Weitere Protokolle des Moerser Lokalkonsistoriums sind online

Seit Dezember sind die ersten beiden Jahrgänge, 1803 bis 1804, des Moerser Lokalkonsistoriums bereits online einsehbar. Nun folgen die Jahrgänge bis 1812, sowohl als Quellentext, als auch als Transkription.

Während es in den ersten Jahren vor allem darum ging, sich in die neuen vom französischen Staat vorgegeben Strukturen einzufinden, setzte in den Jahren ab 1805 eine gewisse Routine ein. Es geht unter anderem um Visitationen, die Prüfung und Wahl neuer Prediger und die Ordnung innerhalb der Gemeinden. Die finanzielle Versorgung der Pfarrer war mittlerweile durch ein kaiserliches Dekret vom 31.8.1805 geregelt, das ihnen ein staatliches Gehalt garantierte.

Am 15. August, dem zum Feiertag erhobenen Geburtstag Napoleons I., hielt der Präsident des Lokalkonsistoriums Johann Heinrich Diergardt zur Eröffnung der jährlichen Sitzung im Jahr 1806 eine flammende Rede zu Ehren des französischen Kaisers:

Lobrede auf Napoleon Bonaparte, gehalten bei der Sitzung des Lokalkonsistoriums Moers am 15.8.1806, aus: Bestand 3MB 006, Nr.86, S.69

„Wir feiern heute den Namenstag unseres theuresten Landvaters. Wer unter Ihnen wünscht nicht mit mir aus voller Ueberzeugung seines Herzens: ‚Lange, lange erhalte uns der Gott, von dem wir alle abhaengen unsern großen Kaiser Napoleon Bonaparte. Nicht bloß Unterthanen Pflicht – nein, die edelste Empfindung im Menschen, ohne welche der Mensch aufhört Mensch zu seÿn und sich unter das Thier erniedriget, die Empfindung der Dankbarkeit, fordert uns dazu auf.[…]‘

Die neu hinzugefügten Jahrgänge der Protokolle zeigen das kirchliche Leben unter der französischen Herrschaft.

Doch diese ruhige Zeit währte nicht lange, das Ende der „Franzosenzeit“ am Rhein zeichnete sich schon bald ab.

Neu im Bereich der Quellentexte: Die Protokolle des Lokalkonsistoriums Moers

Seit Anfang des Jahres stehen auf unserer Homepage im Bereich der Digitalen Angebote bereits eine Vielzahl von Amtsbüchern der Kirchenkreissynoden zum Abruf bereit. Kurz vor Jahresende kommt nun noch ein interessantes Stück dazu.

Protokolle des Lokalkonsistoriums Moers, Protokoll vom 24. Brumaire 12. Jahres (16.11.1803), erste Seite, aus Bestand: 3MB 006, Nr. 86

Es handelt sich um die Protokolle des Lokalkonsistoriums Moers. Diese Konsistorialkirche konstituierte sich im Jahr 1803. Schon seit 1798 wurden nach und nach die innerfranzösischen Verwaltungsstrukturen des revolutionären Frankreichs auf die besetzen Gebiete des linken Rheinufers übertragen.

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Kann man Pfarrer ohne Theologiestudium werden?

Ein Pfarrer hat Theologie studiert! Das ist eine der Errungenschaften der Reformation!

So heißt es allgemein. Und grundsätzlich stimmt dies natürlich. Aber keine Regel ohne Ausnahme. In diesem Fall: ohne Ausnahmen. Während und kurz nach den beiden Weltkriegen, als viele Pfarrer eingezogen oder in Gefangenschaft waren, wurden sie durch Missionare ersetzt, die nicht in ihr Missionsgebiet zurückkehren konnten. In den 1960er Jahren kamen dann noch besondere Wege ins Pfarramt hinzu, im Rheinland waren es die Gemeindemissionare.

Aber hier will ich von einer individuellen Ausnahme berichten. Wir schreiben das Jahr 1795.

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