„Sichere Kapitalanlage“ im Jahr 1923

Folgende Anzeige veröffentlichte die evangelische Kirchengemeinde Düsseldorf am 13. Mai 1923 in ihrem „Düsseldorfer Sonntagsblatt“:

Kapitalanleihe
Düsseldorfer Sonntagsblatt. Kirchlicher Anzeiger der evangelischen Gemeinden zu Düsseldorf, Ausgabe 20/1923 vom 13. Mai, S. 8

Da die Registratur der Kirchengemeinde 1943 bei Luftangriffen zerstört wurde, wissen wir nichts über die Resonanz auf diesen Aufruf. Gesetzt den Fall, dass sich einige treue Gemeindeglieder zur Zeichnung motivieren ließen: Wie erging es ihnen bzw. ihrem Kapitaleinsatz?

Bekanntlich eskalierte die in Deutschland herrschende Hyperinflation in den kommenden Monaten weiter. Am 15. November 1923 erfolgte schließlich der harte Cut: Die neue Rentenmark wurde zum Kurs von einer Billion (1.000.000.000.000) Papiermark eingeführt, womit wieder der Vorkriegskurs von 1914 zum US-Dollar (4,20 Goldmark) erreicht wurde. Rechnerisch ergab sich somit aus dem gesamten Volumen des Düsseldorfer Gemeindedarlehens noch ein Wert von 0,00001 Rentenmark. Das Aufwertungsgesetz des Reichstages von 1925 brachte dann mehr symbolische Erleichterungen; so wurden etwa die bis 1918 gezeichneten Kriegsanleihen noch mit 2,5 % ihres Nennwertes angesetzt. Die sozialen und politischen Folgen der Inflation für breite Teile des Mittelstandes und die Stabilität des politischen Systems in der Weimarer Republik lassen sich kaum überschätzen. Die Düsseldorfer Anleihe bildete in diesem Zusammenhang nur einen winzigen Mosaikstein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert