Seltene Zeitschrift zur Dienstgruppenseelsorge in den Sachakten des Landeskirchenamtes

Titelblätter der Zeitschrift der Betreuungsgemeinschaft e.V./ Interessengemeinschaft für die Deutschen Zivilen Arbeitsgruppen, 1949-1971; in: Bestand 1OB 017I, Nr. 368-375

In den Sachakten des Landeskirchenamtes zur Dienstgruppen-Seelsorge (1OB 017I, Nr. 368-375, Az. 11-7-5) bin ich auf mehrere Ausgaben einer Zeitschrift der Betreuungsgemeinschaft der Deutschen Dienstorganisationen e.V. gestoßen.Sie ermöglicht interessante Einblicke in ein bisher wenig bekanntes Feld seelsorgerlicher Arbeit.

Es ist nicht ganz einfach den vollständigen Erscheinungsverlauf der Zeitschrift nachzuvollziehen, da sie mehrfach den Namen gewechselt hat: von „GCLO-Echo“ zu „GSO-Echo“, „BG-Echo“ und schließlich nur noch „Das Echo“. Die Zeitschriftendatenbank (ZDB) listet nur wenige vereinzelte Ausgaben auf. Für die Anfangsjahre ist unser Archiv sogar der einzige Eintrag. Dabei erschien das Blatt mindestens von 1949 bis 1971. In den Akten finden sich Ausgaben aus diesem kompletten Zeitraum – wenn auch mit großen Lücken.

Die bedingungslose Kapitulation aller Land-, See und Luftstreitkräfte der Wehrmacht, die zur Einstellung aller Kampfhandlungen am 8. Mai 1945 führte, hinterließ eine immer noch beachtliche Truppe entwaffneter Soldaten in einem Machtvakuum. Ihre Order lautete, sie hätten zunächst in ihren Stellungen zu verbleiben. Aufgelöst wurden die Streitkräfte auch in der unmittelbaren Folgezeit nicht. Ihr Status glich faktisch dem von Kriegsgefangenen, auch wenn sie in der britischen Besatzungszone als „Surrendered Enemy Personnel“ (SEP, etwa: in Gewahrsam befindliches Feindpersonal) bezeichnet wurden. Stattdessen wurden sie ab Juli zu Arbeitseinsätzen unter dem Befehl der Alliierten herangezogen, z.B. beim Strassenbau und der sonstigen Wiederherstellung der Infrastruktur. Auch nach der offiziellen Auflösung der Wehrmacht im Sommer 1946 bestanden diese Arbeitsgruppen fort. Sie wurden umorganisiert und in der britischen Zone unter der Bezeichnung German Civil Labour Organisation (GCLO, Deutsche Zivile Arbeitsorganisation) zusammengefasst. 1950 wurden sie in German Service Organisation (GSO) umbenannt. Zu dieser Zeit gehörten ihnen etwa 35.000 Personen an. Viele blieben freiwillig bei den Truppen, da sie weder Familien noch Berufe hatten, zu denen sie hätten zurückkehren können.

Auch in der amerikanischen und der französischen Besatzungszone wurden ähnliche Hilfstruppen-Verbände aufgestellt. Im Laufe der Zeit etablierte sich für all diese Organisationen der Sammelbegriff „Dienstgruppen.“

Da das Rheinland hauptsächlich in der britischen Zone lag, begann die rheinische Kirche Ende der 1940er Jahre die seelsorgerliche Betreuung der Angehörigen der GCLO-Einheiten zu organisieren (1OB 017I, Nr. 368) . Diese hatten nicht nur mit Ressentiments der deutschen Bevölkerung zu kämpfen, die die Zusammenarbeit mit den Besatzern nicht selten als Verrat empfand. Auch der dauerhaft rechtlich unsichere Status setzte vielen zu. Das „lagermäßige“ Leben stellte eine zusätzliche Schwierigkeit dar. Viele verheiratete Angehörige der GSO-Truppen mussten jahrelang von ihren Familien getrennt leben. „Der Engländer gestattet den Männern einmal im Jahr auf Besatzugskosten eine freie Fahrt. Alle anderen Fahrten müssen selbst getragen werden.“ Dieses aber bei viel zu geringer Entlohnung. Mit Gottesdiensten, Gruppenabenden, Freizeiten und Geschenkaktionen versuchten die Dienstgruppen-Seelsorger die Männer in ihrer schwierigen Situation zu zurüsten.

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