„Verschleierte Bilder“- Wenn der Krieg noch nicht zu Ende ist

Verschleierte Bilder – 7NL 135 Sup. Werner Krause Nr. 4

Früher führte ich ein Tagebuch. Dann kam ich in sowjetische Gefangenschaft. Da waren Tagebücher unmöglich. Da war alles so unmöglich, dass ich zu mir selbst sagte: Ich will dies alles nicht registrieren. Es wird genügen, wenn Du nachher aufzeichnest, was an Bildern noch lebendig ist...“.

Mit diesen Worten beginnen die Aufzeichnungen der Erlebnisse eines Kriegsgefangenen in Sowjetrussland. Niedergeschrieben wurden sie vom späteren Superintendenten Werner Krause (7NL 135 Nr.4).

Krause, der mit 23 Jahren am 1. Sept. 1940 in die Wehrmacht einberufen worden war, ging am 10. Mai 1945 als Nachrichtenoffizier und Führer der Stabsbatterie eines Artillerieregiments mit dieser Truppe in Mähren in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

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Geburtsurkunde der Evangelischen Kirche im Rheinland wieder aufgetaucht

Heute vor 75 Jahren, am 15. Mai 1945, trafen sich um 10 Uhr vormittags im Dienstgebäude des Konsistoriums in der Düsseldorfer Inselstraße sechs führende Persönlichkeiten des rheinischen Protestantismus. Stundenlang feilten sie an der abschließenden Redaktion eines wegweisenden Dokuments zur zukünftigen Gestalt der Evangelischen Kirche im Rheinland, das sie präzise um 13:30 Uhr unterzeichneten. Es trug den etwas sperrigen Titel „Vereinbarung zur Wiederherstellung einer bekenntnisgebundenen Ordnung und Leitung der Evangelischen Kirche der Rheinprovinz„.

Eine bislang unbekannte Ausfertigung dieser kirchlichen Verfassungsurkunde ist jetzt an unerwarteter Stelle aufgetaucht. Sie werden sich vielleicht auch fragen, was der Sieg des heiligen Michael über den Drachen auf dem Gemälde von Hans Thoma mit der künftigen Kirchenleitung zu tun hat?

Festkalender von Hans Thoma, Verlag von E. A. Seemann, Leipzig. Mappe mit 31 farbigen Tafeln.
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Findbuch 8SL 030 zum Kirchenkampf online!

Barmer Theologische Erklärung
Barmen am 31. Mai 1934 –
8SL 030 KiKa Walter Schmidt

Auf der AEKR-Website ist jetzt das Findbuch zum Bestand 8SL 030 Kirchenkampf Walter Schmidt online abrufbar.

Dieser Bestand stellt eine Sammlung mannigfachen Materials zum Thema Kirchenkampf dar, die Archivrat Walter Schmidt (1908-1992) zusammentrug.
Wann genau er dies tat, ist nicht mehr zu ermitteln. Das gilt leider auch für die Provenienzen der Unterlagen. Da Walter Schmidt vom 1. Februar 1951 bis zum 31. Dezember 1975 die Leitung des Landeskirchlichen Archives innehatte, ist anzunehmen, dass diese Daten die zeitlichen Eckpunkte seiner Sammlungsaktivität sind.

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Kirchenglocken für Kriegszwecke

Tatjana Klein hatte vor drei Jahren in unserem Blog über die Beschlagnahme von Kirchenglocken für Kriegszwecke berichtet . Zu diesem Thema hat vor kurzem das Archiv- und Fortbildungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland in seiner Online-Reihe „Zeitlupe“ als „Dokument des Monats Oktober 2019“ einen Beitrag von Katharina Schmude über die Rückgabe der Glocke aus Schloß Moyland bei Kleve veröffentlicht. Ausführlich wird hier allgemein der Ablauf v.a. der Rückgabe der nicht eingeschmolzenen Kirchenglocken aus dem Rheinland dargestellt.

Klassenfoto mit Massenmörder, oder: Die Problematik christlicher Schuldvergebung

Der vielfach ausgezeichnete Journalist Jürgen Gückel hat jetzt eine aufrührende Studie zu dem SS-Hauptsturmführer Artur Wilke veröffentlicht, seinem ersten Lehrer in der Nachkriegszeit. 1963 wurde dieser zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Hierzu hat Gückel auch im Archiv der EKiR geforscht. Wer aber war Artur Wilke und warum finden sich zahlreiche Briefe von ihm im Düsseldorfer Archiv?

Klassenfoto mit Massenmörder; Vandenhoeck & Ruprecht; ISBN: 978-3-525-31114-1

Diese Fragen führen zu einem Bestand, der seit seiner Erschließung 2005 bereits Gegenstand mehrerer wissenschaftlicher Publikationen wurde: Der Nachlass des Wuppertaler Theologen Prof. Hermann Schlingensiepen enthält umfängliche Korrespondenzen mit den in den großen NS-Prozessen der 1960er Jahre verurteilten Massenmördern der Einsatzgruppen und Konzentrationslager.

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Heute vor 75 Jahren: Die Zerstörung des Provinzialkirchlichen Archivs in Bonn

Provinzialkirchenarchiv in Bonn, vorderer Archivraum, um 1935, Aufnahme: Kugler, AEKR 8SL046 (Bildarchiv), 28_00005

Der Dies ater in der mittlerweile 166-jährigen Geschichte unseres Archivs ist der 18. Oktober 1944: An jenem Tag verloren bei dem schweren Luftangriff auf Bonn mehr als 300 Menschen ihr Leben. Auch das Archivgebäude in der Hofgartenstraße 7 wurde völlig zerstört. Wie war das Archiv aber überhaupt nach Bonn gekommen? Welche Überlieferungsverluste sind eingetreten? Und vor allem: Hätte sich das Archiv nicht besser vorbereiten müssen?

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Otto Bartning und die Notkirchen

Der Architekt Otto Bartning (1883-1959) erarbeitete in der Nachkriegszeit ein Programm an standardisierten Notkirchen, um dem Mangel an Gottesdienststätten rasch abzuhelfen. Bis 1953 entstanden in Deutschland über 100 dieser Kirchen, von denen allein im Rheinland noch zwölf erhalten sind. Das Archiv der EKiR enthält zahlreiche Dokumente über das Wirken Bartnings, u. a. im Bestand Hilfswerk.

Am 6. Oktober 2019 eröffnet das LVR Freilichtmuseum Kommern eine Ausstellung über diesen bedeutenden Architekten. Herausragendes „Objekt“ ist die Versöhnungskirche aus Overath, die dort Anfang des Jahres abgebaut und in Kommern auf dem „Marktplatz Rheinland“, der das Leben in der Nachkriegszeit dokumentiert, vollständig wieder aufgebaut worden ist.