Einblick in eine Erntedankfest-Predigt im „dritten Kriegsherbst“ von Heinrich Held

Gestern war Erntedank – ein Fest, das aus Dankbarkeit für die Gaben der Natur zur Zeit der Ernte gefeiert wird. Erntedankfeste, Umzüge und Jahrmärkte finden statt, um sich für die erfolgreiche Ernte zu bedanken und um die Freude über das ertragreiche Jahr zum Ausdruck zu bringen. Christinnen und Christen erinnern an den engen Zusammenhang von Mensch und Natur und danken Gott für die Ernte. Traditionell werden in den Kirchengemeinden die Altäre zum Abschluss der Ernte mit Feldfrüchten festlich geschmückt.

Urdenbacher Erntedankzug
Frauen in Tracht schütten von einer geschmückten Plattform aus Wein an Männer aus
Fotograf: Hans Lachmann
Datum: 1952 Ort: Düsseldorf-Urdenbach
Signatur: AEKR 8SL046 (Bildarchiv), BRD_1952_3272 Schachtel BRD 23
Geschmückter Altar zum Erntedankfest
In der Diakonissenanstalt in Kaiserswerth wurde zum Erntedankfest ein Altar mit vielen Blumen geschmückt
Fotograf: Hans Lachmann
Datum: 1958 Ort: Düsseldorf/Kaiserswerth
Signatur: 203_00014 Schachtel: 413

Aber wie verhält es sich mit der Dankbarkeit, wenn man in einer Zeit des Krieges lebt? Bilder des friedlichen Teilens werden verdrängt durch „ganz andere Bilder, die uns in der Wirklichkeit vor Augen treten“. So beschreibt es Heinrich Held, Pfarrer in Essen-Rüttenscheidt, und stellt in seiner Erntedankfest-Predigt am 4. Oktober 1942 folgende Fragen:

Ist es nicht so, dass die Erde vielmehr ein brutaler Kampfplatz ist, ein Kampfplatz, wo eins gegen das andere sich erhebt und eins das andere mit allen Mitteln grausamen Daseinskamfes zu verdrängen sucht? Ist das wirklich so, dass Gott mit vollen Händen die Güter dieser Erde einem jeden zuteilt nach Mass? Ist es nicht vielmehr so, dass der eine viel hat und der andere wenig, und dass gerade diese verschiedene Verteilung der Güter der Erde die Völker immer wieder antreibt, einander die Beutestücke aus den Fäusten zu reissen?

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„Verschleierte Bilder“- Wenn der Krieg noch nicht zu Ende ist

Verschleierte Bilder – 7NL 135 Sup. Werner Krause Nr. 4

Früher führte ich ein Tagebuch. Dann kam ich in sowjetische Gefangenschaft. Da waren Tagebücher unmöglich. Da war alles so unmöglich, dass ich zu mir selbst sagte: Ich will dies alles nicht registrieren. Es wird genügen, wenn Du nachher aufzeichnest, was an Bildern noch lebendig ist...“.

Mit diesen Worten beginnen die Aufzeichnungen der Erlebnisse eines Kriegsgefangenen in Sowjetrussland. Niedergeschrieben wurden sie vom späteren Superintendenten Werner Krause (7NL 135 Nr.4).

Krause, der mit 23 Jahren am 1. Sept. 1940 in die Wehrmacht einberufen worden war, ging am 10. Mai 1945 als Nachrichtenoffizier und Führer der Stabsbatterie eines Artillerieregiments mit dieser Truppe in Mähren in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

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