Auch für Archive zunehmend wichtig: Normdaten und die GND

https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinsame_Normdatei (13.06.2021)

Normdaten kennt man bereits als wichtige Bestandteile in der bibliothekarischen Arbeit. Aber auch in Archiven werden diese zunehmend wichtiger. Die Normierung von Personennamen, Ortsnamen oder aber auch Sachbegriffen vereinfacht eine eindeutige Identifikation dieser und erleichtert zudem auch die Recherche.

Aber was genau sind eigentlich Normdaten und was ist die GND?

Eine Normdatei ist im Grunde ein festgelegtes Schlagwort, dass dazu dient, eine Person, ein Ort oder einen Sachbegriff genauer zu beschreiben. Es stammt aus dem Bereich der Dokumentation und wird nach bestimmten Regeln festgelegt. Es dient dazu eine Eindeutigkeit festzulegen. Im Zusammenhang damit ist die GND (die Gemeinsame Normdatei, die von der Deutschen Nationalbibliothek gepflegt wird) von großer Bedeutung. Sie dient als eine Sammlung von einzelnen Normdaten.

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Noch einmal: Julius Smend

Kürzlich stellte Stefan Flesch hier im Blog das Gemälde vor, das den Theologen Julius Smend im Porträt zeigt. Der Zufall will es, dass mir beim Katalogisieren der Zeitschrift „Der Rheinische Kirchenchor. Monatsschrift des Evgl. Kirchengesangvereins für Rheinland“ (Nummer 5, Mai 1927) ebenfalls ein Porträt von Julius Smend begegnet und zugleich eine Würdigung zu seinem 70. Geburtstag am 10. Mai 1927.

Der Rheinische Kirchenchor – Monatsschrift des Evanglischen Kirchengesangvereins für Rheinland; Mai 1927, 2. Jhrg., Nr. 5

Bei diesem Portrait handelt es sich um eine Fotografie, so dass man Vergleiche mit dem Gemälde anstellen kann, zumal die beiden Bilder aus demselben Zeitraum stammen. Ich finde, Smend ist auf dem Gemälde gut getroffen, er wirkt auf dem Foto vielleicht etwas schmaler.

Die Würdigung Smends auf der ersten Innenseite des Heftes stammt aus der Feder des Pfarrers Johannes Plath (Essen 1907-1944), der auch ausgebildeter Kirchenmusiker gewesen ist und sich intensiv mit Liturgik und Kirchenmusik beschäftigt hat.

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Der 15. Mai ist Internationaler Tag der Familie

Das erste, das der Mensch im Leben vorfindet, das letzte, wonach er die Hand ausstreckt, das kostbarste, was er im Leben besitzt, ist die Familie.“
Adolph Kolping, Priester und Begründer des Kolpingwerks

Reproduktion der Fotografien einer deutschen großbürgerlichen Familie – Fotograf: Hans Lachmann, Datum: ca. 1920er? Filmnummer: 26A/25777

Seit 1993 gilt der 15. Mai den Vereinten Nationen offiziell als Internationaler Tag der Familie. Dieser Gedenktag wurde ins Leben gerufen, um weltweit auf das Thema Familie und all seiner Implikationen aufmerksam zu machen. Politische Entscheidungsträger, Wirtschaftsvertreter Repräsentanten von NGOs, die breite Öffentlichkeit im Allgemeinen – sie alle sollten für familiäre Belange, Bedürfnisse und Probleme sensibilisiert werden. Denn es sind ihre Handlungen, Beschlüsse, Agenden, Einstellungen oder auch nur Ideen, die eine eminente Beinflussung auf das Leben von Familien ausüben.

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Bittbrief des Vereins Säuglings- und Genesungsheim Bonn im November 1918 um Unterstützung

Saeuglings- und Genesungsheim, 2. Jahresbericht 1914, Bonn am Rhein. Archivbibliothek, ZK1392

Im Bestand der Kleinschriften aus der Geschichte der Inneren Mission, die wir mit dem Archiv des Diakonischen Werkes übernommen hatten, fand sich ein Heft „Satzungen des Vereins ‚Säuglings- und Genesungsheim‘ E. V., Bonn“, etwa von 1913. Diese Quelle mag v. a. lokale Bedeutung haben. Interessant sind aber Schreiben, die in diese Satzung eingelegt worden waren. Diese geben nämlich die Probleme der Notzeit im November 1918, zu Ende des Ersten Weltkriegs, wieder. Es schreibt die Schriftführerin des Vereins ‚Säuglings- und Genesungsheim‘, Frau Geheimrat A. Grafe, an den Vorsitzenden des „Vereins für Innere Mission“, Herrn Commerzienrat Colsmann, Langenberg. Gemeint ist der „Provinzialausschuss für Innere Mission“, einer der beiden Vorgänger des späteren Diakonischen Werkes; Vorsitzender ist Emil Colsman (1848-1942), dessen Familie sich über Jahrzehnte kirchlich engagiert hat. Das handschriftliche Schreiben vom 9. November 1918 lautet:

Schreiben zur Lage des Saeuglings- Genesungsheim e. V. an den Verein für innere Mission, 9. November 1918, Bonn. Archivbibliothek, ZK1392
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Gottesdienst um 7 ¾ Uhr: Der Erste Mai 1933 und die Evangelische Kirche

Wenigstens war er nicht auf ¾ 7 Uhr (= 6:45 Uhr) angesetzt. In der Ausgabe des Sonntagsblattes der Ev. Kirchengemeinde Düsseldorf vom 30.4.1933 fand sich folgende kurzfristig eingefügte Ankündigung:

„Am Montag, dem 1. Mai, dem Tag der deutschen Arbeit, finden in allen Kirchen unserer Evangelischen Gemeinde Düsseldorf Gottesdienste statt und zwar schon morgens 7 ¾ Uhr, sodass die Kirchenbesucher sich an dem weiteren Programm des Tages beteiligen können. Alle Gemeindeglieder werden zu diesen Gottesdiensten ganz besonders eingeladen. Insonderheit werden die Vereine (Arbeitervereine, Jugendvereine usw.) gebeten, mit Fahnen zu erscheinen.“

Die Festpredigt von Pfarrer Rudolf Homann in der Johanneskirche wurde in der folgenden Ausgabe vollständig abgedruckt. Darin beschwört er eine „neue Bruderordnung deutscher Menschen“ und fordert dazu auf, den ersten Mai fortan als „Ostern des deutschen Sozialismus“ zu begreifen. Letzterer sei nur im Geiste Jesu Christi möglich, der die „Barrikaden des Egoismus“ zerbreche.

Das Evangelium am Tag der Arbeit, Evangelischer Preßverband, Berlin, 1934

Vor 1933 war die evangelische Amtskirche nicht gerade als Verfechterin von Arbeiterinteressen aufgefallen und schon gar nicht propagierte sie den Ersten Mai als irgendwie zu würdigenden Gedenktag. Als ausgerechnet der NS-Staat diesen Tag gewissermaßen okkupierte und erstmals als Feiertag instrumentalisierte, versuchte man nun kirchlicherseits auf diesen Popularitätszug aufzuspringen. Wie erging es nun in der Folge den im Sonntagsblatt angesprochenen evangelischen Arbeitervereinen?

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Frohe Ostern!

Titelblatt „Die Wacht“, Nr. 16, 2. Jhrg.; Berlin, den 22. April 1905; Verlag: „Die Wacht“, Berlin

Mit dieser Oster-Titelseite der Kirchenzeitung „Die Wacht“ aus dem Jahr 1905 im Stil der Zeit grüßt das Team des Archivblogs Sie zum Osterfest! „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!“

Die Zeitung „Die Wacht. Illustrierte Wochenschrift für das gesamte christliche Leben“ erschien nur in den beiden Jahrgängen 1904 und 1905. Der Begriff „Wacht“ war damals populär – z. B. „Wacht am Rhein“ -, lässt sich aber auch biblisch belegen: Gott ist der Wächter über seine Welt, der niemals schläft. Aber auch die Gläubigen sollen wachen, damit Sie die Ankunft des Messias nicht verschlafen.

Einer der beiden Herausgeber der Zeitung war Pfarrer Heinrich Stuhrmann (1869-1940), 1904-1906 Pfarrer der Heilandskirchengemeinde in Berlin. 1906 wechselte er ins Rheinland nach Barmen und wurde „Funktionspfarrer“, wie man es heute nennen würde, als Direktor des Westdeutschen Jünglingsbundes (1906-1912). Anschließend war er bis 1931 Direktor des Evangelischen Volksbundes für öffentliche Mission des Christentums mit Sitz in Godesberg (Gruch, Die Ev. Pfarrerinnen u. Pfarrer, Bd. 4, Nr. 13047).

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Huldigung für Kaiser Wilhelm II. 1897 in Bethel mit Beteiligung aus dem Wuppertal

Die Anstalt Bethel wurde 1867 für Menschen mit epileptischen Erkrankungen gegründet. Nach ihrem Leiter, Pfarrer Friedrich von Bodelschwingh, der der Anstalt von 1872 bis 1910 vorstand, wurde sie „von Bodelschwinghsche Anstalten“ benannt und ist als großes Werk der Diakonie sehr bekannt. Die Anstalten (heute: Stiftungen) liegen bekanntermaßen bei Bielefeld in Westfalen. Interessant für uns im Rheinland ist aber eine Beteiligung einer Abordnung des „Wupperthales“ an der Kaiserhuldigung in Bethel.

Kaiserhuldigung in der Anstalt Bethel am 18. Juni 1897: dargebracht von den Jünglings-, Jungfrauen- und Posaunen-Vereinen Minden-Ravensbergs unter Beteiligung der angrenzenden Westfälischen und Lippischen Bezirke sowie des Wupperthales, aus Bestand: Archivbibliothek AEKR, Signatur: P 2017

In unserer Archivbibliothek befindet sich ein Programmheft mit dem Titel „Kaiserhuldigung in der Anstalt Bethel am 18. Juni 1897, dargebracht von den Jünglings-, Jungfrauen- und Posaunen-Vereinen Minden-Ravensbergs unter Beteilung der angrenzenden Westfälischen und Lippischen Bezirke sowie des Wupperthales„. Offensichtlich machten Kaiser Wilhelm II. und seine Gattin Kaiserin Auguste Viktoria den Anstalten seine Aufwartung zum 30jährigen Jubiläum.

Die Kaiserin trifft laut Programm gegen 9 Uhr zunächst alleine auf dem Anstaltsgelände ein; der Kaiser besichtigt noch die nahegelegene Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf. Bei der Ankunft Auguste Viktorias „erklingt I. Maj. Lieblings- resp. Trauungschoral Jesu, geh voran auf der Lebensbahn“, mit Posaunenbegleitung. Bei der späteren Ankunft des Kaisers „erschallt im Tonsatz von Bach aus dem Posaunenbuch Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren.“ Beim Erscheinen des Kaiserpaares auf dem Festplatz wird es pathetisch: Von der Nationalhymne „Heil Dir im Siegerkranz“ wird von allen Anwesenden mit Posaunenbegleitung der zweite Vers gesungen „Herrsche nach Gottes Recht, Du und Dein Geschlecht, Deutschland zum Heil! […]“ Auch die Kaiserin kommt zu ihrem Recht, da direkt ihr Heimatlied „Schleswig-Holstein, meerumschlungen, Deutscher Sitte hohe Wacht! […]“ folgt.

Von dem Festplatz können wir uns ein Bild machen, denn es ist ein Lageplan mittig in das Programmheft eingebunden:

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