Geschenke der Präsides – Kuriositäten des Archivs

Das Amt des Präses in der Evangelischen Kirche des Rheinlands ist ein vielseitiges. Der Präses (bisher waren es tatsächlich nur Männer) ist leitender Geistlicher der Landeskirche, Vorsitzender der Landessynode, Vorsitzender der Kirchenleitung und des Landeskirchenamtes und selbstredend auch der Repräsentant der Kirche nach außen. In dieser Funktion empfängt oder besucht er selbstverständlich Vertreter anderer Landeskirchen oder Glaubensgemeinschaften. Bei solchen Gelegenheiten werden oft Geschenke oder Dankesgaben überreicht. Diese werden zunächst gut in der Präsidialkanzlei verwahrt und später an das Archiv übergeben.

Als erst vor kurzem zahlreiche solcher Gastgeschenke und Gaben an das Archiv überreicht wurden, staunten die Mitarbeitenden nicht schlecht über die vielen interessanten Objekte, die vor allem aus den Amtszeiten der Präsides Peter Beier (1989-1996), Manfred Kock (1997-2003) und Nikolaus Schneider (2003-2013) stammen. In der Regel handelt es sich dabei oft um Kreuze aller Art, Kreuz- oder Jesusfiguren, Münzen und Medaillen, (religiöse) Abbildungen wie Zeichnungen oder Fotografien, Bücher, audiovisuelle Medien oder Skulpturen. Darunter finden sich aber auch Geschenke, die etwas außergewöhnlich sind und dadurch besonders herausstechen.

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Präses Immer 1973 vor der Landessynode über den Vietnam-Krieg: „Schmutzigster aller Kriege“

Im Herbst 2022 war jemand aus meiner Familie zum Urlaub in Vietnam. Das Land ist heute schon mehr als ein Geheimtipp für Touristen. Für mich, der ich die Endphase des Vietnam-Krieges als Heranwachsender in den Medien mitbekommen habe, ist das immer noch ein besonderer Gedanke.

Zeitungsausschnitt NRZ, vom 9. Januar 1973.

In meiner Tageszeitung wird regelmäßig die Titelseite von vor 50 Jahren abgedruckt. In diesen Tagen ist das Kriegsende in Vietnam 1973 regelmäßig Thema auf dieser Reprintseite. Am 9. Januar 2023 fiel mein Blick auf die Spalte mit der Überschrift „Präses Immer: Schmutzigster aller Kriege.“

Auf der regelmäßig Anfang Januar jeden Jahres tagenden Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland führt Präses Karl Immer am 8. Januar 1973 in seinem „Bericht zur Lage der Kirche“ aus:

Präses Karl Immer. Aus Bestand: AEKR 8SL 046 (Bildarchiv), 800220_130ImmerKarl

Im Blick auf die Konferenz Europäischer Kirchen ist zu berichten, daß sich ihre Bemühungen vor allem auf den katastrophalen Konflikt in Nordirland konzentrieren. Was kann durch uns geschehen, damit dieser Irrsinn vor unserer Tür gemildert und der Konflikt einer Lösung näher gebracht wird?

Oder denken wir an den schmutzigsten aller Kriege dieses Jahrhunderts, den Krieg in Vietnam. Wir stellen uns an die Seite der Christen in Amerika, die von ihrer Regierung die Beendigung dieses grauenhaften Mordens fordern. Doch angesichts des weltweiten Elends, das nach mehr Taten schreit, als wir je vollbringen können, werden wir uns unserer Ohnmacht immer mehr bewußt. Ökumenisch leben heißt für uns heute, die Last einer gottlosen und darum friedlosen Welt vor Gott zu bringen. Denn sein Sohn Jesus Christus ist der Retter der Welt.

Verhandlungen der 21. ordentlichen rheinischen landessynode, tagung vom 7. bis 12. Januar 1973 in bad godesberg. [ohne ort 1973], S. 85
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Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland wird erstmals ein „nicht-rheinischer“ Pfarrer

Das Amt des oder der Präses bezeichnet den leitenden Theologen oder die leitende Theologin der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Amtszeit beträgt acht Jahre. In diesem Blog wurden bereits einige Beiträge zu früheren Amtsinhabern veröffentlicht.

Am 14. Januar 2021 wurde Dr. Thorsten Latzel als Nachfolger von Manfred Rekowski zum Präses der EKiR gewählt. Wie ein Journalist in der Pressekonferenz nach der Wahl richtig bemerkte, ist Latzel der erste Präses der rheinischen Kirche, der vorher nicht Pfarrer in der EKiR gewesen ist. Er war bisher in Hessen und bei der Evangelischen Kirche in Deutschland tätig.

In der 70jährigen Geschichte der EKiR erstaunt das vielleicht. Da ist es doch interessant, der Frage nachzugehen, ob es denn in der Vergangenheit Kandidaturen außerrheinischer Pfarrer oder Pfarrerinnen für das Präsesamt gegeben hat:

Amtseinführung von Präses Gerhard Brandt 1981, in der Mitte der scheidende Präses Karl Immer, aus Bestand: AEKR 8SL 046(Bildarchiv), 01001_03
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Neues Online-Findbuch Bestand 6HA 003 – Handakten Präses Prof. D. Dr. Joachim Beckmann

Prof. D. Dr. Joachim Beckmann, aus Bestand: AEKR 8SL 046 (Bildarchiv)

In seiner 1958 beginnenden 13-jährigen Amtszeit als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland sind etliche Meter Handakten angefallen. Der Bestand gliedert sich in 2 Serien, A und B.

Die A-Serie bildet eine chronologische Korrespondenzserie im Zeitraum 1946 – 1973. Die Korrespondenzpartner sind prominente Vertreter aus Kirche und Politik: Hans Asmussen, Professor Karl Barth, Präsident des Deutschen Bundestages Hermann Ehlers, Bundespräsident Gustav W. Heinemann, Helmut Thielicke, Landesbischof Hanns Lilje um nur einige aufzuführen.

Die B-Serie umfasst v.a. die Handakten der Präseskanzlei. Hier finden sich die Themenpaletten der zahlreichen Ämter von Präses Prof. D. Dr. Joachim Beckmann wieder. Sein Engagement reicht hier vom Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft für Weltmission, Beauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für Fragen der Kriegsdienstverweigerung und Ersatzdienstleistung, stellv. Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche der Union, Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands bis zum stellv. Vorsitzenden der Arnoldshainer Konferenz.

Der Bestand 6HA 003 mit über 46 lfm. bildet so umfassend das vielfältige Engagement von Prof. D. Dr. Joachim Beckmann vor, während und nach seiner Amtszeit als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ab.

„Kirche unterwegs“ – dahin, wo andere Urlaub machen

Kirchenbus

Campingmission, Kirche unterwegs mit Posauenchor im Hintergrund; Camper gehen zum Gottesdienst; Fotograf: Hans Lachmann, Bestand: AEKR 8SL 046 (Bildarchiv), 02712_02

„Camping-Seelsorge ist kein Werbetrick“ – so titelte das evangelische Sonntagsblatt „Der Weg“ einen Bericht über die Tätigkeit des Gemeindemissionars Gerhard Gruska. Er war der erste im Rheinland, der von Campingplatz zu Campingplatz reiste und Gottesdienste  abhielt. Die Campingseelsorge entspräche „der Erkenntnis, dass sich die Kirche nicht nur im traditionellen gottesdienstlichen Leben, sondern in allen Lebensbereichen verwirkliche.“ Der Urlaub sei die richtige Zeit, auf Menschen zuzugehen, weil sie Ruhe und Muße hätten.

Kirchenbus Gottesdienst

Ruf zum Gottesdienst am Sonntagmorgen, Campingmission im Sauerland, Fotograf: Hans Lachmann, Bestand: AEKR 8SL 046 (Bildarchiv), 02712_14

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April Challenge #Archive30 – Tag 28: Unusual item

Lederpeitsche als Geschenk an ehem. Präses Peter Beier, ohne Widmung; aus Bestand: AEKR 6HA 030 (Handakten Präses Peter Beier), 156

Diese Lederpeitsche ist sicherlich einer der ungewöhnlichsten Gegenstände (unusual item), die unser Archiv zu bieten hat. Sie gelangte im Jahr 1997 im Handaktenbestand von Präses Peter Beier in das Landeskirchliche Archiv.
Peter Beier (*1934) war von 1989 bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 1996 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Als Besonderheit beinhaltet der Handaktenbestand mehrere Kartons mit Geschenken, die Beier während seiner Amtszeit erhalten hat. Stickereien, Wandtäfelchen, verzierte Kerzen, Gedenkmünzen und Anstecknadeln lassen mit Hilfe von Beschriftungen und Widmungen meist recht eindeutig auf den Schenkenden oder den besonderen Anlass zurückschließen. Viele der Geschenke stammen aus Russland, Indonesien, USA – Länder in denen Beier sich besonders engagierte. Es gibt auch eine maßstabsgetreu Nachbildung einer Bergbaulore, ein Geschenk der Belegschaft einer Zeche, für deren Mitarbeiter Beier sich in der Steinkohlekrise eingesetzt hatte.

Aber warum schenkte jemand dem Präses eine Lederpeitsche? Zu welchem Anlass? Und vor allem wer? Wir wissen es nicht. Leider besitzt sie weder eine Widmung noch ein Begleitschreiben oder Ähnliches. Hinweise auf die Herkunft sind willkommen!