Das Magdalenenasyl Bethesda in Boppard – Aus dem Tagebuch seiner ersten Leiterin

Das 1855 im ehemaligen St.-Martins-Kloster in Boppard gegründete Magdalenenasyl, in dessen Räumlichkeiten heute die südrheinische Außenstelle des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland untergebracht ist, war im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine der bedeutendsten diakonischen Einrichtungen der südlichen Rheinprovinz. Mit dem Tagebuch der ersten Anstaltsleiterin, Schwester Amalie Göschen (1813-1901), liegt eine einmalige Quelle vor, die tiefe Einblicke sowohl in das alltägliche Leben in der Anstalt wie auch in die Befindlichkeiten ihres Führungspersonals gewährt.

Das Klostergebäude St. Martin in Boppard. Hier wurde 1855 das Magdalenenasyl Bethesda gegründet. (AEKR, Best. 5WV 025B, Nr. 186)
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Die drei Leben des Gebäudes der evangelischen Kirche in Essen-Bergeborbeck

Nördlich von Essen gab es bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein eine fast rein katholische Bevölkerung. Durch die Ausweitung des Steinkohlenbergbaus und der Industrialisierung wuchs die evangelische Bevölkerung rasant, u.a. durch Zuzug ostpreußischer Arbeiter. In der Kommunalgemeinde Borbeck wurde 1856 die Evangelische Kirchengemeinde Borbeck selbständig. In den abseitigen Gemeindeteil nördlich der sog. Köln-Mindener Eisenbahn – in der Gemarkung Vogelheim gelegen – wurde ab 1896 ein Hilfsprediger entsandt. Ab 1897 war das Pastor Hans Conrad, der diesen Gemeindeteil für die nächsten Jahre prägen sollte. 1899 wurde hier ein Betsaal gebaut, in dem auch die Gottesdienste abgehalten wurden. Errichtet hatte dieses Gebäude der Ev. Kirchbauverein Vogelheim. Aus finanziellen Gründen konnte erst 1903 eine eigene Pfarrstelle für den Bezirk Vogelheim errichtet werden, die dritte Pfarrstelle der Kirchengemeinde Borbeck. Hans Conrad amtierte hier bis 1907. Sein Nachfolger wurde für die nächsten 38 Jahre bis 1945 Wilhelm Viebahn. Nach langwierigen Bemühungen und einer Abstimmung in einer Gemeindeversammlung des Bezirkes wurde die Kirchengemeinde mit dem Namen „Vogelheim“ zum 01. April 1928 selbständig. Den Namen „Kirchengemeinde Essen-Bergeborbeck“ erhielt die Gemeinde gegen den Willen des Konsistoriums der Rheinprovinz zum 01. Januar 1934; der zu den „Deutschen Christen'“ gehörende Pfarrer Viebahn hatte den zeitweiligen „Bischof des Gaues Köln-Aachen“, Oberheid, zu einer Intervention veranlassen können.

Abbildung der Evangelischen Kirche Essen-Bergeborbeck. Aus Bestand: 1OB008(Ortsakten), Nr. 3910
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Fundbüro im Gemeindebrief

Der Gemeindebrief ist nach wie vor das Medium um in der Kirchengemeinde über alle relevanten Themen von Veranstaltungen, Berichten, Terminen bis zu Geburten, Taufen und Todesfällen zu informieren.

Nachrichtenblatt der evangelischen Kirchengemeinde Baumholder. Ausgabe Nr. 9, Juni 1956.


Eine kürzliche Abgabe an unsere Gemeindebriefsammlung 8SL 047 führt in einer Ausgabe eine eher ungewöhnliche Rubrik. Die Ausgabe Nr. 9 des „Nachrichtenblatt der evangelischen Kirchengemeinde Baumholder“ vom Juni 1956 führt die Rubrik „Fundbüro“ auf Seite 3 des insgesamt 4-seitigen Gemeindebriefes die folgenden Gegenständen auf:
1 Paar rote Lederhandschuhe
1 Paar braune Lederhandschuhe
1 Paar grüne Lederhandschuhe
1 rote Mütze
4 Gesangbücher

Rubrik Fundbüro aus „Nachrichtenblatt der evangelischen Kirchengemeinde Baumholder“, Nr. 9, Juni 1956.


Lederhandschuhe und Mütze deuten eher auf einen Verlust im Winter oder Frühjahr hin, finden sich aber in der Juni Ausgabe des Gemeindebriefes. Ob die Gegenstände bereits in einer der vorherigen Ausgaben Erwähnung gefunden haben und entsprechend lange auf Abholung gewartet haben kann nicht beantwortet werden, da die Ausgaben nicht vorliegen.


Die Gemeindegliederzahl der Ev. Kirchengemeinde Baumholder ist für das Jahr 1957 im Gemeindeverzeichnis mit 4500 angegeben. Einen besseren Weg als über die Reichweite des Gemeindebriefes die EignerInnen der verlorenen Gegenstände zu benachrichtigen gab es für die damalige Zeit wohl kaum. Ob die Vermittlung des verlorenen Besitzes erfolgreich war bleibt offen.

Einen Einblick in die durchaus problematische Zeit der 1950er-1960er Jahre in Baumholder bietet folgender Beitrag.


Fotorückblick: Wiederaufbau der bombenzerstörten Johanneskirche Düsseldorf

Zerstörte Häuser und Straßen in Düsseldorf Stadtmitte, Johanneskirche, Fotograf: Hans Lachmann, 1950, Signatur: AEKR 8SL046 (Bildarchiv), BRD_1950_2144
Johanneskirche Düsseldorf, um 1953, Fotograf: Hans Lachmann
Signatur: AEKR 8SL046 (Bildarchiv), 200_190

Die am 6. Dezember 1881 eingeweihte Johanneskirche wurde bei dem sog. Pfingstangriff in der Nacht vom 11. auf den 12.06.1943 durch Fliegerbomben stark beschädigt. Zunächst gab es Überlegungen, aus städtebaulichen Gründen die Kirche an anderer Stelle neu zu errichten, da aber große Teile der Kirche erhalten blieben, konnte am 10. Juni 1951 der Wiederaufbau der sog. Stadtkirche feierlich begonnen werden.

Heute vor 73 Jahren fand die Grundsteinlegung der größten evangelischen Kirche in Düsseldorf statt. Der Pressefotograf Hans Lachmann dokumentierte dieses Ereignis. Auf den Fotos hält ehemaliger Düsseldorfer Superintendent und Oberkirchenrat Rudolf Harney, der sich für den Wiederaufbau auf dem Martin-Luther-Platz eingesetzt hatte, eine feierliche Rede. Auf einem weiteren Foto präsentieren zwei Mädchen stolz die Urkunde, die den Beschluss des Wiederaufbaus der Johanneskirche enthält.

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Ein „junges Gedächtnis“ wird gewünscht: Der Ost-West-Dienst in Berlin 1961-1975

Der Bau der Berliner Mauer durch das Regime der DDR drohte 1961 auch die Kommunikation zwischen den beiden Kanzleien der EKU in West- und Ostberlin zu unterbinden. Die Evangelische Kirche der Union, seit 1953 die Nachfolgerin der ehemaligen Kirche der Altpreußischen Union (APU), war (und ist seit 2003 nunmehr als UEK) der Verbund der unierten Landeskirchen in Deutschland und umfasste sowohl West- wie Ostkirchen.

Im Mai 1962 richtete daher Oberkirchenrat Johannes Schlingensiepen an den befreundeten Duisburger Superintendenten Vetter folgende Bitte:

„Lieber Otto! Die Kanzlei der EKU braucht 14-tägig wechselnd einen rheinischen Theologen (durchgestrichen: Pfarrer), der die Vermittlung zwischen den Kanzleien im Osten und Westen herstellt, da die West-Berliner ja selbst nicht durch die Mauer kommen. Es handelt sich dabei um fast tägliche Botengänge, um Teilnahme an den Sitzungen der Kanzleien und um Übermittlung der zur Diskussion stehenden Angelegenheiten. Die Entsandten müssen noch über ein junges (durchgestrichen: brauchbares) Gedächtnis verfügen, so dass sie entscheidende Dinge (vor allem Beschlüsse) wörtlich wiederzugeben in der Lage sind… Wir bitten dich, eine Reihe von Duisburger Brüdern für diesen Dienst willig zu machen.“

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Relikte des Berliner Mauerbaues 1961 im Keller des Landeskirchenamtes Düsseldorf

Ich war erst seit wenigen Wochen im Düsseldorfer Archiv tätig, als Anfang 2001 die Hausleitung bat, einige Kisten zu überprüfen, die in einem Verschlag im sogenannten Kassenkeller des Landeskirchenamtes entdeckt worden waren. So etwas vernimmt ein Archivar gern und zusammen mit den beiden Hausmeistern machte ich mich an die Autopsie:

Es handelte sich um nicht weniger als 23 sorgfältig gezimmerte Holzkisten, die jeweils mit massiven Vorhängeschlössern gesichert waren. Mangels Schlüssel mussten die Kisten aufgebrochen werden. Zum Vorschein kam das versammelte Rechnungswesen des Berliner Stadtsynodalverbandes für den Zeitraum 1948-1960.

Die Unterlagen waren in ursprünglich 27 Kisten unmittelbar nach dem 13. August 1961 per Flugzeug in die am weitesten westlich gelegene Landeskirche transportiert worden.

Abgetragene Häuser an der Bernauer Straße in West-Berlin. Fotograf: Hans Lachmann; Datum: ca. 1968; Ort: West-Berlin; Signatur: AEKR 8SL046 (Bildarchiv), BRD_1968_0953
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