Auch in diesem Jahr fand der „World Digital Preservation Day“, also der Welttag zur digitalen Erhaltung, statt. Dieser dient dazu, auf den digitalen Wandel und den Erhalt des kulturellen Erbes aufmerksam zu machen. Denn Digitalisierung und sich stetig wandelnde äußere Einflüsse bringen ständige Veränderungen mit sich, die sich auch auf die Aufgabenbereiche der Archivierung auswirken und Archive vor neue Herausforderungen stellen. Das LVR-AFZ beteiligt sich bereits seit vier Jahren mit einem Online-Vortrag anlässlich des World Digital Preservation Days. Das diesjährige Motto lautete „Preserving Our Digital Content: Celebrating Communities“ und gab Anlass, über nationale Grenzen hinaus auf europäische Ebene zu blicken. Aus diesem Grund referierte der Direktor des Historischen Archivs der Europäischen Union am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, Dr. Dieter Schlenker, und gewährte den Teilnehmenden einen Einblick in das Archiv und die Arbeitsweisen.
Nach einem kurzen Abriss zum Begriff der Europäischen Einigung wurde die zentrale Rolle des HAEU vorgestellt. Es handelt sich um ein Spezialarchiv zur Geschichte der Europäischen Union und der Europäischen Einigung mit der Mission, Unterlagen zu den Archiven der EU-Behörden, zu privaten Nachlässen, sowie zu Archiven anderer öffentlicher und privater europäischer Organisationen, Vereine und Stiftungen zu sammeln, aufzubewahren und den Nutzenden zugänglich zu machen. Die Bestände des HAEU umfassen 8.500 laufende Meter Papierakten (1951–1993) und 1.500 laufende Meter (1890er bis heute) an Privatbeständen. Wie in den meisten Archiven ist auch beim HAEU Digitalisierung (On Demand und digitale Langzeitarchivierung) ein großes Thema. Seit 2015 betreibt das Archiv daher eine systematische Digitalisierung mit dem Ziel, einen exklusiven Online-Zugang zu gewähren und nur in Ausnahmefällen Zugang zum Original im Lesesaal zu ermöglichen. Dabei steht das Archiv natürlich auch zunehmend vor neuen Herausforderungen, wie etwa komplexeren Suchmethoden, der Masse an Informationen, Copyright-Fragen, interkulturellem Eigentum und neuen Aggregatoren wie zum Beispiel Archives Portal Europe.
Abschließend wurden die neuen Rollen für Archivare im HAEU aufgezeigt, die sich durch die Entwicklungen der letzten Jahre ergeben haben. Nutzende haben ihre Erwartungen erhöht, und somit muss der Archivar die Rolle von Sachverwalter und Bewahrer von Kulturgut bis hin zum Promoter, Förderer und Kurator übernehmen. Hinzu kommt, dass viele der Nutzenden keine archivische Erfahrung haben, weshalb der Archivar auch eine Art Bildungsauftrag übernimmt.
Am Ende des Vortrags wurde dann noch einmal die Gelegenheit gegeben, Fragen zu stellen und in einen Austausch einzutreten. Insgesamt bekam der Vortrag viel Zuspruch von allen Teilnehmenden.
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World Digital Preservation Day am 3.11.2022
Wie auch in den vergangenen Jahren, beteiligte sich das LVR-AFZ mit einer Vortragsveranstaltung am World Digital Preservation Day der in regelmäßigen Abständen seit 2017 stattfindet. Das diesjährige Motto lautete dabei „Data For All, For Good, Forever.“ Der Beitrag bestand dabei aus einem Vortrag zum Thema „Lesbare Dateien gestern, heute und morgen? Digitale Bestandserhaltung als Daueraufgabe der digitalen LZA“. Weiterhin standen Fragen nach der Notwendigkeit und Bedeutung von Bestandserhaltung bei digitalen Daten im Fokus.
Es wurde vor allem der Frage nachgegangen, welches Format zur digitalen Bestandserhaltung gewählt werden sollte. Grundsätzlich sollte man normierte und standardisierte (bspw. durch ISO-Norm) Formate zurückgreifen, die nicht von einem einzigen Programm abhängig sind und vor allem verbreitet sind. Darüber hinaus wurden Szenarien erläutert, die eintreten können, sollte man nicht gut genug auf Dateien acht geben. Dabei lag der Schwerpunkt des Vortrages auf Bilddateien. Im Anschluss wurden Tools zur Qualitätsprüfung von Formaterkennung, zur Validierung und zur Extraktion von Metadaten diskutiert.
Zum Abschluss des Vortrages war es allen Teilnehmenden möglich, noch einmal spezifische Fragen zu stellen. Es zeigte sich deutlich, dass das Interesse dabei zum Großteil auf der digitalen Bestandserhaltung von Fotografien lag.