Der 21. März ist ein historisches Datum, genauer der 21. März 1933. Denn an diesem Tag, also heute vor exakt 90 Jahren, wurde in der Garnisonkirche in Potsdam der Reichstag eröffnet, nämlich der erste nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Bekannt ist vielen sicherlich die Aufnahme der Verneigung Adolf Hitlers vor Reichspräsident Paul von Hindenburg, während er ihm die Hand schüttelt. Eine symbolträchtige Inszenierung der Nationalsozialisten des Bundes des „alten und neuen Deutschlandlands“. Die „historische Stunde der Nation“, wie die Dienstag-Abend-Ausgabe der Rheinisch-Westfälische(n) Zeitung (8SL 033 Nr. 269 – 21.3.1933) diesen Tag bezeichnete, überließ man auch nicht dem Zufall. Mit Blick auf den 21. März 1871 wählte man bewusst dieses Datum. Denn 1871 hatte sich an diesem Tag der erste Reichstag des Deutschen Kaiserreichs konstituiert. Die Ansage war deutlich. Die nationalsozialistische Bewegung darf und soll als legitime Nachfolge des alten Preußen verstanden werden.

Schaulustige kamen in Massen zur Eröffnung. „Ein beinahe lebensgefährliches Gedränge herrscht schon jetzt, Stunden vor dem Beginn der Feiern, in der Umgebung der Garnisonskirche. In den Bäumen hängen Lautsprecher. Musik: Das Horst-Wessel-Lied. (…) Frauen, Männer und Kinder mit erwartungsfrohen Gesichtern, Fähnchen und Wimpel in den Händen“, berichtet die Rheinisch-Westfälische Zeitung (s.o.). Wer nicht vor Ort war, um das Spektakel hautnah mitzuerleben, konnte es den vielen Berichten zahlreicher Zeitungen entnehmen, die minutiös über die Ereignisse rund um die Reichstagseröffnung informierten.

Auch heute noch können wir darüber lesen. Viele solcher Artikel finden sich nämlich in der Kirchenkampfsammlung V aus dem Bestand 8SL 033. Überhaupt weist der Bestand ein breites Spektrum nicht nur an Zeitungen und Zeitschriften, sondern auch an grauer Literatur, Broschüren oder Flugblättern auf. Diese Archivalien machen dabei fast ein Drittel des ganzen Bestandes aus! Enthalten sind natürlich Zeitungen kirchlicher Verleger, etwa die „Rheinische Correspondenz“, der „Zeitungsspiegel“ oder die fast vollständigen Ausgaben des Ev. Pressedienstes der Jahre 1924-1941. Daneben finden sich zahlreiche (lokale) Tageszeitungen, z.B. die Bergische Zeitung, die Düsseldorfer Lokal-Zeitung, Aus Opladen und Umgebung, Kölnische Zeitung, etc. Die Sammlung beschränkt sich dabei nicht nur auf Presse aus dem Rheinland und Westfalen. Vertreten sind etwa der Würzburger Generalanzeiger, der Hannoversche Kurier, die Münchener Illustrierte Presse, die Berliner Illustrierte Zeitung u.v.m. Die Presseartikel umspannen vor allem die Jahre 1933 bis 1945, wobei das Gros der gedruckten Unterlagen auf den frühen 1930er Jahren liegt. Leider sind nicht alle Ausgaben einer Reihe vollständig erhalten, doch die Menge an den Zeitungen bildet einen interessanten und aussagekräftigen Quellenfundus für die Zeit des Nationalsozialismus und für die Zeit des Kirchenkampfes.

Noch ein kurzer Tipp am Rande; wer in älteren Zeitungsausgaben schmökern möchte, kann dies gerne im Deutschen Zeitungsportal der DDB tun. Hier finden sich die Digitalisate historischer Zeitungen aus den Jahren 1671 bis 1952. Man kann in der Suchleiste nicht nur nach dem Titel der Zeitung suchen, sondern dank OCR (Texterkennung) auch nach Personen, Städtenamen oder sonstigen markanten Begriffen. Zum Link geht es hier.