von der rheinischen Heimat entfernte sich zuerst Theobald (111) in Vikariat und Hilfsdienst in Berlin, dann sein Neffe Wilhelm (1141), der eine Pfarrstelle in Stettin in Pommern übernahm; er war bereits als Hauslehrer in Amsterdam tätig gewesen. In noch weitere Ferne zog es seinen Bruder Martin (1142), der als Hauslehrer in Paris wirkte und als erste Pfarrstelle die deutsch-evangelische Gemeinde in Kairo in Ägypten übernahm. In diesem Land wirkte auch sein in Kairo geborener Sohn Martin (11421) im Hilfsdienst bei der Seemannsmission in Alexandria, nachdem er sein Vikariat in Bremen erst bei der Norddeutschen Mission in Bremen verbracht hatte; er hatte dann Pfarrstellen in Bremen und am Diakonissenhaus in Arolsen in Hessen, bevor er ins Rheinland nach Wupperfeld kam.

Pommern war und blieb auch die Heimat von Wilhelm Rudolf (11411), dem einzigen der 18 Pfarrer ohne rheinischen Pfarrdienst. Sein Bruder Friedrich (11412), noch im Rheinland geboren, aber in Stettin aufgewachsen, fand nach dem Vikariat in Berlin den Weg zurück ins Rheinland; im Ruhestand erhielt er Beschäftigungsaufträge in Frankfurt am Main (französisch-reformierte Gemeinde) und in Bega (Lippe). Einen weiten Weg hat Helmut (112111) zurückgelegt, der als geborener Rheinländer seine beiden Examina in Stettin ablegte und dann auch in Pommern tätig war (Swinemünde, Peenemüne, Zinnowitz, Koserow, alle auf Usedom) und nach Pfarrstellen in Thürigen und Brandenburg Mitte der 1960er Jahre in die Bundesrepublik übergesiedelt ist.

Graeber, Hermann Johann (1814-1904), Pfarrer in Meiderich, Superintendent Duisburg. Nachlass: Johann Peter von Scheven (1807-1887), Fotos zum 50jährigen Ordinationsjubiläum 1882

Einige Mitglieder der Pfarrerfamilie Graeber übernahmen Leitungsämter, so der bereits oben erwähnte Franz Friedrich (11) als Präses der rheinischen Provinzialsynode und später Generalsuperintendent in Westfalen. Besonders in den frühen Generationen finden sich einige Superintendenten, die den folgenden Kirchenkreisen vorstanden: Elberfeld (11), Duisburg (112), Kleve (113), An der Ruhr (114), Hagen (Westfalen, 1121), Pommern deutsch-reformiert (1141, auch Konsistorialrat in Stettin), Wied (11422). In der Zeit des Nationalsozialismus waren die Pfarrer Friedrich (11412) in Essen, Hans (11422) in Anhausen und Martin (11421) in Wupperfeld in der Bekennenden Kirche aktiv.

In der rheinische Kirche wurde oft zwischen Pfarrerfamilien geheiratet, so sind bei der Familie Graeber neun Ehen belegt:

  • Franz Friedrich (11) heiratete Henrietta, die Tochter des Pfarrers Elias Christoph Krafft (1748-1798) aus Duisburg (Gruch, Die evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer …, 7084)
  • Tochter Clara von Wilhelm (114) vermählte sich mit Maximilian Huyssen (1851-1917), Pfarrer in Bockhorst (Westf.) und Essen (Gruch 5927)
  • Tochter Sophie Emilie von Adolf (1121) heiratete Pfarrer Max Dreisbach in Hagen
  • Hermann (1122) ehelichte Sophie, Tochter des Pfarrers Carl Krafft (1814-1898) in Elberfeld (Gruch 7080); seine Tochter Helene heiratete Pfarrer Hermann Becker (1865-1929), 1901 zum Zeitpunkt der Hochzeit Pfarrer in Hennweiler (Gruch 624)
  • Wilhelm (1141) heiratete Wilhelmine, Tochter des Pfarrers Johann Friedrich Fröhlich (1818-1898), Pfarrer in Thalfang (Gruch 3596); seine Tochter Elisabeth vermählte sich mit Pfarrer Georg Klingenburg (1878-1951), Divisionspfarrer in St. Avold in Elsass-Lothringen, später Pfarrer in Köln (Gruch 6711)
  • Martin (11421) ehelichte Margarete, Tochter des Pfarrer Karl Glaser ( 1860-1942) in Haan (Gruch 4010)
  • Hans vermählte sich mit Luise Elisabeth, Tochter des Pfarrers Karl Lange (1847-1911), zuletzt Pfarrer in Rheydt (Gruch 7529)

Zum Abschluss ein Blick auf die Universitäten, an denen die Graebers Theologie studiert haben (in der Reihenfolge der erstmaligen Belegung): Duisburg 2 x, Halle 9 x, Berlin 9 x, Bonn 14 x, Basel 3 x, Tübingen 5 x, Utrecht 2 x, Greifswald 2 x, Bethel 1 x, Heidelberg 1 x, Göttingen 1 x. Franz Friedrich (11) und Wilhelm (1141) wurde der theologische Ehrendoktor verliehen (Bonn 1830 bzw. Greifswald 1917), nur Martin (11421) promovierte zum Lic. theol. (Bonn 1929).

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