April Challenge #Archive30 – Tag 14: Friendship

Gedicht über die Freundschaft, unbekannter Autor, ca. 1880; in: AEKR Düsseldorf, 7NL 142 (Pfarrerfamilie Garschagen), Nr.3

Freundschaft!

Selbst des Nachts in meinen Träumen,
lebt ich auf Hilmarens See,
sprach zu ihm von Nebelschäumen
und wie sie ihm brächten Weh.
Treue Freundschaft, o du wahre,
Gottesgab aus Himmels Höhen,
hilft mir stets bis hin zur Bare,
bis zum Scheiden fest zu stehen!

Dieses hübsche Gedicht über die Freundschaft aus unbekannter Feder stammt aus dem Nachlass der Pfarrerfamilie Garschagen.

(K)eine Frage des Kelches

Die Austeilung des heiligen Abendmahls, aus Bestand: AEKR 1OB 002 (Konsistorium der Rheinprovinz), 710

Eine Akte des Königl. Konsistoriums Koblenz aus dem Archivbestand 1OB 002 Konsistorium der Rheinprovinz mit einer Laufzeit von nahezu 90 Jahre befasst sich mit der Austeilung des hl. Abendmahls. Im Hinblick auf die Frage ob eines der essentiellen Riten im christlichen Glauben nur mit gemeinsam genutztem Abendmahlskelch oder auch mit Einzelkelchen gefeiert werden darf, entstand ein reger Schriftverkehr zwischen den kirchlichen Gemeinden, dem Königl. Konsistorium zu Koblenz bis hin zu den kaiserlichen Ämtern. Weiterlesen

April Challenge #Archive30 – Tag 12: Letters

Heinrich Rebensburg und Emilie Brandenburg als junge Eheleute, Bestand: 7Nl 030 (Nachlass Pfarrer Heinrich Lücke), 27

Das Stichwort „Letters – Briefe“ macht es mir leicht und gleichzeitig schwer: Das Archiv ist voll von Briefen, denn auch die Archivalien aus dem Bereich der Verwaltungen bestehen ja zu einem großen Teil aus Korrespondenzen. Es war so ein bisschen wie mit dem Finger über der Landkarte: kreisen und einen Zufallstreffer landen. Bei mir ist es ein Glückwunschschreiben vom 4. Oktober 1873 anlässlich der Verlobung von Heinrich Rebensburg und Emilie Brandenburg aus (Wuppertal-)Barmen geworden. Sie sind die Großeltern des Pfarrers Heinrich Lücke (1912-1995), mit dessen Nachlass (Archivbestand 7NL 030) diese Familienbriefe in unser Archiv gelangt sind.

Heinrich Rebensburg wurde am 12. August 1846 in Barmen geboren. Er ist Kaufmann und war als Soldat im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Emilie Brandenburg ist vier Jahre älter (geb. 8.2.1842); die beiden kennen sich bereits aus Kindertagen (Heinrich Lücke: Aus dem Leben meines Großvaters, 7NL 030 Nr. 27).

Jetzt sollen die Briefschreiber aus Dortmund, Onkel W. Düngelmann und Tante Alwine, zu Wort kommen:

Brief an Heinrich Rebensburg von Onkel W. Düngelmann und Tante Alwine, Bestand: 7NL 030 (Nachlass Heinrich Lücke), 92

„Lieber Heinrich, liebe Emilie! Zu Eurer Verlobung wünschen wir Euch und Euern Eltern das Glück in reichstem Maße!!! Wol selten werden sich zwei Herzen vereinigen, die so durch und durch in allen Hauptfragen einerlei Meinung sind, und darf man mit gutem Grund hoffen, daß diese Verbindung von Gottes bestem Segen begleitet sein wird. Überrascht habt Ihr uns mit dieser Nachricht gar nicht, denn wir sahen lange, daß die liebenden Sterne (die Augen) einmal eine Bahn verfolgen würden.

Lieber Heinrich! Du hast Dir eine Perle Barmens errungen, ein schlichtes, bescheidenes, häusliches und, was die Hauptsache ist, gottseliges Kind, dem Wahrheit aus dem Gesicht schaut. – Und Du – Liebe Emilie! findest einen biedern, treuherzigen Burschen, der mit seinen treuen blauen Augen Jeden anheimelt, der mit ihm verkehrt.

Nehmt’s nicht als Lobspenderei, sondern als Ueberzeugung; Ihr kennt mich; und es ist allerdings eine Gratulation eigener Art, aber sie ist die Wahrheit.

Schließlich unsere besten Grüße an Euch und Euere Familien,
Euere Onkel W. Düngelmann
Tante Alwine [Düngelmann]

April Challenge #Archive30 – Tag 11: Drawing

Zeichnung Präses Joachim Beckmann im Dienstfahrzeug, Fotoalbum F03, aus Bestand: 7NL 113 (Nachlass Präses Joachim Beckmann), F03

Vor allem Politiker betonen gelegentlich, dass Sie mehr Zeit mit ihrem Chauffeur verbringen als mit ihrem Ehepartner, und dass die Fahrer die Wünsche ihres Dienstgebers kennen, bevor sie sie aussprechen. Dies dürfte auch für den Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Joachim Beckmann, und seinem Fahrer Hermann Wendenburg zutreffen. Bedingt durch die zahlreichen weiteren Ämter reiste der erste Repräsentant der zweitgrößten evangelischen Landeskirche in Deutschland viel mit der Limousine umher. Er war u.a. Mitglied des Rats der Ev. Kirche in Deutschland, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche der Union, stellvertretender Vorsitzender der Arnoldshainer Konferenz, Ordinarius der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal und Professor der Theologischen Fakultät der Universität Bonn.

1971 ging Präses Joachim Beckmann in den Ruhestand. Seine Reaktion auf die Zeichnung, die ihm sein langjähriger Fahrer zum Abschied schenkte, ist nicht überliefert. Trotz der kleinen Anzüglichkeit  hat er sie jedenfalls aufgehoben. Sie findet sich in dem stattlichen Fotoalbum (Signatur: 7NL113, F03), das ihm die Mitarbeiter des rheinischen Landeskirchenamts zum Abschied schenkten.

April Challenge #Archive30 – Tag 10: Animals, Teil 2

Titelblatt der Grundabgabentabelle („Fauller Hundt“) für das Dorf Nächst-Hochstetten, aus Bestand: AEKR 4KG 066B (Ev. Kirchengemeinde St. Johannisberg), Altes Archiv a 3

Mein Fauller Hundt

Macht Eß Kundt

Waß Ein Jeder Gibt

Von Seinem Grundt

Mit diesem Vierzeiler ist ein Dokument aus dem Jahr 1762 überschrieben, das sich im Archivbestand der Kirchengemeinde Sankt Johannisberg an der Nahe befindet. Von der Sache her handelt es sich um ein für das 18. Jahrhundert völlig gängiges Schriftstück: eine tabellarische Übersicht über die auf verschiedenen Bodenqualitätsklassen lastenden Grundabgaben. Was stutzig macht, ist die Bezeichnung „Fauler Hund“. Sie kommt nicht nur in dem kleinen Gedicht im Titel vor, sondern wird auch mit der größten Selbstverständlichkeit im Text verwendet: „Eß begreifft dieser faulle Hund in sich erstl. die 6 Classen oder Buchstaben über daß Ackerfeld, wie hoch jede Class geschätzt …“. Über die Hintergründe der Bezeichnung „Fauler Hund“ für eine derartige tabellarische Übersicht konnte das Bopparder Archivpersonal trotz intensiver Recherchen bislang nichts ermitteln. Deshalb wenden wir uns an die Netzcommunity: Wer weiß Näheres über den „Faulen Hund“?

April Challenge #Archive30 – Tag 10: Animals, Teil 1

Tiere und Archiv – nein, ich möchte nicht über die Tierchen schreiben, die man im Archiv gar nicht gerne sieht. Hier soll es heute um Tiere gehen, von denen wir sehr spezielle Abbildungen in unserem Archiv besitzen: Tiermotive auf Kirchensiegeln. Über Kirchensiegel und deren Künstler haben wir bereits mehrfach berichtet (Suche in diesem Blog: Kirchensiegel). Ich stellte mir heute die Frage: Welche Tiermotive zieren die Siegel der evangelischen Kirchengemeinden z.B. im Bereich der Stadt Essen?

Siegel der Evangelischen Kirchengemeinde Essen-Holsterhausen, Kirchenkreis Essen, Siegelumschrift: „Evangelische Kirchengemeinde Essen-Holsterhausen“, Symbol: Kreuz, Schlange, 1. Kor. 15, 55-58, außer Geltung gesetzt nach Fusion der Essener Kirchenkreise zum 1.7.2008

In unserer digitalen Siegelsammlung wurde ich fündig: In den Siegeln von sechs Essener Kirchengemeinden ermittelte ich Tierdarstellungen:

Die Schlange ist in zwei Gemeinden im Siegel abgebildet. Nach dem Schöpfungsbericht im Buch Genesis überredet die Schlange im Paradies Eva, von dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen (der berüchtigte „Apfel“); sie gilt auch als Synonym für den Satan. Die Schlange ringelt sich im Siegelbild der Kirchengemeinde Essen-Holsterhausen neben dem Kreuz, in dem der Kirchengemeinde Werden am Kreuz.

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April Challenge #Archive30 – Tag 9: Archive Building

Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland – Hauptstelle Düsseldorf

Der Größe der rheinischen Landeskirche entspricht auch die architektonische Vielfalt unserer drei Archivgebäude. Die Hauptstelle befindet sich im Dienstgebäude des 1971 bezogenen Landeskirchenamtes im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf. In dem Gebäude, das sich durch seinen dezenten Brutalismus auszeichnet, werden ca. 7.000 lfd. Meter Archivgut sowie die Archivbibliothek verwahrt.

Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, Archivstelle Boppard

1995/96 wurde in Boppard der Rheinflügel des ehemaligen Klosters St. Martin für Archivzwecke umgebaut. Dessen heutige Bausubstanz stammt aus dem 19. Jahrhundert. 1847-1853 hatte dort der bekannte Japanforscher Philipp Franz von Siebold gewohnt. Die nunmehr professionellen Arbeits- und  Aufbewahrungsbedingungen beendeten das Provisorium in dem seit 1957 angemieteten Raum im Landeshauptarchiv Koblenz. Unsere Evangelische Archivstelle Südrhein verfügt in Boppard über ca. 1.500 m Regalkapazität.

Archivmagazin: Außenaufnahme der Johanneskirche

2017 schließlich erfolgte der Bezug der ehemaligen Johanneskirche in Moers-Meerbeck als Außenmagazin. In dem 1964 entstandenen Bau können 8.000 lfd. Meter Archivgut verwahrt werden.

Leider Modell geblieben ist der Entwurf für einen Neubau auf einem landeskirchlichen Grundstück in Hilden. Der bislang unpublizierte Entwurf zeigt den hohen Kubus eines Magazingebäudes, an das sich der um einen kleinen Innenhof gruppierte Funktionsbereich mit dem Lesesaal und den Büros der Mitarbeitenden anschließt.

Vorentwurf für den Neubau eines Archivgebäudes, M 1: 500, Dipl. Ing. Bettina Kaiser