Dass die Hochzeit ein herausragender Tag im Leben eines Ehepaars ist und entsprechend zelebriert wird, versteht sich, zeigt er doch die gegenseitige Liebe in aller Öffentlichkeit an. Zugleich bringt er umfangreiche rechtliche, soziale und ökonomische Änderungen mit sich. Die Hochzeitsgesellschaft feiert dies nicht nur, sondern bezeugt den Beginn der Ehe. In entbehrungsreichen, unsicheren Zeiten gewinnt der formale Aspekt durchaus an Bedeutung. Im Zweiten Weltkrieg etwa war eine Ferntrauung zwischen dem abwesenden Soldaten an der Front und der Braut im heimatlichen Standesamt nicht selten.
Dort die Kriegsfront, hier die Heimatfront. Im Zweiten Weltkrieg waren es sicherlich der Wunsch nach Geborgenheit in einer unwägbaren, lebensbedrohenden Umgebung, und das Verlangen, in Zeiten gefahrvoller Trennungen die Distanz zu überbrücken und Nähe herzustellen, die zum Schreiben animierte. Das Kriegsgeschehen selbst wird in den Briefen und Postkarten allenfalls beiläufig geschildert, die Orte vage etwa mit „Im Osten“ umschrieben. Es sind zumeist Briefe und Postkarten voller Sehnsucht, Zärtlichkeit und ängstlicher Zweifel hinsichtlicht der Zukunft. Sie finden sich – sorgsam aufbewahrt und auch später oft gelesen – in vielen Nachlässen. Das Hochzeitsfoto und die Portäts von dem Ehepartner und den Kindern in der Brieftasche und auf dem Sideboard vermitteln das Gefühl, diese Zeiten nicht alleine durchstehen zu müssen, sondern gemeinsam bewältigen zu können.
Heute sind es Emojis, die das Gefühlsleben ausdrücken und per Email oder Kurznachricht in Echtzeit von Einem zum Anderen transportieren, früher waren es Postkarten, die der Adressat Tage oder, etwa in Kriegszeiten, Wochen später im Briefkasten vorfand. Beiden ist gemeinsam, dass die zeichnerische Darstellung die Empfindungen nuancierter als viele Adjektive beschreibt.