Die Veredlungswirtschaft GmbH und die Rheinische Hauptstelle des Evangelischen Hilfswerks: Ein überaus spannungsvolles Miteinander

Eugen Gerstenmaier, der Initiator und bis 1951 erste Leiter des Evangelischen Hilfswerks, hatte früh die Vision entwickelt, mit ausländischen Spendengeldern Rohstoffe im Ausland zu kaufen und diese in Deutschland weiterzuverarbeiten („zu veredeln“), um dadurch sowohl Arbeitsplätze zu schaffen wie auch Einnahmen für die Arbeit des Hilfswerks zu erzielen. Es sollten also nicht nur Hilfsgaben weitergeleitet, sondern eine Produktion in Gang gesetzt werden. 1949 wurden diese Aktivitäten unter dem Dach der Veredlungswirtschaft GmbH (kurz VERWI) in Stuttgart gebündelt. Heute hat sich der Begriff Veredlungswirtschaft auf Landwirtschaft und Nutztierhaltung verengt; damals standen vor allem textile Ausgangsstoffe im Mittelpunkt. Das Geschäftsfeld erwies sich von Beginn an als nicht unumstritten.

Als Geschäftsführer der VERWI fungierte Walther Gerstenmaier, der jüngere Bruder von Eugen. Wiederholt hatte er sich mit den -wenigstens aus seiner Sicht- aufsässigen Rheinländern vom Hauptbüro in Essen auseinander zu setzen. Ein eindrückliches Beispiel ist sein Brief vom 2. Juni 1950 an den Essener Geschäftsführer Constantin Rößler, einen Bruder des Oberkirchenrates Helmut Rößler. Der Brief sei hier vollständig im Wortlaut wiedergegeben:

Schreiben von Walther Gerstenmaier der Veredlungs-Wirtschaft GmbH an das Hilfswerk der Evangelischen kirche im Rheinland (Dr. Rössler) zu Preisgestaltung/Lieferungen an das Hilfswerk vom 02.06.1950. Aus Bestand AEKR 5WV 052 (Diakonisches Werk, Bestand Hilfswerk), Nr. 67
Schreiben von Walther Gerstenmaier der Veredlungs-Wirtschaft GmbH an das Hilfswerk der Evangelischen kirche im Rheinland (Dr. Rössler) zu Preisgestaltung/Lieferungen an das Hilfswerk vom 02.06.1950. Aus Bestand AEKR 5WV 052 (Diakonisches Werk, Bestand Hilfswerk), Nr. 67

Ob es nun um Bleyle-Mäntel, Bettwäschestoff oder andere Produkte des täglichen Bedarfs ging: Die sechs Aktenbände zur VERWI Gmbh im Bestand 5WV 052 dokumentieren eindrücklich die Alltagsnöte der Nachkriegszeit und die Arbeit des Hilfswerks.

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