„Für manche Bundesrepublikaner scheint eine Reise nach Berlin immer noch so etwas wie ein Abenteuer zu sein, das man lieber Beherzteren überlässt oder Kongressteilnehmern und Geschäftsleuten, die ihr Berufsethos auch nach Schanghai oder auf eine von Haifischen bewachte Insel fahren ließe, wenn es sein müsste.“ Mit diesem Bonmot leitete die Wochenzeitung „Die Zeit“ am 7. April 1955, nahezu zehn Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, einen Artikel über das allmählich aus der Schockstarre erwachende Berlin ein. Der Tourismus zog erst später, dann jedoch vehement an.
Der Fotograf Hans Lachmann besuchte in den 1950ziger bis 1970ziger Jahren mehrmals Ost- und West-Berlin. Er fing gekonnt die Stimmung dieser Jahre ein. Eine kleine Auswahl seiner Fotos präsentieren wir Ihnen hier in einer Diaschau.
Nach 1945 konnte man Berlin politisch als eine Insel in einer feindlichen Umgebung betrachten. Entsprechend den Londoner Protokollen war es, spiegelbildlich zu ganz Deutschland, in vier Sektoren geteilt: der Sektor der Vereinigten Staaten von Amerika, des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland, Frankreichs und der Sowjetunion.Weder die Konferenz von Jalta noch das Potsdamer Abkommen sahen eine Spaltung in West- und Ostsektoren, in West-Berlin und Ost-Berlin vor. Sie ergab sich aus den zunehmenden politischen Spannungen zwischen den West-Alliierten und der UdSSR Josef Stalins. Im Zuge des Kalten Kriegs, nachdem Stalin 1948 dem Alliierten Kontrollrat den Rücken gekehrt hatte, und nach der Währungsreform in den West-Sektoren 1948/49, verhängte die Sowjetunion eine Blockade gegen West-Berlin, die die Westalliierten mit der „Berliner Luftbrücke“ ins Leere laufen ließen. Mit der Blockade endete die gemeinsame Verwaltung Berlins, und mit der Gründung der beiden deutschen Staaten 1949, der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 1949 und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 7. Oktober 1949, verschärften sich die Gegensätze. Während die Bundesrepublik ihren Regierungssitz in Bonn einrichtete, proklamierte die DDR Ost-Berlin als Hauptstadt.
Die Berliner Mauer wurde zum Sinnbild des Kalten Kriegs. Sie trennte ab dem 13. August 1961 die beiden Teile Berlins. Ein Übergang war nur an bestimmten Kontrollpunkten möglich, allerdings nicht für die Bewohner Ost-Berlins und der DDR und nur in Ausnahmefällen für die Bewohner West-Berlins. Nahezu drei Jahrzehnte später, im Zuge der politischen Wende in der DDR, fiel die Mauer am 9. November 1989. Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 beschloss der Deutsche Bundestag nach kontroverser öffentlicher Diskussion 1991, dass Berlin Hauptstadt mit Sitz des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung sein solle.
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