Im Ferienlager der Schülerbibelkreise herrschte Zucht und Ordnung

Rheinisches Lager der Schülerbibelkreise in Dhünn / Bergisches Land, 1932 (1933?), Blick über den Platz mit den Zelten, aus Bestand: AEKR 8SL046 (Bildarchiv), 80092_05

Die Sommerferien gehen zu Ende, viele kirchliche Ferienfahrten sind wieder durchgeführt worden. Vielleicht haben Sie auch in Ihrer Jugend an einer solchen Fahrt teilgenommen? Einer der großen Veranstalter von Ferienlagern waren in der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre die Schülerbibelkreise (B.K.), deren lokale Einheiten  unter dem Dach des Deutschen Reichsverbandes organisiert waren. Dass die Durchführung solcher Lager sehr gut organisiert werden musste und die Leiter und Führer – diesen Begriff haben nicht die Nazis erfunden – eine große Verantwortung hatten, liegt auf der Hand.

Hier hilft eine Ordnung, und eine solche befindet sich im Bestand unserer Archivbibliothek unter dem Titel: Ferienlager-Ordnung, herausgegeben im Auftrage des Deutschen Reichsverbandes der Leiter von Schülerbibelkreisen (B.K.) durch Paul Both im Jahr 1928 (Signatur PF 3 263).

B.K. Ferienlagerordnung, hrsg. i. Auftr. d. Deutschen Reichsverbandes d. Leiter von Schülerbibelkreisen (B.K.) durch Paul Both, Bestand: AEKR Archivbibliothek PF 3 263

Das Heft hat ein praktisches Taschenformat und einen verstärkten Einband, damit es mehr als ein Ferienlager lang seinem Zweck dienen konnte. Auf 39 Seiten werden in sechs Hauptgruppen alle Bereiche abgehandelt; die Gliederungspunkte sind: Vorbereitungsdienst, Einleitung und Führung, Verwaltungsdienst, Lagerbeschäftigung, Ein Lagertag, Anhang. Wenn heute eine Gruppenfahrt der Freizeit, Erholung und natürlich auch dem Erleben der Gemeinschaft dient, so sollte „die Lagergemeinschaft und Führerschaft … den Einzelnen harmonisch nach Seele, Leib und Geist erziehen. … Das BK.-Lager soll einen jeden vor die letzte Frage stellen: Des Menschen Leben und der ewige Gott.“ (Seite 7). Weiterlesen

Frühschoppen auf dem Alten Zoll 1899

50. Stiftungsfest des Evangelisch-Theologischen Vereins Bonn am 21.6.1899 auf dem Alten Zoll, aus Bestand: AEKR Düsseldorf 8SL 046 (Bildarchiv), 024_00031

Am 10. November 1849, am Geburtstage Luthers, wurde der evangelisch-theologische Verein zu Bonn gegründet. Anlässlich des 50 jährigen Stiftungsjubiläums trafen sich am 21.06.1899 die Vereinsmitglieder zum „Frühschoppen auf dem Alten Zoll“. Hier  hat jemand nachträglich 36 Namen mit rotem Filzstift in das Foto gekritzelt.

Schlecht für das Original, gut für die Kenntnis der Personen.

Weitere Quellen finden sich bei uns im Nachlass Oberkirchenrat Johannes Himmelbach (AEKR 7NL 052). Dieser erhielt 1969 von Pfarrer Christmann (Ellern/Hunsr.) das Archiv der Evangelisch-Theologischen Verbindung „Rheinmark“ zu Bonn, die 1921 aus der Fusion des 1849 gegründeten Evangelisch-Theologischen Vereins Bonn und des 1883 gegründeten Theologischen Studentenvereins Bonn hervorgegangen war.

In diesem Nachlass sind u.a. enthalten: „Rheinmark“-Archiv (1892-1994): Fotos, Rundbriefe, Druckschriften; Abriss der Geschichte der Verbindung, 50-Jahr-Feier des Ev.-Theol. Vereins 1899, Mitgliederverzeichnis 1932, Verbot und Auflösung 1939, Altherrenverband, Wartburgfest 1967. Findbuch als pdf

Bereits digital reproduzierte Fotos können Sie auch digital bei uns im Bildarchiv einsehen. Ergänzende Archivbestände: LKA Personalakte 387.

Die Kirche, die Frauen und die Politik im Wahlkampf 1919

Wahlaufruf1919Die Wahlen zur Nationalversammlung im Jahr 1919 stellten eine doppelte historische Zäsur dar. Erstmals fand in Deutschland eine Wahl unter republikanischen Vorzeichen statt, und erstmals durften auch Frauen wählen. Auch die evangelische Kirche musste sich auf diese neuen Rahmenbedingungen einstellen. Weiterlesen

Mitgliedskarte des Hilfsvereins für Geisteskranke

Größe der Mitgliedskarte 157x112 cm

Größe der Mitgliedskarte 157 x 112 cm

In der Sammlung der Evangelischen Archivstelle in Boppard findet sich vom Hilfsverein für Geisteskranke eine Mitgliedskarte. Dieser Hilfsverein wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet um die Heileinrichtungen für Geisteskranke in der Rheinprovinz finanziell zu unterstützen. Die Rheinische Provinzial-Heilstätte Fichtenhain bei Krefeld gab jährlich einen Jahresbericht heraus. Diese Akten finden sich im Bestand des Evangelischen Konsistoriums der Rheinprovinz unter der Signatur: 1 OB 002. Weitere Jahresberichte des Hilfsvereins für Geisteskranke in der Rheinprovinz mit der Laufzeit von 1908-1913 sind im Landesarchiv Baden-Württemberg online unter der Signatur Q 3/4 I Bü 53 überliefert. Und im Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe findet sich unter 08.04 Nachlässe, 926 Dr. Hermann Simon die Mitgliederwerbung des Heilsvereins für Geisteskranke in der Rheinprovinz anlässlich des 5. Kongresses der Heilpädagogik 1930 in Köln.

Der Bestand „Evangelischer Brüderverein“ ist nun als Findbuch online verfügbar

Der Evangelische Brüderverein

Revolutionäre Unruhen, die drängender werdende Soziale Frage und die Etablierung einer sich von kirchlichen Zwängen freimachenden Gesellschaft waren einige der Faktoren im 19. Jh., die die Erweckungsbewegung auslösten und die Formierung gesellschaftsrechtlicher Vereine begünstigten.

Beispielhaft für die Vereinsbildung im kirchlichen Bereich ist der Evangelische Brüderverein im Rheinland, der „von einem Kreis entschieden Gläubiger Männer“ am 19. Juni 1850 in Vohwinkel konstituiert wurde. Als Mitbegründer werden genannt: der Elberfelder Gymnasialdirektor Dr. Bouterwerk, der Kaufmann Friedrich Wilhelm von den Steinen (Wülrath), der Landwirt Albert Schoel (Gruiten) und der Kaufmann Karl Wilhelm Neviandt (1792-1870 Mettmann, Grafes Schwiegervater).  Den eigentlichen Anstoß dazu aber brachte der Kaufmann Hermann Heinrich Grafe aus Elberfeld (1818-1869).

Portrait Hermann Heinrich Grafe ( 1818-1869) Kaufmann in Elberfeld

Portrait Hermann Heinrich Grafe ( 1818-1869) Kaufmann in Elberfeld

Hermann Grafe stand in familiärer Verbindung zur Familie Neviandt (hugenottischer Herkunft) und war Mitinhaber der Textilfabrik Grafe & Neviandt in Elberfeld. Sein Impuls zur aktiven Erweckungsbewegung wird den tersteegenschen Einflüssen zugeschrieben. Aber auch Eindrücke aus der von Adolphe Monod gegründeten evangelischen Gemeinde in Frankreich (Eglise évangelique libre) werden in Grafes Gemeindeausrichtung vermutet.

 Hermann Grafe vor 1870, ohne Angaben

 

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Anfänge Evangelischer Frauenarbeit in Koblenz

Evangelischer Frauenverein Koblenz

Wohltätigkeitsarbeit in der Kirche war lange Zeit die Domäne der Frauen. Die vor allem im 19. Jahrhundert sehr zahlreichen evangelischen Frauenvereine sahen ihre Hauptaufgaben darin, die ärmeren Bevölkerungsschichten und vor allem deren Kinder zu unterstützen. Diese Arbeit hatte neben der karitativen immer auch eine sozialkonservative Stoßrichtung, denn die Unterschicht sollte nicht zuletzt deshalb vor zu großer Verarmung bewahrt werden, um sie von umstürzlerischen Gedanken fern zu halten. Gerne fungierten deshalb gekrönte Damenhäupter als Schirmherrinnen der Frauenvereine. Der 1834 gegründete Koblenzer Evangelische Frauenvereine stand seit 1850 unter dem Protektorat einer besonders prominenten Fürstin: der preußischen Kronprinzessin und späteren Kaiserin Augusta, einer geborenen Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach.  Weiterlesen