Die Bahnhofsmission in Düsseldorf

Bahnhofsmission, Mitarbeiterin mit Sammelbüchse und Spender mit Zigarre und Hut, vermutlich Hauptbahnhof Düsseldorf, Hans Lachmann, Schachtel Nr. 86: Bahnhof/Bahnhofsmission, aus Bestand: AEKR 8SL 046 (Bildarchiv), 6_000805

Ferienzeit – Reisezeit. Heute reist man mit dem Flugzeug in ferne, exotische Länder, ab den 1960ziger Jahren mit dem Zug an die Nordsee oder nach Bayern und Österreich. Heute bilden sich lange Menschenschlangen vor den Abfertigungsschaltern und vor den Gates im Flughafen, früher herrschte ein Gedränge vor den Fahrkartenschaltern des Bahnhofs und auf den Bahnsteigen der Fernverkehrszüge. Wenn einer eine Reise tut, kann er was erzählen. War der Reisende auf solche Verkehrsmittel angewiesen, konnte er in fremden, unbekannten Orten stranden. War es ein Bahnhof, war damals die Bahnhofsmission ein nahezu allen bekannter Anlaufpunkt: Hier wurde ihm geholfen, vor allem mit einer Tasse Kaffee aus der großen Thermoskanne oder mit einem Teller Erbsensuppe. Ging der Koffer verloren, half sie mit Kleidung aus. Nicht nur das: Die zumeist ehrenamtlichen Helfer unterstützten behinderte Zugreisende, aus- und einzusteigen, sorgten dafür, dass Senioren mit ihrem Gepäck den richtigen Zug nahmen, begleiteten alleinfahrende Kinder und Kindergruppen zu den Ferienorten. Und Heiligabend sorgten sie dafür, dass sozial benachteiligte Personen gemeinsam feiern konnten. Finanziell blieben sie weitgehend auf sich gestellt. Ihre Arbeit war auf Spenden angewiesen.

  • Bahnhofsmission, Banner "Bahnhofsmission hilft! Helfen Sie uns helfen!", Hans Lachmann, Schachtel Nr. 86: Bahnhof/Bahnhofsmission, aus Bestand: AEKR 8SL 046 (Bildarchiv), 6_000805

Weiterlesen

Mit Henrike Tetz wurde erstmals eine Superintendentin zur Oberkirchenrätin gewählt

Pfarrerin Henrike Tetz, Wahl zur neuen Leiterin der Abteilung 3 „Erziehung und Bildung“ im Düsseldorfer Landeskirchenamt, Landessynode 2018, Foto: EKiR/Hans-Jürgen Vollrath

Am Donnerstag, 11.01.2018, wählte die Landessynode der Ev. Kirche im Rheinland die Superintendentin des Kirchenkreises Düsseldorf, Pfarrerin Henrike Tetz, als hauptamtliches Mitglied der Kirchenleitung (KL) zur Nachfolge von Oberkirchenrat Klaus Eberl. Damit wurde erstmals eine Superintendentin hauptamtliches Mitglied der Kirchenleitung; die bisherigen Oberkirchenrätinnen, Gisela Vogel, Petra Bosse-Huber und Barbara Rudolph, hatten das Amt einer Superintendentin nicht bekleidet.

Harney, Rudolf, Pfarrer, Oberkirchenrat, Mitglied der 1. Kirchenleitung (KL), 1932, aus Bestand: AEKR Düsseldorf 8SL 046 (Bildarchiv), 10_0110

Es stellte sich mir die Frage, ob denn in der Vergangenheit einer der Düsseldorfer Superintendenten zum Oberkirchenrat berufen worden ist? Immerhin ist Düsseldorf einer der großen Kirchenkreise der Landeskirche. Ich hatte einen Namen im Kopf, nämlich Superintendent Rudolf Harney (Nachlass im Bestand des Archivs), ganz am Anfang der Geschichte unserer Landeskirche nach 1945: Er wurde im Mai 1945 Mitglied der Vorläufigen Kirchenleitung als Repräsentant des Provinzialkirchenrates von 1932. Die Provinzialsynode 1946 bestätigte die Mitglieder der Vorläufigen KL, die „in Ausübung und für die Dauer des Amtes … die Amtsbezeichnung ‚Oberkirchenrat‘ “ führten. 1949 trat Harney bei den ersten Wahlen zur Kirchenleitung der neuen Landeskirche nicht mehr an, weil seine Pensionierung bevorstand. Harney ist also ein Sonderfall.

Weiterlesen

Ein Blick in die eigene Vergangenheit

Titelblatt Der WEG, Nr. 36/ 1979, 9.9.1979; aus Bestand: AEKR Düsseldorf Archivbibliothek ZK70

Die Titelseite der Ausgabe vom 9. September 1979 widmeten die Herausgeber der Kirchenzeitung Der WEG einem Artikel über die Landeskirchlichen Archive in Bielefeld und Düsseldorf. Darauf zu sehen ist der westfälische Landesarchivrat Dr. Hans Steinberg in einem Archivmagazin in Bielefeld.

In einem doppelseitigen Artikel werden die Archive in Bielefeld und Düsseldorf näher vorgestellt. 530 laufende Regalmeter umfassten die Bestände im Düsseldorfer Archiv  damals. Heute sind es mehr als 7000. Ein Teil davon lagert mittlerweile in einem Außenmagazin in Moers. Neben Archivdirektor Dr. Dietrich Meyer waren damals noch ein Bibliothekar und eine Sekretärin für die Betreuuung der Unterlagen zuständig.Heute sind alleine am Düsseldorfer Standort außer Archivleiter Dr. Stefan Flesch noch fünf Mitarbeiter beschäftigt.
(Ganzer Artikel: DerWEG36_1979_Archivartikel)
Vieles hat sich in den beinah 40 Jahre verändert, das Ziel archivischer Arbeit ist aber gleich geblieben: Weiterlesen

Archivpflege gestern und heute

aus: 4KG 005, 28

Aufruf des Königlichen Konsistoriums zur Ordnung der Gemeindearchive, 1842, aus: 4KG 005, 28

Erstaunlich aktuell und auf den Punkt wirkt dieser Aufruf des Königlichen Konsistoriums in Koblenz an die Superintendenten der Rheinprovinz aus dem Jahr 1842, der mir im Bestand der Ev. Gemeinde Düsseldorf in die Hände fiel:

Noch immer sind in vielen Pfarreien die Kirchen-Archive nicht gehörig geordnet und keine Inhaltsverzeichnisse derselben aufgestellt. Dieser Mangel erschwert nicht nur den Gebrauch der vorhandenen Akten und damit die zweckmäßige Verwaltung des Vermögens der Pfarreien, sondern hat auch, indem bald wichtige Aktenstücke, zumal während der Erledigung der Pfarrstellen, verloren gehen, bald aus Nichtkenntniß der vorhandenen Akten die Rechte der Kirchen, Pfarreien nicht aufrecht erhalten werden, für manche Gemeinde bedeutende Verluste zur Folge. Wir beauftragen daher im Einverständniß mit der königlichen Regierung Euer Hochwürden, diejenigen Pfarrer Ihrer Synode, deren Gemeinde noch kein gehörig geordnetes, mit einem Inhaltsverzeichnis versehenes Kirchenarchiv besitzt, anzuweisen, binnen zwölf Monaten sämmtliche Bücher und Schriften ihrer Pfarrgemeinde nach dem beiliegenden Plan zu ordnen und zu verzeichnen.[…] Weiterlesen

Die Quellen schweigen zum Tod der Tochter Maria („Mulla“) des Düsseldorfer Pfarrers Samuel Keller

Hier soll von einem Beispiel dafür berichtet werden, dass sich Berichte in autobiographischen Darstellungen nicht immer in den Quellen wiederfinden: Von 1892 bis 1898 amtierte in der fünften Pfarrstelle der Evangelischen Gemeinde Düsseldorf Pfarrer Samuel Keller. Er wurde 1856 in St. Petersburg als Sohn eines aus der Schweiz zugewanderten Waisenhausvaters und Lehrers geboren.

Keller, Samuel, Pfarrer in Düsseldorf; aus Bestand: AEKR Bibliothek BK3005

Keller, Samuel, Pfarrer in Düsseldorf; aus Bestand: AEKR Bibliothek BK3005

Seine ersten Pfarrstellen hatte Samuel Keller in Grunau (Russland, 1880-1884) und Neusatz auf der Krim (1884-1891) inne, wo er die deutschen Kolonisten als Seelsorger betreute. Da seine Arbeit „eine ungewöhnlich dichte Frucht“ brachte, „wurde er ‚oben‘ unliebsam, und wenn er nicht ostwärts, d.h., nach Sibirien, verschwinden wollte, mußte er sich westwärts wenden.“, so Oskar Brüssau, S. 37.

Samuel Keller und seiner Frau Elisabeth Wilhelmine geb. Clever wurden vier Kinder geboren, Hans (1881), Margarete („Grete“, 1882), Maria („Mulla“, 1884) und als Nachzüglerin in Düsseldorf Elisabeth („Lia“, 1897). Keller erwähnt diese in seiner Autobiographie „Aus meinem Leben„, die in zwei Bänden 1917 und 1922 erschien. Drei der Kinder sind auch in „Wer ist’s„, V. Ausgabe 1911, auf Seite 708 aufgeführt. Maria fehlt – und damit sind wir beim Kern dieses Beitrages. Weiterlesen

Interessante Überlieferung zu einer Konfirmation im Jahr 1908

Von dem Düsseldorfer Pfarrer und Superintendenten i.R. Helmut Ackermann (über ihn) hat das Landeskirchliche Archiv eine Anzahl älterer Gesangbücher übernommen. Diese Sammlung erstreckte sich über das Rheinland hinaus. Eines dieser Gesangbücher enthält interessante Dokumente zur Geschichte einer Konfirmation im Jahr 1908: Gesangbuch für die evangelisch-lutherische Kirche des Herzogtums Braunschweig vom Jahre 1902, verlegt in Wolfenbüttel bei Julius Zwißler.

Das zweite Vorsatzblatt enthält die folgende Widmung:

Widmung zur Konfirmation für Rudolf Studte von Pastor Stock 1908 in: Gesangbuch für die evangelisch-lutherische Kirche des Herzogtums Braunschweig vom Jahre 1902 ; aus Bestand : AEKR Düsseldorf Biblitohek Hh499

Widmung zur Konfirmation für Rudolf Studte von Pastor Stock 1908 in: Gesangbuch für die evangelisch-lutherische Kirche des Herzogtums Braunschweig vom Jahre 1902 ; aus Bestand : AEKR Düsseldorf Biblitohek Hh499

Rudolf Studte
ist am weißen Sonntag 1908 (den 26. April)
in der Katharinenkirche zu Braunschweig
konfirmiert.
Text der Konfirmationsrede:
Hebr. 10.39.
Wir aber sind nicht von denen, die da
weichen!
Braunschweig, den 27. April 1908
Stock, Pastor.

Die hier erwähnte Konfirmationsrede hat Pastor Stock drucken lassen:
„Fest und treu!“ Konfirmationsrede gehalten am Weissen Sonntag (26. April) 1908 in der St. Katharinenkirche zu Braunschweig von Pastor A. Stock über Hebr. 10, 39. Braunschweig: Verlag von Johannes Neumeyer 1908, 10 Seiten

Möglicherweise hat jede(r) Konfirmierte den Druck anschließend erhalten. Jedenfalls hat Rudolf Studte die Predigt besessen und in sein Konfirmationsgesangbuch eingelegt. Es handelt sich übrigens um ein sehr schönes Gesangbuch mit einem in Jugendstilornamenten geprägten Pappeinband; die goldene Inschrift auf dem vorderen Deckel „Befiehl dem Herrn deine Wege“ und der Goldschnitt vervollständigen die Ausstattung.

Eine weitere Beilage verrät, wie das Gesangbuch aus Braunschweig nach Düsseldorf gelangte: Weiterlesen

Letzte Station Armenhaus: Zeugnisse des reformierten Armenwesens in Düsseldorf

Inventarliste der Margaretha van Veld bei Eintritt ins Armenhaus der Reformierten Gemeinde Düsseldorf, 1785

Inventarliste der Margaretha van Veld bei Eintritt ins Armenhaus der Reformierten Gemeinde Düsseldorf, 1785

1 große Kiste
1 kleine ditto
2 grüne (?) Frauen-Jacken,
1 schwartzen stoffen Jack und Rock
1 Violet ditto
1 Damasten-Rock
2 Greenen ditto
3 Schürtzen
3 Hals-Tücher
4 Hauben
6 Hembder
2 Bett-Lacken
1 Spinnrad
1 unbrauchbares Eisenpöttgen

Das war alles, was Margaretha van Veld mitbrachte, als sie am 27. Januar 1785 in das Armenhaus der Reformierten Gemeinde in Düsseldorf aufgenommen wurde.

Die Conditionen, welche von den Reformirten Armen, die in das Armen-Haus aufgenommen werden, bey der Aufnahme eigenhändig zu unterzeichnen sind, regelten weiterhin, dass die Aufgenommenen ihre mitgebrachten Güter, „Kleider, Bette, Meuble, Effecten und Haußgeräthe ohne Ausnahme“, weder „versetzen, noch sonst auf einige andere Weise veräußern“ durften. Weiterlesen