Feldpost ehemaliger Schüler der Julius-Stursberg-Schule Neukirchen Vluyn

Aus dem Bestand AEKR 2LR020

Nachdem bereits 1899 Spenden die Einrichtung einer höheren Mädchenschule in Neukirchen ermöglicht hatten, gründete 1906 Julius Stursberg, der Leiter der Ev. Waisen- und Missionsanstalt, eine „Rektoratsschule“ für Jungen bis zur Obertertia (9. Klasse). Eine Untersekunda (10. Klasse) wurde 1924 eingerichtet. Im Jahr 1926 übernahm Dr.Dr. Friedrich Avemarie das Rektorat und prägte die Schulgeschichte über 27 Jahre hinfort. 1931 übernahm der Neukirchener Erziehungsverein die Finanzierung von Rektoratsschule und dem angeschlossenen Internat für Missionarskinder. In der NS-Zeit bestand die Schule mit einigen Einschränkungen als private Konfessionsschule fort, musste aber 1940 an die Gemeinde übergeben werden.
Nach schweren Kriegsschäden konnte der Unterricht im Oktober 1945 wiederaufgenommen werden, die Schule wurde nun in ein sechszügiges naturwissenschaftliches Progymnasium umgewandelt. 1953 übernahm der Ev. Kirchenkreis Moers die Schulträgerschaft, 1966 die Rheinische Landeskirche. Bereits 1971 wurde dann die Gemeinde Neukirchen-Vluyn Träger der Einrichtung und eröffnete damit ein neues Kapitel in der Schulgeschichte. Zum Schuljahr 1976/77 zog das Gymnasium dann in einen Neubau um. Das alte Schul- und Heimgebäude „Auf dem Bruch“ wurde nach siebzigjährigem Bestehen angerissen.

Feldpostkarte aus dem Bestand AEKR 2LR020

Im Magazin unseres Archivs befindet sich dazu der Bestand 2LR020 Julius-Stursberg-Schule. Bei der Verzeichnungsarbeit wurde deutlich, dass der Bestand zahlreichen Feldpostbriefe aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges ehemaliger Schüler an den Schuldirektor Avemarie enthält. So beschreibt einer der Ehemaligen seine Erlebnisse in einem Brief vom 16.7.1940 wie folgt:

„Sehr geehrter Herr Direktor,
Heute muss ich endlich einmal daran gehen, meine Briefschuld bei Ihnen abzutragen. Sehr viel haben wir in der letzten Zeit erlebt und sehen bekommen. Zweimal hatten wir das Glück eingesetzt zu werden.[…] Dort habe ich auch meine richtige Feuertaufe erhalten. Über drei Tage haben wir gelegen, ohne Essen und wenig Karabinermunition. Man wird da vorne sehr schnell schlau. Man hat raus, wer schießt, wessen Einschläge es sind.“

Die Berichterstattung des Kriegsgeschehens und den Erfahrungen der ehemaligen Schüler ist dabei ganz unterschiedlich. Anbei der Postkarten und Briefe findet man immer wieder Todesanzeigen geheftet, von gefallenen ehemaligen Schülern. Die meisten von ihnen waren gerade einmal Anfang 20.