Einweihung der Florinskirche in Koblenz am 7. September 1930

1OB 008, Nr. 14861 – Florinskirche in Koblenz

Bei Verzeichnisarbeiten an den Koblenzer Ortsakten (Bestand 1OB 008) fand sich in der Beiakte „Die bauliche Unterhaltung der St. Florinskirche in Koblenz“ (Nr. 14861) ein Bildband des Fotoateliers ‚Welt-Foto-Koblenz Lindstedt-Zimmermann‘. Darin enthalten sind Aufnahmen der Florinskirche am Tage ihrer Einweihung am 7. September 1930. Aufgenommen wurden sie von Karl Zimmermann, einem emsigen und arbeitsamen Fotografen, der nach dem 1. Weltkrieg v.a. für die Besatzungsmächte erst in Diez an der Lahn, später in Koblenz tätig war. Daneben fing Zimmermann mit seiner Kamera auch seine Umgebung ein und dokumentierte somit das Zeitgeschehen.

Ihm sind nun auch die Fotografien der Einweihungsfestlichkeiten der Florinskirche nach über einem Jahr Bauzeit zu verdanken. Lange hat die evangelische Gemeinde in Koblenz für die Instandsetzung kämpfen müssen. Zwar waren Restaurationsmaßnahmen am Gebäude schon 1912 beschlossen worden, doch verzögerte sich die Ausführung. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs sowie die Nachkriegszeit legten dann schließlich alle Vorhaben auf Eis. „Seitdem ist die Kirche in einen solchen Verfall geraten, dass nicht nur das gottesdienstliche Leben dadurch auf das empfindlichste gestört wird, sondern dass sogar für Fremde der Anblick der Kirche geradezu ein Anstoss wird, so dass die Stadtverwaltung bereits im Interesse des Fremdenverkehrs bei uns vorstellig wurde“, klagte der Gemeindepfarrer Fritz Ernst Ferdinand von der Heydt (2. Pfarrstelle) in einem Schreiben vom 11. Nov. 1928 an den Ev. Oberkirchenrat in Berlin (1OB 008, Nr. 14861). Die Liste der Erneuerungsarbeiten war lang: Heizung, Beleuchtung, der Innenanstrich (noch von 1894), Fenster, Außenputz, Abflussrohre, die Orgel (letzte Reparatur von 1899) waren nur einige Baustellen, um die sich dringend gekümmert werden musste. „Die Wiederherstellung der Kirche ist nicht so sehr unter dem Gesichtspunkt der Denkmalpflege notwendig, sondern ganz überwiegend unter dem Gesichtspunkt des Gemeindegebrauchs“ schrieb von der Heydt weiter (ebd.).

Ein wesentlicher Grund der Bauverzögerung lag in der Klärung der Finanzierung und ihrer Zuständigkeit. Der Preußische Staat übernahm 1924 Eigentumsrechte an der Kirche vom Deutschen Staat und war damit mit der ev. Gemeinde in Koblenz Mitbesitzer der Florinskirche. Die Gemeinde war nicht in der Lage, die Baukosten alleine zu tragen und bemühte sich fortwährend um staatliche Mithilfe bei der Instandsetzung. Nach einer Besichtigung der Kirche am 12. Juni 1928 mit Vertretern des Ministeriums wie dem Ministerialrat Grünbaum, dem Landeskonservator Prof. Dr. Hiecke, Provinzialkonservator Prof. Dr. Renard, dem Orgelsachverständiger Prof. Biehle und weiteren Vertretern sowohl der Regierung als auch des Rheinischen Konsistoriums, wurde schließlich ein Kompromiss bezüglich der Finanzierung gefunden. Der Superintendentenbericht aus dem Jahr 1931 des Kirchenkreises Koblenz gibt schließlich Auskunft über die tatsächliche Aufteilung der Kosten: 20.000 RM aus landeskirchlichen, 5000 RM aus provinzialkirchlichen und 79.000 RM aus staatlichen Mitteln (Verhandlungen der Kreis-Synode Koblenz am Rhein in ihrer Versammlung zu Boppard am 18. und 19. Mai 1931, S. 17).

1929 konnte nun mit den Baumaßnahmen begonnen werden, die sich über ein Jahr hinzogen. Die ursprüngliche Einweihung der Florinskirche im Frühjahr 1930 musste auf den Herbst verschoben werden und konnte endlich feierlich am 7. September 1930 begangen werden. Impressionen des Festtages gewinnen wir aus dem oben erwähnten Fotoalbum. Leider sind keine Namensnennung oder Informationen zu den Teilnehmern enthalten. Man kann aber wahrscheinlich davon ausgehen, dass der Sup. Otto Keller (1. Pfarrstelle), Fritz Ernst Ferdinand von der Heydt (2. Pfarrstelle) und Paul Heinrich Wilhelm Immanuel Coerper (3. Pfarrstelle) unter den abgelichteten Personen zu finden sind.

Weitere Informationen zur Florinskirche, v.a. Korrespondenzteile zur Organisation der Feierlichkeiten, finden sich im Bestand 4KG 031B (Kirchengemeinde Koblenz). Das Ev. Sonntagsblatt für Koblenz und Umgebung veröffentlichte auch einen Bericht zum Einweihungsfest vom 7. Sept. 1930.

3 Gedanken zu „Einweihung der Florinskirche in Koblenz am 7. September 1930

  1. Liebe Frau Schröder,

    bei den Pfarrern auf dem linken Bild in der zweiten Reihe handelt es sich von links nach rechts um:

    Pfarrer Paul Coerper
    Superintendent Otto Keller
    Pfarrer Fritz von der Heydt
    Generalsuperintendent Ernst Stoltenhoff (mit umhängendem Kreuz)
    Provinzialsynodalpräses Walther Wolff

    Bei dem Herrn auf dem rechten Bild in der ersten Reihe, der auch auf den drei Bildern der dritten Reihe zu sehen ist, dürfte es sich um Otto Schönhagen handeln, dem Leiter des Provinzialkirchlichen Bauamts, der die Restaurierungsarbeiten 1929/30 geleitet hatte.

    Zeitgeschichtlich interessant ist auch das auf dem linken Bild der ersten Reihe zu sehende Werbeplakat für den 11. Reichs-Frontsoldatentag am Rhein der Organisation „Stahlhelm“, der am 4. und 5. Oktober 1930 in Koblenz stattfand.

    Herzliche Grüße aus Boppard,

    Andreas Metzing

    • Vielen Dank für die hilfreichen Ergänzungen Dr. Metzing! Ich war auch so frei, Ihre Hinweise zu weiteren Quellen in den Beitrag mitaufzunehmen.

      Liebe Grüße
      Ilona Schröder

  2. Pingback: Einweihung der Florinskirche am 7. September 1930 - Stadtarchiv Koblenz

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