Neu im Bereich der Quellentexte: Die Protokolle des Lokalkonsistoriums Moers

Seit Anfang des Jahres stehen auf unserer Homepage im Bereich der Digitalen Angebote bereits eine Vielzahl von Amtsbüchern der Kirchenkreissynoden zum Abruf bereit. Kurz vor Jahresende kommt nun noch ein interessantes Stück dazu.

Protokolle des Lokalkonsistoriums Moers, Protokoll vom 24. Brumaire 12. Jahres (16.11.1803), erste Seite, aus Bestand: 3MB 006, Nr. 86

Es handelt sich um die Protokolle des Lokalkonsistoriums Moers. Diese Konsistorialkirche konstituierte sich im Jahr 1803. Schon seit 1798 wurden nach und nach die innerfranzösischen Verwaltungsstrukturen des revolutionären Frankreichs auf die besetzen Gebiete des linken Rheinufers übertragen.

Die Mörser Gemeinden gehörten nunmehr zum Département de la Roer, einem von vier neu eingerichteten rheinischen Départements, und zum Arrondissement de Crévelt. Und auch die kirchlichen Strukturen wurden grundlegend umgestaltet. Die Ortsgemeinde als unterste Verwaltungseinheit wurde ersetzt durch eine sogenannte Konsistorialkirche mit etwa 6000 Gläubigen einer Konfession. Das zentrale Leitungsgremium der Konsistorialkirche bildete das Lokalkonsistorium, bestehend aus den Pfarrern des Gebiets und einer bestimmten Anzahl von Ältesten.

Die Zeit des Übergangs von den Strukturen des Alten Reichs auf die der französischen Verwaltung war für die Gemeinden des linken Rheinufers eine Zeit großer Entbehrungen. Folgerichtig befassen sich die Moerser Protokolle und Schriftstücke der ersten beiden Jahre, neben der ordnungsgemäßen Konstituierung gemäß der Organischen Artikel, vor allem mit der Regelung der finanziellen Absicherung der Pfarrer. Deren Grundlage war nach dem Wegfall der Zehntabgaben und der Einziehung von Kircheneinnahmen durch staatliche Wohltätigkeitsbüros nämlich weitgehend entfallen.

Auch mit der Sprache hatte das neu gebildete Lokalkonsistorium zu kämpfen. Im Protokoll vom 16. Januar 1804 berieten die versammelten Mitglieder unter anderem darüber, ob es nicht ratsam sei, „daß im Nahmen der Aeltesten ein Sectretaire im chef lieu [Hauptort der Konsistorialkirche, Moers] ernannt werde, der gegen eine billige Vergütung dies Geschäfte übernehme“, da keiner der Ältesten über entsprechende Sprachkenntnisse verfüge. Der Antrag wurde aber abgelehnt.

Online abrufbar sind zunächst die ersten beiden Jahre des Protokollbuchs. Zusätzlich gibt es eine Transkription. Die weiteren Jahrgänge werden folgen.

Zur Überlieferungslage der Konsistorialkirchen im Rheinland: Andreas Metzing, Archivische Probleme einer Grenzregion – Linksrheinische Verwaltungsumbrüche im napoleonischen Zeitalter und ihre Auswirkungen auf die Überlieferung der evangelischen Kirche, in: Aus evangelischen Archiven, Ausgabe 53 (2013), S. 186-194

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