Quasimodogeniti: Eine Jazzgruppe der Kirchlichen Hochschule Wuppertal

Wie jedes ordentliche Archiv verfügen wir über eine Sammlung mit diversen AV-Medien, also Schallplatten, Tonbändern und Videofilmen (und wie fast jedes Archiv kommen wir mit der Digitalisierung dieser gefährdeten analogen Medien kaum hinterher).

Einen originellen Zuwachs erfuhr dieser Bestand jetzt durch eine Schenkung von Prof. Okko Herlyn. Vor fast 50 Jahren war er Mitglied einer Jazzgruppe an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal. 1975 produzierten sie die LP „Quazz“; die Trackliste und die Namen der Mitwirkenden finden Sie hier.

Quasimodogeniti – Quazz; Schallplatte aufgenommen am 8. Mai 1975 im Studio von der Mühlen, Wuppertal. Aus Bestand: AEKR 2LR 045(Kirchliche Hochschule Wuppertal)

Den lateinischen Namen der Gruppe kennt man sonst nur vom kirchlichen Kalender: „Wie neugeborene Kinder“ sollten sich die Gläubigen am ersten Sonntag nach Ostern fühlen, nachdem durch die Auferstehung Jesu der Tod besiegt worden war. Darauf spielt das Bildmotiv der Kinder auf dem Cover an, bei denen es sich um die Kinder der damaligen Dozenten auf dem „Heiligen Berg“ in Wuppertal handelt.

Arbeiten am gesetzlichen Feiertag. Eine eigentümliche Form studentischen Protestes an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal im Jahr 1967

Studierendenstreiks, also der Boykott von Vorlesungen und anderen Lehrveranstaltungen zur Propagierung oder Durchsetzung (bildungs)politischer Ziele, sind spätestens seit den 1980er Jahren und dann vor allem mit dem bundesweiten Studentenstreik 1997/98 der deutschen Öffentlichkeit vertraut. Vergleichsweise originell ist die umgekehrte Variante, also die Ansetzung von Lehrveranstaltungen bewusst auf einen unliebsamen Feiertag.

Eine solche Melange gewissermaßen aus politischem Aktivismus und protestantischem Arbeitsethos ergab sich am 17. Juni 1967, dem Tag der Deutschen Einheit, an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, kurz KiHo. Auch wenn wir heute nur den 17. Dezember schreiben, lohnt es sich, in die mentalen Befindlichkeiten der späten Sixties einzutauchen.

Kirchliche Hochschule Wuppertal. Bestand AEKR 8SL046 (Bildarchiv), 80045_09
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Leerer Bauch studiert nicht gern: Die Ernährungslage an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal in der Nachkriegszeit

Studentenspeisung – Sommersemester 1951, aus Bestand: AEKR 2LR 045 (Kirchliche Hochschule Wuppertal), 4679

Die Sentenz in der Überschrift gilt ebenso wie ihre bekanntere Umkehrung („Plenus venter non studet libenter“). Als die vom NS-Regime 1937 verbotene Kirchliche Hochschule Wuppertal im Herbst 1945 ihren Lehrbetrieb wieder aufnahm, galt es vor allem auch, die Verpflegung für die 78 Studierenden -darunter zwei Frauen- und ihre Dozenten sicher zu stellen. Die umfänglichen Akten des Bestandes KiHo im Archiv der EKiR dokumentieren die kreativen Wege, die hierbei von den Verantwortlichen beschritten wurden. Weiter halfen dabei ein Netzwerk an Sponsoren und die in der Vereinsstruktur der KiHo begründete Spendenkultur.

So fragte im März 1949 ein Pastor aus der agrarisch strukturierten Grafschaft Bentheim bei der KiHo an, ob sich die Tochter des Schulrates, die gerade das Abitur bestanden hatte, für ein Theologiestudium bewerben könne. Unvermittelt folgt im Brief dann dieser Abschnitt: „Ob in den nächsten Wochen einer ihrer Studenten noch in die Grafschaft kommt? Ich werde die Schlachtspende aus unserer Gemeinde nicht allein nach dort bringen können. Es ist noch schätzungsweise 60-80 Pfund zurück.“ Weiterlesen