Gottesdienst um 7 ¾ Uhr: Der Erste Mai 1933 und die Evangelische Kirche

Wenigstens war er nicht auf ¾ 7 Uhr (= 6:45 Uhr) angesetzt. In der Ausgabe des Sonntagsblattes der Ev. Kirchengemeinde Düsseldorf vom 30.4.1933 fand sich folgende kurzfristig eingefügte Ankündigung:

„Am Montag, dem 1. Mai, dem Tag der deutschen Arbeit, finden in allen Kirchen unserer Evangelischen Gemeinde Düsseldorf Gottesdienste statt und zwar schon morgens 7 ¾ Uhr, sodass die Kirchenbesucher sich an dem weiteren Programm des Tages beteiligen können. Alle Gemeindeglieder werden zu diesen Gottesdiensten ganz besonders eingeladen. Insonderheit werden die Vereine (Arbeitervereine, Jugendvereine usw.) gebeten, mit Fahnen zu erscheinen.“

Die Festpredigt von Pfarrer Rudolf Homann in der Johanneskirche wurde in der folgenden Ausgabe vollständig abgedruckt. Darin beschwört er eine „neue Bruderordnung deutscher Menschen“ und fordert dazu auf, den ersten Mai fortan als „Ostern des deutschen Sozialismus“ zu begreifen. Letzterer sei nur im Geiste Jesu Christi möglich, der die „Barrikaden des Egoismus“ zerbreche.

Das Evangelium am Tag der Arbeit, Evangelischer Preßverband, Berlin, 1934

Vor 1933 war die evangelische Amtskirche nicht gerade als Verfechterin von Arbeiterinteressen aufgefallen und schon gar nicht propagierte sie den Ersten Mai als irgendwie zu würdigenden Gedenktag. Als ausgerechnet der NS-Staat diesen Tag gewissermaßen okkupierte und erstmals als Feiertag instrumentalisierte, versuchte man nun kirchlicherseits auf diesen Popularitätszug aufzuspringen. Wie erging es nun in der Folge den im Sonntagsblatt angesprochenen evangelischen Arbeitervereinen?

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